laut.de-Kritik
Entkrampfende Radiomusik zum Rauf- und Runterspielen.
Review von Gordon BuschleIn den Neunzigern gelang Celine Dion der internationale Durchbruch. Seither marschiert sie auf ihrer Karriereleiter steil nach oben. Keine Skandale, keine Karrieretiefs. Mit jedem Album knüpfte sie an vergangene Erfolge an. In diesem Jahr veröffentlichte sie in Deutschland bereits das französischsprachige Album "D'elles", eher etwas für die eingefleischten Fans. Doch wie es aussieht, liefert sie uns mit "Taking Chances" wieder ausreichend Radiosingles bis zum nächsten Album.
Die Titelsingle ist schon seit geraumer Zeit in den Radios zu hören. Irgendwie klingt sie rockiger und etwas zeitgemäßer als zuletzt. Und auch im Laufe des Albums hört man auffällig oft verzerrte Gitarren – mal im Hintergrund, mal im Vordergrund. Passenderweise ist "Taking Chances" an erster Stelle in die CD gepresst worden.
Die Berieselung kann also beginnen. Track Numero zwei zieht in etwa gleichem Stil vorbei wie der erste. Dann entführt "Eyes On Me" uns in den musikalischen Orient. "My Love" bringt uns etwas Liebe zum Mitsingen und Mitleiden. Und genau so kann man das Album eigentlich sechzehn Tracks lang durchsausen lassen. Angenehm.
Nebenher lese ich das Booklet durch und stelle fest, dass an dem Album über elf Star-Songwriter mitgeschrieben haben. Und vermutlich hat jeder davon nur seinen besten Songs beigesteuert, in der Hoffnung, dass er als Single ausgekoppelt wird und nebenbei ein neues Ferienhaus finanziert. Da muss es der Produzent aber echt schwer gehabt haben, die alle auf eine Linie zu bringen, bei einem Album voller Singles. Hat er es denn geschafft?
Naja, kann man so oder so sehen. Celine Dion ist eine reine Interpretin. Und sie macht auch dieses Mal ihren Job wieder richtig gut. Sie kann singen, was auf den Tisch kommt, und irgendwie hört es sich immer schön an. Dann ist es ja eigentlich auch egal, ob sie einmal Rock singt, einmal R'n'B, dann wieder Pop und am Schluss noch mal eine Countrybluesnummer. Klingt dann halt wie bei Bravo Hits. Stört mich bei Celine Dion aber gar nicht.
Zwischendurch reißt es mich für einen Moment aus den Gedanken als der "angenehme" Fluss des Albums unterbrochen wird. "Can't Fight The Feeling" heißt der Song und könnte von Guns'n'Roses gespielt sein. Jetzt übertreibt sie es etwas. Im Vers zumindest. Aber man gewöhnt sich nach einer Eingewöhnungsphase auch daran. Zum Schluss klingt es dann doch wieder ganz gut. "I Got Nothing Left" glättet die Wogen wieder ein bisschen. Das ist eine soulig gesungene Popballade, die in der Besetzung auf akustische Instrumente und Backgroundchor beschränkt ist. Das passt ganz gut zu Celine Dion, finde ich.
Haben wir nun alle Stilrichtungen durch? Ich glaube ja.
Bei "Taking Chances" haben die Produzenten mal wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Das ist jetzt also die neue Celine Dion. Eingängige Songs zum Mitsingen und den stilistischen Zeitregler mal eben auf 2007 gestellt. Nebenbei noch schön gesungen und im Genre einmal um die eigene Achse gedreht. So ist wenigstens für jeden etwas dabei. Und auch die Radiomoderatoren werden's mögen: sie können die jeweiligen Singles getrost zehn Mal am Tag rauf und runter spielen und doch kann ihnen niemand vorwerfen, dass ihr Programm flach geworden ist.
3 Kommentare
When Canada is dead and gone there´ll be no more Celine Dion.
Also Ich finde immer noch 'Alone' und 'I got nothing left' am Geilsten!
aber alone auch nur wegen dem text.
is ja eh nen cover, wa?