laut.de-Kritik

Anschmiegsamer Songwriter-Pop mit Zittern in der Stimme.

Review von

Charlie Winston wäre eigentlich ein sehr guter Name für einen abgehalfterten, aber hochbegabten Jazzmusiker mit Hang zu illegalen Schusswaffen und Drogen der A-Klasse gewesen. Aber dieser spezielle Charlie Winston Gleave aus Cornwall (Sie kennen es sicherlich aus wunderbaren Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen) hat sich für einen anderen, anschmiegsameren Weg entschieden. Ein Weg, der ihm in erster Linie Erfolg in Frankreich und den Soundtrack einer VW-Werbung bescherte, letztere musste wegen rechtlicher Probleme kurz nach Veröffentlichung zurückgezogen werden musste.

Drei Alben hat er bis dato veröffentlicht, für sein Viertes hat sich der Teufelskerl sich ein besonderes Wortspiel einfallen lassen: Eine ganze Stadt ragt auf dem "Curio City"-Cover aus dem Kopf des Singer/Songwriters, da will es jemand, hoho, wissen.

Apropos Singer/Songwriter: Noel Gallagher hat einmal gesagt, dass er mit dem Begriff nichts anfangen könne, da das bedeute, seine eigene Stimme über den Song zu stellen. Deswegen ist das, was man heute so als Singer/Songwriter-Musik versteht, ja auch sehr vielen Fällen zwar schön gespielt und gesungen, aber ungefähr so spannend wie aufregend wie eine draufgängerisch große Tasse Baldriantee.

Charlie Winston lässt sowohl Falsetto als auch Bruststimme sehr gekonnt erzittern, beinahe erinnert das pathetische Tremens im Kehlkopf hier und da an Antony Hegarty. Nur halt ohne dessen Tiefgang, Songwriting, Charisma. Nein, es scheitert nicht an den stimmlichen Qualitäten. Überhaupt scheitert hier nichts so richtig, sondern – in Wahrheit viel schlimmer – dümpelt gefällig dahin.

Viel Akustikgitarre, ab und an eine verzerrte Elektrische, um den Refrain sagen zu lassen "Ich bin ein Refrain!". Mid-Tempo-Pop die meiste Zeit, am Ende dann auch eine Ballade. "Curio City" ist nicht schlecht, sondern einfach allzu gefällig. Kein Scheitern, kein Triumphieren, sondern Mittelklasse. Mit viel Zittern in der Stimme. Befindlichkeits-Songwriter-Pop.

We're walking into the wilderness? Nein, wir ersaufen in Larmoyanz.

Trackliste

  1. 1. Wilderness
  2. 2. Truth
  3. 3. Say Something
  4. 4. Fear & Love
  5. 5. Too Long
  6. 6. A Light (Night)
  7. 7. Another Trigger
  8. 8. Lately
  9. 9. Just Sayin'
  10. 10. A Light (Day)
  11. 11. Evening Comes
  12. 12. Stories
  13. 13. Too Long (Radio Edit)
  14. 14. Lately (Tobtok Remix=
  15. 15. Lately (The Avenee Rework)

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