laut.de-Kritik
Gniedeldi, gniedelda, fertig ist die Dur-Skala!
Review von Olaf SchmidtWas hatte ich mir beim Anblick des Covers schon an Formulierungen zurechtgelegt. Vom traurigen Sensemann im kalten Winter wollte ich schreiben, der die Vergangenheit betrauert, von der stumpf gewordenen Sichel. Vermutlich hätte ich auch noch irgendwo etwas mit Rost eingebaut. Und mit kreativer Eiszeit. Denn mit den letzten paar
Alben hatten die Finnen nicht gerade dafür gesorgt, dass die Erwartungshaltung hoch war.
Und dann das: Schockschwerenot, die neue Children Of Bodom überzeugt! Wer musikalische Veränderungen oder gar Innovationen sucht, muss sich trotzdem woanders umsehen. Die Finnen weichen kein Jota von ihrem bisherigen Erfolgsrezept ab. Warum auch, allein das letzte Album verkaufte sich 250.000 Mal. Die Grundstrukur von Alexi Laihos Songs fällt weiterhin simpel aus. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er mehr als zwei Wochen braucht, um neue Stücke zu schreiben. Ein bisschen am Arrangement rumdrechseln, mit den anderen Burschen die Soli einüben, fertig. Am längsten dürfte noch dauern, die üblichen Horrorfilm-Samples lizenzieren zu lassen.
Macht aber nichts. Denn das Ganze wirkt hier wieder wesentlich frischer als zuletzt, weniger routiniert und mit mehr Spaß in den Backen - einfach zwingender und besser. "Waste Of Skin" geht aus dem Stand in die Top drei der besten Opener im Katalog der Band. "Halo Of Blood" blastbeatet ordentlich die Gehörgänge frei. Als Highlight präsentiert sich erneut der obligatorische Song mit dem namensgebenden Gewässer im Titel, "Bodom Blue Night".
Ausfälle gibt es keine. "Dead Man's Hand On You" fällt mit einem sehr reduzierten Tempo und einer schrägen Melodie im Refrain auf. Funktioniert aber als Auflockerung gut. Sehr gelungen klingt auch der Abschlusstrack "One Bottle And A Knee Deep". Und ansonsten? Die Kinder vom Leichensee liefern sich die üblichen Gitarre/Keyboard-Gefechte, technisch wie immer über alle Zweifel erhaben. Gniedeldi, gniedelda, fertig ist die Dur-Skala! Schöne Melodien konnten sie immer gut im Hause Bodom.
Eine Kleinigkeit noch am Rande: Albumtitel und Covergestaltung sagen zwar nichts über die Qualität einer Veröffentlichung aus, dennoch kann man zu beidem nur gratulieren. "Halo Of Blood" als riesigen Fortschritt zu einem Schrott-Namen wie "Relentless Reckless Forever" zu bezeichnen, wäre noch untertrieben. Sowas denken sich nur überschaubar schlaue Nachwuchsmetaller im Pausenraum der Oberstufe aus.
6 Kommentare
Gniedeldi, gniedelda, fertig ist die Dur-Skala!
Vögli, Knödli, fertig is dat Dödli
Ach Olsen, wie ich deine Reviews einfach nur liebe...
stets zu diensten.
Die sind oft wirklich mit die besten!
Vielleicht sollte ich auch mal anfragen, ob sie noch nen Schreiberling brauchen... für die Zielgruppe "ich habe keine Hobbys ausser laut.de" (die sind dann wenigstens beschäftigt...)