laut.de-Kritik
Das knallt und ballert noch besser als die Urversion.
Review von Matthias BossallerCavalera Conspiracy kicken schon länger nicht mehr so richtig. "Psychosis", das bislang letzte Album der Cavalera-Brüder Max und Igor, ist schon sieben Jahre alt. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht, aber auch nicht nötig. Zumal Max und Igor zuletzt mit der Neueinspielung der alten Sepultura-Werke "Bestial Devastation" und "Morbid Visions" für weit mehr Aufmerksamkeit beim Anhang gesorgt haben. Konsequenterweise setzen die Cavaleras ihre Restaurierungsarbeiten am Backkatalog der Sepultura-Frühphase jetzt mit "Schizophrenia" fort. Oder wie Max Cavalera kommentiert: "Die 'Third World'-Trilogie ist nun mit 'Schizophrenia', 'Bestial Devastation' und 'Morbid Visions' endlich vollständig."
Das zweite Sepultura-Album aus dem Jahre 1987 markierte spieltechnisch eine deutliche Weiterentwicklung im Vergleich zum Gerumpel der ersten beiden Outputs. Die Steigerung war eng mit dem neuen Gitarristen Andreas Kisser verbunden, der handwerklich und kompositorisch das Qualitätslevel der Brasilianer anhob. Zusammen mit Bandleader Max Cavalera schrieb er das Album.
Die Band, die zuvor noch stilistisch eine primitive Rohversion späterer Black- und Deathmetalvertreter darstellte, entwickelte sich langsam zu einer ernstzunehmenden Gruppe, deren Potenzial immer deutlicher zum Vorschein kam. "Schizophrenia" bedeutete für Sepultura einen gewaltigen Popularitätszuwachs im eigenen Land, bevor ihnen zwei Jahre später mit "Beneath The Remains" der internationale Durchbruch gelang.
"Schizophrenia" ist bei aller Qualität natürlich nicht die herausragende Thrash-Platte wie "Beneath The Remains". Das liegt zum Teil auch am wenig überzeugenden Sound der Scheibe. Deshalb ist es gut, dass Brasiliens bekannteste Metalbrüder die LP gemeinsam mit Sohn Igor Amadeus Cavalera Jr. am Bass und Leadgitarrist Travis Stone (u.a. Pig Destroyer) neu eingespielt und klanglich klar aufgewertet haben: Satt, druckvoll und differenziert knallen die Songs aus den Boxen. Durch den besseren Sound gibt's noch intensiver auf die Fresse. Max und Igor begehen dabei nicht den Frevel, die Urversion zu verunstalten, sondern bleiben nah am Charakter des Originals. Daher dürfte die Veröffentlichung auch die Nostalgie-Puristen erfreuen.
Der Opener "From The Past Comes The Storms" oder "To The Wall", "Escape To The Void" und "R.I.P. (Rest In Pain)" waren schon damals fiese Thrash-Geschosse. Die Neuinterpretation legt an Härtegraden sogar noch zu, und Sänger Max bellt immer noch wie der Boss im Pitbull-Rudel. Auch Igor hat von seiner alten Stärke am Schlagzeug nichts eingebüßt.
Das Instrumentalstück "Inquisition Symphony" ist mit seinen vielen Breaks und Tempowechseln der vielleicht abwechslungsreichste Track auf dem Album. Seinerzeit coverten Apocalyptica den Song auf dem Cello.
Wie schon auf den vorangegangenen Neueinspielungen spendieren die Cavaleras und ihre Gang den Fans auch einen neuen Song: "Nightmares of Delirium" passt perfekt zum Vibe der Platte und bereitet genauso viel Spaß wie die alten Kompositionen. Auch aktualisierte Eliran Kantor erneut das Artwork. Das Cover ähnelt dem alten sehr, stammt aber unverkennbar aus dem Pinsel des in Berlin ansässigen Malers.
4 Kommentare
ich höre erst, wenn edele auch 4/5 gibt
vielleicht macht es die Produktion, aber es klingt einiges recht ähnlich- und nicht so inspiriert.
Die Neueinspielung von "Morbid Visions" hat mich schon nicht so geflasht. Da fehlte das Dreckige, Hässliche, Ungehobelte im Sound, welches siginifikant zur Bösartigkeit des Originals beitrug.
Der Drumsound ist ziemlich kacke und die effektüberladenen Vocals kicken mich mal so gar nicht. Ne lass mal.