laut.de-Biographie
Brandon Flowers
Es gibt eine Traditionslinie von Sängern, die ihre intakten Hauptbands nach großen Mainstream-Erfolgen zeitweilig hinter sich lassen, um es auch einmal ganz auf eigene Faust zu versuchen. Radioheads Thom Yorke hat es getan und zutiefst bereut.
Julian Casablancas irritierte mit seiner all zu ambitionierten Neudefinition des Strokes-Sounds, genauso wie Kele Okereke mit seiner Abkehr von Bloc Partys Stärken. Einzig Paul Banks alias Julian Plenti fiel in der öffentlichen Rezeption nicht hinter seine Band Interpol zurück.
Gerade an den letzten drei Musikern muss sich Brandon Flowers messen lassen, entstammt doch auch seine Combo The Killers der postmodernen Retrowelle der Nuller Jahre, die besagte Bands explosiv nach oben spülte. Flowers hat jedoch bereits einen schweren Gang hinter sich, bevor er 2004 mit "Somebody Told Me" und "Mr. Brightside" schlagartig zum Star avanciert.
Brandon Flowers wird 1981 als jüngstes von sechs Kindern in der Nähe von Las Vegas geboren. Seine ersten High School-Jahre verbringt er in einem Kaff im Bundesstaat Utah, ehe er zurück nach Las Vegas zieht und bei seiner Tante wohnt. Sein älterer Bruder Shane beeinflusst Brandon musikalisch extrem. Er bringt ihm Anfang der 90er Jahre The Smiths, U2 und The Cure näher.
Im Gegensatz zu seinen Klassenkameraden wird Flowers so hauptsächlich mit britischer Rockmusik sozialisiert. Er liebt die Pet Shop Boys und Depeche Mode. Nach dem Live-Erlebnis von Oasis beschließt Brandon dem Vernehmen nach, selbst Musiker in einer Rockband zu werden. Er bricht das College ab, arbeitet jedoch zunächst zeitweilig in einem Luxushotel als Page.
Seine ersten musikalischen Gehversuche macht er in der Synthie-Pop-Band Blush Response, die ihn aber hinauswirft, weil er den Umzug nach Los Angeles nicht mitmachen will. Per Annonce lernt er in Las Vegas seinen späteren Gitarristen Dave Keuning kennen und gründet mit ihm, Mark Stoermen und Ronnie Vannucci The Killers, die sich nach der imaginären Band aus dem Video zu New Orders "Crystal" benennen.
Die ersten drei Alben der Killers erreichen allesamt mehrfachen Platin-Status. Auch veritable Feindschaften zu The Bravery, Fall Out Boy und Green Day pflegt der in Interviews bisweilen exzentrische Flowers gern öffentlich. Später heiratet der Sänger und wird Vater, schrille Interviews gibt er kaum noch.
Im Frühjahr 2010 kündigt Flowers sein Soloalbum "Flamingo" an. Weil seine Bandkollegen eine längere Pause einlegen wollen, wird er notgedrungen zum Solisten. "Mir wären die Songs als Killers-Album lieber, obwohl sie sicher ganz anders geworden wären, wenn ich sie mit der Band gemacht hätte", sagt Flowers dem NME.
Auf "Flamingo" wagt der Killers-Sänger trotz seines charakteristischen Songwritings einige dezente Experimente. Er nimmt einen Gospel-Song auf, singt ein Duett mit Jenny Lewis von Rilo Kiley und lässt sich im Video zur poppig-wavigen Single "Crossfire" von Charlize Theron aus den Klauen von Terroristen retten. Auch nicht der schlechteste Grund dafür, es einmal solo zu versuchen.
2015 erscheint mit "The Desired Effect" der zweite Solo-Longplayer des Sängers. Mit Gastmusikern wie Neil Tennant von den Pet Shop Boys und Bruce Hornsby wagt sich Flowers diesmal noch ein ganzes Stück weiter auf 80s- und Discoterritorium vor. Die Killers verharren unterdessen wieder einmal in Warteposition.
Was bleibt: der Wille zur großen Geste, zur großen Bühne und zum großen Refrain. Las Vegas-Megalomanie und Glitzer treffen 80er-Jahre-Synthesizer und Disco-Pop. Textlich mag es Flowers nach wie vor am liebsten episch im Sinne von Bruce Springsteen, eine Ästhetik, die sich durch sein gesamtes Schaffen, solo oder mit The Killers zieht. Amerikanische Träume und Landschaften, in ihrer Vertonung wie gemacht für Stadien.
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