laut.de-Kritik
Mit aberwitzigem Flow und irrsinniger Geschwindigkeit.
Review von Dani Fromm"I don't join the ranks of ordinary men, uh-huh." Das, Mr. Busdriver, glaub' ich sofort: Der herkömmliche Amirapper hat schließlich eher wenig im Roster eines Hardcore- und Punk-Labels verloren. Busdriver, der ohnehin immer genau das zu liefern scheint, womit gerade niemand rechnet, scheint bei Epitaph mit seinen nicht selten bitterbösen, zynischen Ausbrüchen dagegen bestens aufgehoben. "It's me, fucker. It's me."
Mir ist bisher noch kein US-Rapper untergekommen, der in Stil und Tempo dem aberwitzigen Flow britischer Grime-MCs derart nahe kommt. Busdrivers Reimsalven rennen einen über den Haufen, Atempausen sind Kinderkacke und damit weitgehend gestrichen. Man nutze tunlichst die Möglichkeit zum Luft holen, wenn die Geschwindigkeit im Chorus ein wenig gedrosselt wird, denn einer Sache darf man gewiss sein: Mit dem nächsten Vers galoppiert der Irre mit dem Mic in der Hand unter Garantie wieder los.
An anderer Stelle dagegen erleben wir einen ganz anderen Vokalisten. In "Secret Skin" oder "The Troglodyte Wins" tönt Busdrivers Rap passagenweise stark nach Dancehall-Toasting. "Sun Shower" setzt - wie auch zahlreiche Refrains - auf nasalen Gesang; die ganze Nummer klingt mit glasklarem Rhythmus und Keyboard-Sounds wie eine 80er-Jahre-Synthiepop-Produktion.
Auch in "Go Slow" wird gesungen, hier mit Unterstützung von Bianca Cassidy. Ob deren Stimme etwas taugt, lässt sich dank starker Verfremdung kaum noch ausmachen. Busdriver wirkt hier verlangsamt, geradezu zähflüssig. Wäre die Tonlage nicht so hoch, man könnte meinen, jemand haben an den Geschwindigkeitsreglern geschraubt. Busdriver kreiert mit spacigen Effekten sehr gekonnt eine seltsam unwirkliche Stimmung, die unter die Haut geht, auch wenn mir persönlich die schnelleren Tracks eher liegen.
Daran herrscht glücklicherweise kein Mangel: Busdriver rast mit schier überschnappender Stimme über Nobodys rollenden Beat zu "Casting Agents And Cowgirls". Im Gegensatz zum leicht konsumierbaren Instrumental geben sich die Lyrics alles andere als zahm. Breite, knarzende, scheppernde Bässe verleihen "Less Yes's, More No's" einen finsteren Anstrich.
Boom-Bips Synthies blubbern, ebenfalls hübsch fies, unter "Kill Your Employer", das schon allein der Titel zu einer Hymne aller frustrierten Arbeitnehmer erhebt und so manch einem Chef das Blut in den Adern gefriren lassen dürfte. In "Secret Skin" oder "Pompous Posies" dagegen liefert Nobody fast schon absurd eingängige Beats, deren Leichtigkeit im Halse stecken bleibt, achtet man nur ein wenig über die darüber geworfenen Worte.
"How can I speak your language when I don't know my own?" Zumindest über den zweiten Teil der Frage würde ich mir keine allzu großen Gedanken machen. Busdriver profiliert sich durchgehend als spöttischer, scharfsinniger Sprachakrobat, der stets für eine Überraschung gut ist: Eine Akustikgitarre und Ambient-Elemente gehören beispielsweise zum Allerletzten, auf das ich nach einer 40-minütigen Amok-Fahrt über Stock und Stein vorbereitet gewesen wäre. Damit war eigentlich klar, dass "Dream Catcher's Mitt" nichts anderes aufbieten wird. "I don't have what you want", heißt es in "Ethereal Driftwood". So ein Blödsinn!
4 Kommentare
Warum eigentlich nur 4/5?
Das frage ich mich allerdings auch.
Wir sollten einen Beschwerdebrief schreiben.