laut.de-Kritik
Neue musikalische Wohlfühlpuffer für Liebende.
Review von Kai ButterweckPathos, Herzschmerz und großspurige Emotionen – wenn auf einem Album Celine Dion steht, dann können es Freunde seichter Schlafzimmerklänge gar nicht abwarten, bis sich der Tag zum Ende neigt und die untergehende Sonne um einen passenden Betthupferl-Soundtrack fleht. Auch auf ihrem ersten englischsprachigen Album nach sechs Jahren präsentiert sich die Kanadierin abermals als musikalischer Wohlfühlpuffer für Liebende.
Für lediglich drei Songs ("Somebody Loves Somebody", "Save Your Soul", "Unfinished Songs") schlüpft die mittlerweile 45-Jährige in glitzernde Ausgehklamotten – und das ist auch gut so; denn im farbenfrohen Handclap-Modus unter überdimensionalen Disco-Kugeln tanzend, zieht die Vegas-Diva im Vergleich zur hibbeligen Gaga und Co-Konkurrenz definitiv den Kürzeren. Da helfen auch keine Roots-Vibes, die bis ins Jahr 1985 zurückreichen.
Mit Celine Dion zusammen auf die Piste zu gehen, führt in etwa zum selben Ergebnis, als würde man sich mit einer amtlichen Dosis Valium für einen Halbmarathon dopen. Schwamm drüber; denn abgesehen von erwähnten Schauder-Schunklern zieht die Sängerin ansonsten nahezu durchgehend an vertrauten Strippen. Diese sind auch anno 2013 mit weichem Plüsch überzogen und hängen über mit seidener Bettwäsche garnierten Wasserbetten.
Dort räkelt sich die Grammy-Preisträgerin dann wahlweise in schmachtenden Negligés ("Always Be Your Girl") oder wärmender Kumpel-Garderobe ("Thank You", "Thankful"), während sich im Hintergrund flächendeckender Vocal-Hall und schmachtende Piano-Harmonien ausbreiten. Das passt. Da legt man sich gerne dazu.
Richtig kitschig wird es zum Glück nur selten, denn im Gegensatz zu vielen vorangegangenen Veröffentlichungen, haben sich die knapp zwanzig beteiligten Songwriter (Babyface, Ne-Yo, Diane Warren, u.a.) diesmal auf das Wesentliche konzentriert – nämlich auf die Stimme der Verantwortlichen. Und diese bringt auch heute noch so manch Schlafzimmerparkett zum Beben ("Didn't Know Love", "Breakaway").
Wer also immer noch sehnsüchtig auf eine Titanic-Fortsetzung mit einem wiederaufgetauten De Caprio wartet, oder sich auch bei rasanten Autobahnfahrten lieber von liebreizenden Taschentuch-Klängen berieseln lässt, anstatt dem rauschenden Fahrtwind pumpende Uptempo-Beats zur Seite zu stellen, der kommt hier erwartungsgemäß voll auf seine Kosten.
4 Kommentare mit 3 Antworten
Drei Sterne? Echt? Die Review klingt eher nach weniger. Na ja, soll mir gleich sein.
Trällerelse der ganz schlimmen Sorte ...
Hat das nen Grund, dass sie für das Albumcover auf Anfang 20 getrimmt wurde?
Was willst Du Morpho?! Gleicher Jahrgang wie Madonna! Beide 1985.
Ich nehme an ihr Charakter ist noch nicht so weit, als das sie sich traut zu ihrer Milfigkeit zu stehen. Geht vielen Frauen so.
hei, das ist total natürlich. Wie bei Cher.
Ich dachte, die hätte sich zu ihrer wohlverdienten Totenstarre zurückgezogen. Wer hat da die Krypta wieder nicht abgeschlossen?