laut.de-Kritik
Duftwasser auf die Mühlen der Killers-Fans.
Review von Ulf KubankeMit den Killers eroberte er die Welt, nun versucht sich Brandon Flowers an einem Soloalbum. Hat es sich gelohnt? Oh ja! Lässig und unbeirrbar schüttet der Mann aus Nevada Duftwasser auf die Mühlen von Fans und so manchem Musikpolizisten gleichermaßen.
Warum überhaupt eine ganz eigene Karriere, möchte man fragen. Die Antwort hat weniger etwas mit Egozentrik, denn mit stimmiger künstlerischer Vision zu tun. Für Flowers muss es auf "Flamingo" die ganz große Geste sein. Mehr denn je gibt er den Las Vegas-Dandy. Mehr denn je sind die Tracks Cocktail statt Bourbon. Riskant? Maximal dann, wenn man es nicht vermag, gute Lieder zu schreiben. Und um diesen Punkt muss man sich bekanntermaßen seit Lou Reeds Mitwirkung ("Tranquilize") keine Sorgen mehr machen.
Mit Zoot Womans Stuart Price und dem kommerziell wie künstlerisch gut abgehangenen Daniel Lanois (U2, Eno, Peter Gabriel) fand Flowers zwei wie angegossen passende Mitstreiter. Erfreulicherweise macht der 29-Jährige nicht den Fehler, seine Federführung aus der Hand zu geben, lässt sich aber auf dem selbst gewählten Pfad zwischen Tradition und Moderne sinnvoll attestieren.
Flowers' Stärken liegen definitiv in seiner - besonders für US-Verhältnisse - kompositorischen Sonderstellung. Zwischen klassisch pathetischem Springsteen-Americana und urbritischem Wave richtet er sich gern und souverän häuslich ein. Dies zeigt gleich das Intro "Welcome To Fabulous Las Vegas": "Give us your dreamers, your heartaches and your sins / Did nobody tell you, the house will always win?"
Auf "Only The Young" hört man erstmalig in dieser Deutlichkeit den prägenden Einfluss der englischen Postpunker Psychedelic Furs. Wer sich an deren wundervollen Wavepop-Hits "Heartbreak Beat" und "Don't Be A Girl" ergötzen kann, wird einen denkbar leichten Zugang zu "Flamingo" finden. Schlängelt sich dieser Geist doch wie ein zarter roter Faden durch Brandons Album.
Für das leger-schicke Liebesduett "Hard Enough" holt er sich die Saddle Creek erprobte Rilo Kiley-Sängerin Jenny Lewis ans Mikro: Ein perfekter Ohrwurm ohne Kitschalarm. "Was It Something I Said?" und "Magdalena" hingegen rangieren bewusst nah an der Grenze zum fluffigen Bubblegum. Der Kontrast funktioniert dennoch. Vor allem letzteres Lied zeigt wohl unfreiwillig klar die geistige Verwandtschaft zum tragischen Helden Willy DeVille. Ähnlich wie dessen Urcombo Mink DeVille ist Flowers mitunter hin- und hergerissen zwischen großem amerikanischen Songwritertum und einer verludernd goldzahnigen Schlagerhaftigkeit.
Die intensivsten Momente auf der Scheibe sind gleichwohl die stillen, in sich ruhenden Dramen. "Playing With Fire" ist eine dieser Hymnen, die auf lange Sicht das Zeug zum Klassiker haben. Ein Vorzeigestück in Sachen musikalischem Spannungsbogen. Das elegische "On The Floor" hält ebenso gekonnt die sepiafarbene Balance zwischen Romantik und desillusionierter Melancholie.
Am Ende steht die Erkenntnis, dass auf Brandon Flowers zweifelsohne ein Zimmer im Tower of Song bei den Vorbildern wartet, so er die eigenen Stärken weiterhin füttert. So warten wir weiter geduldig auf das absolute Meisterwerk. Es wird kommen. Denn wir wissen inzwischen: "The house will always win."
9 Kommentare
also ich tu ich ehrlich gesagt noch sehr schwer , ich habs das ganze wochenende gehört.
mal zur seite gelegt mich in das Interpol album reingelegt , hm , beides funktioniert irgendwie nicht.
ich vermisse einfach den wuchtigen Killers Sound , den Rock und die geilen Popsongs aus dem letzten Killers album.
all the young - hard enough funktionieren ganz gut aber irgendwie erreicht es mich nicht.
bin ein grosser fan der Killers und Brandon aber als rockfan und Indie Pop fan ist mir das zu wenig.
vielleicht dauerts ja noch , ich gib noch nicht auf aber ich will mir auch kein Album schön hören.
jop, das album is nich mehr als durchschnitt.
zwar teilweise gute ansätze, aber kein song bricht richtig aus.
der abwärtstrend geht weiter ...
Also mir gefällts sehr gut, aber wie bei den Killers Alben muss man es schon mögen und wenn es einem nicht gleich gefällt, dann hat man es schwer.
Also mich hat das Album sofort in seinen Bann gezogen. Zwar definitiv pathetisch und teilweise cheesy, aber längst nicht so künstlich wie das letzte Killers-Album. Bin sehr positiv überrascht!
Ich fand DayAges schon unglaublich, aber FLAMINGO hat mich vollkommen aus dem Sessel gehauen. DIE musikalische Offenbarung für mich, keine Frage.
Unglaublich starkes Album, habs mittlerweile schon an die 20 Male angehört....und es wird beileibe nicht schwächer! Jilted Lovers and Broken Hearts ist für mich das Killers-Ähnlichste Lied und wohl auch das Stärkste.