laut.de-Kritik
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Review von Michael EdeleSo langsam könnten sich Relapse Records ernsthaft mal überlegen, ob sie ihren Veröffentlichungen nicht ein Gratispäckchen Aspirin beilegen wollen. Die meisten Veröffentlichungen des amerikanischen Indie Labels sind, gelinde gesagt, recht anstrengend und sorgen nicht selten für einige Verspannungen bzw. eine gehörige Portion Kopfweh.
Buried Inside bilden dabei keine große Ausnahme. Wie auch, schließlich frönen die ausgesprochenen Neurosis-Fans auf ihrem mittlerweile dritten Langeisen ähnlichen Klängen wie ihre Vorbilder. Soll heißen, sie warten auf "Chronoclast" zum Teil mit sehr fragilen, verträumten Melodiekonstrukten auf, die sie mit immer wieder ausbrechenden Lärmeruptionen zum Einsturz bringen.
Zu diesem Zweck schrecken sie auch nicht vor dem Gebrauch von wirren Streichern zurück wie in "Time As Surrogance Religion", doch vor allem das wilde Gekreische von Sänger Nicholas A. Shaw lässt mich den Weg zum Schränkchen mit der Hausapotheke antreten. Dass sie die Streicherfraktion aber nicht nur dissonant einsetzen, stellen sie mit dem kurzen "Reintroduction" unter Beweis. Schön allerdings, wenn die Acetylsalicylsäure so langsam zu wirken beginnt.
Momente der Ruhe sind auf dem Album allerdings ebenso reichlich zu finden wie Lärmeskapaden. Als gelungenes und gesundes Mittelmaß fallen mir besonders "Time As Imperialism" und "Time As Commodity" auf, die ruhig und friedlich beginnen, um sich in ihrem Verlauf ins Psychotische zu steigern.
Fans von Neurosis, Mastodon oder Relapse Records im Allgemeinen sollten sich von Buried Inside angesprochen fühlen. Auch wenn's weiß Gott nicht mein Stil ist, muss ich doch anerkennen, dass hier nicht geklaut, sondern neu kreiert wird. Wenn nur die Kopfschmerzen nicht wären ...
59 Kommentare
Schlicht unglaublich, was diese kanadische Band da über Relapse raushaut. Stellt euch vor, Norma Jean würden ab und an mal das Gaspedal etwas mehr durchdrücken!
Passt relativ genau, doch dennoch klingt Chronoclast (übrigens ein Konzeptalbum, das sich mit dem Thema "Zeit und Vergänglichkeit" befasst) wirklich sehr originär. Die Eckdaten:
40 Minuten Spielzeit, ein einziges (jedoch in 10 "Kapitel" unterteiltes) langes, unglaublich variables Stück, Dynamik zum Niederknien, musikalische Fähigkeiten Galore, null Scheuklappen (unter Anderem werden auf dem Album verbraten: Eine Violine, ein Piano, eine Trompete,...) und ein Shouter, der sich wirklich die Seele aus dem Leib schreit, ohne dabei auch nur irgendwie prollig zu wirken.
Dazu kommt noch das beste Artwork der letzten Monate (wenn nicht sogar Jahre) und viele lesenswerte Auszüge aus Büchern zum Thema. Schlichtweg der Hammer das Teil. Für alle Norma Jean-Fans Pflicht, aber auch für sonstige Musikinteressierte sicher eine dicke Empfehlung. Ich bin begeistert!
is mir damals beim ersten Hören irgendwie nicht so hängengeblieben. Könnt ja ma wieder reinhörn
Tu das auf jeden Fall, die Scheibe ist ein typischer Grower würde ich sagen. War bei mir damals mit Norma Jean auch nicht anders. Habe sicher 10 Anläufe gebraucht (dagegen bleibt die Buried Inside schon sehr schnell hängen!), doch jetzt liebe ich die Scheibe (ich meine "Bless the Martyr", die neue muss meinen CD-Player erst noch erreichen!). Also, give it a chance!
jaha...aber gibt so viel zu hörn..grad au neue thrice...auch sehr geil.
@soylent.green (« und liesse sich um diverse sehr gute bands wie fly pan am, do make say think, a silver mt zion locker und broken social scene fortsetzen »):
Billy Talent
Nie im Leben