laut.de-Kritik
Auch in Las Vegas trieft Dions kitschiges Pathos.
Review von Alexander CordasLas Vegas. Stadt der Sehnsüchte, Stadt der Träume, Stadt der überstürzten Eheschließungen mit anschließender Annulierung. Mitten in der Wüste Nevadas gelegen, ist Las Vegas seit 2003 auch Celine Dions Stadt. Bis einschließlich 2006 tritt sie regelmäßig in der Spielerstadt auf, um ihre Sangeskunst feil zu bieten. Die Gelegenheit scheint günstig und so bannt die stimmgewaltige Kanadierin eines ihrer Las Vegas-Konzerte auf Silberling, damit sich ihre Fans ein Bild davon machen können, was sie verpassen, sollten sie sich nicht dazu hinreißen können, ein Ticket zu lösen.
Insgesamt dreizehn Songs fanden den Weg auf die nun vorliegende Aufnahme, abgerundet von zwei neuen Studio-Tracks, die Dion als Bonus noch obendrauf packt. Als zusätzliches Schmankerl präsentiert "A New Day - Live In Las Vegas" noch eine DVD mit dem ominösen Titel "One Year, One Heart", die in 45 Minuten die Entstehung der Aufnahmen dokumentiert und einen Vorgeschmack auf eine weitere, im Herbst erscheinende DVD gibt.
Besinnlich steigt Celine Dion in ihr Konzert ein. "Nature Boy" ist alles andere als ein aufrüttelnder Opener. Ein fetziger Song zu Beginn einer ihrer Show käme dem Ambiente der Spielerstadt wohl auch wenig entgegen. Wo ein Frank Sinatra mit einer selbstverständlichen Nonchalance auftrat, zollt sie der zu erwartenden Atmosphäre Tribut. Das passt durchaus zu ihren Stärken. Immer dann, wenn es ruhiger wird im weiten Rund, kann sie ihre klare Stimme am besten zur Geltung bringen.
So muss sich der Hörer bis zur vierten Nummer "I'm Alive" gedulden, bis Celine etwas mehr aufs Gaspedal drückt. Die Live-Version profitiert von der lebendigen Instrumentierung, während der Song auf dem Album viel von einem verunglückten Eurodance-Liedchen hat. Gewöhnungsbedürftig und nicht jedermanns Geschmack ist allerdings Dions durchgehend seltsame Betonung der Worte, die an vielen Stellen sehr gekünstelt daher kommt. Die Kanadierin hat nun einmal einen Hang zum kitschigen Pathos.
Die Tendenz, ein wenig zu dick auf die Emotionstube zu drücken, kommt auch bei diesem Konzertmitschnitt voll zum Tragen. Sie widmet ein Lied allen Eltern und Kindern dieser Welt ("If I Could") und erinnert das Publikum daran, dass sie immer noch am Leben ist ("I'm Alive"). Wenigstens verzichtet sie darauf, ihren Überhit "My Heart Will Go On" den Hinterbliebenen der Titanic zu widmen, wie bereits geschehen.
Etta James ("At Last"), Peggy Lee ("Fever") und Frank Sinatra ("I've Got The World On A String") preist Dion zu Recht als große Stimmen, die vor ihr in Vegas Erfolge feierten, doch kann ihnen die kanadische Chanteuse nur sehr bedingt das Wasser reichen. Technisch fährt ihr zwar niemand an den Karren, doch was Ausdruck und Charisma anbelangt, bleiben die Größen der 50er Jahre unerreicht. Ohne ihrer Gesangsperformance zu Nahe treten zu wollen, aber ein aufregendes Konzert braucht mehr als abgeschmackte Pathetik.
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das erklärt vieles.