laut.de-Kritik
Anschmiegsamer Songwriter-Pop mit Zittern in der Stimme.
Review von Markus BrandstetterCharlie Winston wäre eigentlich ein sehr guter Name für einen abgehalfterten, aber hochbegabten Jazzmusiker mit Hang zu illegalen Schusswaffen und Drogen der A-Klasse gewesen. Aber dieser spezielle Charlie Winston Gleave aus Cornwall (Sie kennen es sicherlich aus wunderbaren Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen) hat sich für einen anderen, anschmiegsameren Weg entschieden. Ein Weg, der ihm in erster Linie Erfolg in Frankreich und den Soundtrack einer VW-Werbung bescherte, letztere musste wegen rechtlicher Probleme kurz nach Veröffentlichung zurückgezogen werden musste.
Drei Alben hat er bis dato veröffentlicht, für sein Viertes hat sich der Teufelskerl sich ein besonderes Wortspiel einfallen lassen: Eine ganze Stadt ragt auf dem "Curio City"-Cover aus dem Kopf des Singer/Songwriters, da will es jemand, hoho, wissen.
Apropos Singer/Songwriter: Noel Gallagher hat einmal gesagt, dass er mit dem Begriff nichts anfangen könne, da das bedeute, seine eigene Stimme über den Song zu stellen. Deswegen ist das, was man heute so als Singer/Songwriter-Musik versteht, ja auch sehr vielen Fällen zwar schön gespielt und gesungen, aber ungefähr so spannend wie aufregend wie eine draufgängerisch große Tasse Baldriantee.
Charlie Winston lässt sowohl Falsetto als auch Bruststimme sehr gekonnt erzittern, beinahe erinnert das pathetische Tremens im Kehlkopf hier und da an Antony Hegarty. Nur halt ohne dessen Tiefgang, Songwriting, Charisma. Nein, es scheitert nicht an den stimmlichen Qualitäten. Überhaupt scheitert hier nichts so richtig, sondern – in Wahrheit viel schlimmer – dümpelt gefällig dahin.
Viel Akustikgitarre, ab und an eine verzerrte Elektrische, um den Refrain sagen zu lassen "Ich bin ein Refrain!". Mid-Tempo-Pop die meiste Zeit, am Ende dann auch eine Ballade. "Curio City" ist nicht schlecht, sondern einfach allzu gefällig. Kein Scheitern, kein Triumphieren, sondern Mittelklasse. Mit viel Zittern in der Stimme. Befindlichkeits-Songwriter-Pop.
We're walking into the wilderness? Nein, wir ersaufen in Larmoyanz.
3 Kommentare
Was ist denn das für eine billig geschriebene Review?
Danke! In dem Artikel fehlt mir nur ein bisschen die Erwähnung, dass Charlie Winston zuvor immer bewiesen hat, dass er wahnsinnig spannende Musik machen kann, wenn er er selbst ist. Das neue Album ist nicht er, es hat keine Seele.
Ich schließe mich den beiden Vorrednern an. Der Rezensent lässt erkennen, dass ihm das bisherige Oeuvre nicht bekannt ist und es deshalb nicht im ganzen Kontext beurteilen kann.