laut.de-Kritik

Auch zu Hause ein fulminantes Erlebnis.

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Es ist noch gar nicht lange her, da bewegten sich Bring Me The Horizon irgendwo zwischen Bands wie The Devil Wears Prada und Architects im Metalcore-Getümmel. Unterschiede zu verwandten Genre-Bands waren damals kaum auszumachen. Nach unzähligen Club-Shows und Festival-Auftritten ist die damalige U18-Band spätestens mit ihrem letzten Studioalbum Sempiternal nicht nur erwachsen geworden, sondern vor allem daran gewachsen. Die ehemaligen Knilche füllen jetzt Arenen.

Im Dezember 2014 betraten Bring Me The Horizon die Wembley Arena und nahmen die größte Show, die sie jemals spielten, als Anlass für ihre erste DVD-Veröffentlichung. Für britische Bands ist die Londoner Arena nicht nur ein Austragungsort von Sportevents und Musikereignissen, sondern wie das Maracanã für brasilianische Fußballsfans ein nahezu heiliger Ort. Deshalb ließen sich die Jungs für das außerordentliche Konzert vor ca. 12.000 begeisterten Fans besondere Effekte einfallen, die die komplette Show zu einem fulminanten Erlebnis auch für zu Hause macht.

Im LED-Zeitalter sind riesige Leinwände selbst für mittelständische Bands erschwinglich, weshalb sich immer mehr Künstler und Bands aus dem Schatten von Nine Inch Nails hervortun und mehr Wert auf ihre visuelle Wahrnehmung legen. Die Konzeptionalisierung der Show von Oli Sykes und Co. beinhaltet neben bunten Pixeln auch Pyros und Lichteffekte, die dem Abend eine besondere Atmosphäre verleihen.

Nach dem märchenhaften Intro von "Shadow Moses" explodieren die Briten zusammen mit ihrem Publikum, das zu großen Teilen aus Teenagern bzw. jungen Mädchen besteht, die dem Frontmann nahe kommen wollen. Dabei ist Oli alles andere als charismatisch. Ansagen wie "Are you fucking deaf?" oder "You fucking pussys" spornen das Publikum zwar an, lassen aber die feine britische Art gänzlich missen.

Nichtsdestotrotz legt sich die Band auf der Bühne ordentlich ins Zeug und ruht sich nicht auf ihrer aufwändig gestalteten Bühne aus. Ob "Go To Hell, For Heaven's Sake" oder "Sleepwalking", die Meute frisst dem Frontmann aus der Hand, und sobald der Sänger für einen Moment innehält und der Gesang des Publikums wahrzunehmen ist, herrscht Gänsehautstimmung. So bleiben bei Titeln wie "Empire (Let Them Sing)" die Füße des Publikums kurz auf dem Boden, dafür werden die Stimmbänder bis an ihre Schmerzgrenze ausgereizt.

Obwohl die Setlist hauptsächlich im Fokus des erfolgreichen letzten Studioalbums steht, lassen es sich die Briten nicht nehmen Songs wie "Diamonds Aren't Forever" oder "Chelsea Smile" aus ihrer Selbstzerstörungsphase "Suicide Season" zu performen und in den ersten 20 Minuten eine waghalsige Wall Of Death zu starten. Das Publikum ist während den knapp 90 Minuten außer Rand und Band, steht bei "Antivist" Kopf und feiert auch den teenagerhaften Deathcore-Titel "Pray For Plague" mit einer weiteren Massenprügelei. Bei den enthusiastischen Fans und der Live-Performance bekommt man als Zuschauer auch vor dem Fernseher große Lust, sich in den Pit zu schmeißen.

Die grundlegend aggressive und energiereiche Stimmung in der Arena lockern die Metalcore-Balladen "And The Snakes Starts To Sing", "Blessed With A Curse" und die radiotaugliche Vorabsingle "Drown" vom kommenden Album auf. Ansonsten prügeln sich die Sheffielder hauptsächlich durch die 16 Songs und sind wie ihre Fans nicht zu halten. Obwohl die DVD keine Extras bietet, zelebrieren Bring Me The Horizon eine bombastische Show, die sich selbst ihre eigenen Fans vor wenigen Jahren in dieser Form nicht vorstellen konnten.

Trackliste

  1. 1. Shadow Moses
  2. 2. Go To Hell, For Heaven's Sake
  3. 3. The House Of Wolves
  4. 4. It Never Ends
  5. 5. Diamonds Aren't Forever
  6. 6. And The Snakes Starts To Sing
  7. 7. Alligator Blood
  8. 8. Empire (Let Them Sing)
  9. 9. Chelsea Smile
  10. 10. Pray For Plague
  11. 11. Blessed With A Curse
  12. 12. Antivist
  13. 13. Sleepwalking
  14. 14. Hospital For Souls
  15. 15. Drown
  16. 16. Can You Feel My Heart

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2 Kommentare

  • Vor 9 Jahren

    Empfinde "Sempiternal" auch heute noch als unglaublich kraftvoll und melodisch. Der Einsatz von viel Elektronik rückt die Härte nie in den Hintergrund und gleichzeitig macht es die Songs um einiges komplexer, als das Standard Core-Gekloppe. Werde in die Live-DVD sicher mal reinschnuppern.

  • Vor 9 Jahren

    Stimmt schon, "Sempiternal" war klasse, die Band wird leider weiterhin von vielen wegen ihrem Image gemieden. Die DVD sieht echt interessant aus, der Einsatz der Hilfsmittel wie Pyros und der Leinwand ist definitiv gelungen.