laut.de-Kritik
Die Pop-Schlampe kann singen.
Review von Dani FrommMan mag kaum glauben, dass "Genie In A Bottle" schon wieder zehn Jahre zurück liegen soll, so festgebissen hat sich der Ohrwurm. Christina Aguilera füttert die Charts in der Tat bereits eine ganze Dekade lang mit Kassenschlagern. "Keeps Gettin' Better" scheint sie dabei zu ihrer Maxime erhoben zu haben.
Dass sie einiges drauf hat, zeichnete sich schon zwischen den eingängigen Melodien und pluckernden Bässen ihrer ersten Hit-Single ab. Zu welcher Gewalt sich Christina Aguileras Stimme noch aufschwingen würde, ließ die doch eher brave Pop-Nummer allerdings nicht ansatzweise ahnen. Über die Entwicklung und den Facettenreichtum einer saft- und kraftvollen Interpretin legt "Keeps Getting Better" beredtes Zeugnis ab.
Das Repertoire reicht von der Herzschmerz-Ballade über den knackigen Tanzboden-Track bis hin zu Swing und Boogie. Gerne wird dabei abgrundtief ins Theatralik-Fass gegriffen. Im Gegensatz zu vielen ihrer Kolleginnen ersäuft Frau Aguilera darin jedoch nicht, sondern lässt sich von ihren unbestrittenen gesanglichen Qualitäten tragen.
Sie gleitet auf der von Ricky Martin präparierten Schmalz-Spur in "Nobody Wants To Be Lonely" ebenso sicher, wie sie an der Seite ihrer Soul-Sisters Lil Kim, Mya und Pink im opulenten Remake von "Lady Marmalade" posiert, nur um wenig später in "Fighter" die Kämpfernatur von der Leine zu lassen. All diese Titel funktionieren nach wie vor.
Wie groß war der Aufschrei unter Hip Hop-Fans, als sich einst ein Redman dazu herab ließ, zusammen mit der als Pop-Schlampe verschrienen Sängerin "Dirrty" aufzunehmen. Den selbsternannten Hütern der Realness muss dabei besonders ein Umstand entgangen sein: Die Pop-Schlampe kann singen. Das zeigt der Rückblick auf die Jahre überdeutlich.
Bei "Fighter" hatte Scott Storch, bei "Ain't No Other Man" DJ Premier seine Finger im Spiel. Missy Elliott stattete "Lady Marmalade" aus. Den Ring für "Dirrty" planierte Rockwilder. Unter all den Hochkarätern, die ihren Beitrag an den Reglern leisten, erweist sich - das war bereits auf "Back To Basics" der Fall - das Zusammenspiel mit Linda Perry als besonders gelungen.
Sie verbrämt den "Candyman" mit schwungvollen Bläsern. Gemeinsam mit Mark Ronson gießt sie für "Hurt" eimerweise Herzschmerz aus, in dem eine Sängerin badet, deren Stimme von zerbrechlich bis hin zu unkaputtbar das gesamte Spektrum durchläuft. Für die beiden Neuauflagen ("Geenie 2.0" und "You Are What You Are (Beautiful)" trägt Perry die Verantwortung, ebenso für die beiden neuen Titel.
Dabei setzt sie durchgehend auf breite Synthie-Autobahnen, die zwar ordentlich nach vorne grooven und das eine oder andere schräge Detail auffahren, auf hakige Ecken und Kanten jedoch verzichten. Funktional ist dieses Konzept bestimmt, es bleibt jedoch der Eindruck, Christina Aguileras Gesang hätte so viel schmückendes Beiwerk gar nicht nötig gehabt.
Ob zwei Neuaufgüsse, zwei aktulle Titel, ein Comic-artig gestaltetes Booklet, dessen Farbgebung bei entsprechend veranlagten Menschen epileptische Anfälle auszulösen vermag, sowie eine Sammlung von Erfolgstiteln, die ohnehin unentwegt irgendwo zu hören sind, die Anschaffung einer Best Of-Compilation rechtfertigen, sei dahin gestellt. Die Charts-Platzierung beweist, die Fans sagen: Ja.
40 Kommentare
ja man was ne killer ünberschrift...
laut.de hat bestimmt schon par klagen am hals
Wenn man den Artikel nicht liest, schon...
Naja, so ein "Best of..." ist scheinbar Pflicht bei jedem Künstler um noch ein bisschen Geld in die Taschen zu spülen. Was mir sofort aufgefallen ist: Das Cover sieht verdammt scheiße aus.
Der Verweis auf den Beyonce-Thread ist sehr, sehr gut.
Muss ja jetzt nicht nochmal Oel ins Feuer giessen.
@lautuser (« Naja, ich denke schon dass sie viel viel viel viel geübt hat um solche stimmlichen Gewalten rauszuhauen, da ist schon Respekt angebracht. Bei nem Schmui würdest Du doch auch nicht sagen, dass er halt Glück hat, weil er mit Talent geboren wurde.. »):
Ach ja, und andere, die eben mit wesentlich schlechteren Voraussetzungen (Größe der Stimme, Tonumfang) geboren wurden, haben das nicht getan?
@Komet_16 (« @lautuser (« Naja, ich denke schon dass sie viel viel viel viel geübt hat um solche stimmlichen Gewalten rauszuhauen, da ist schon Respekt angebracht. Bei nem Schmui würdest Du doch auch nicht sagen, dass er halt Glück hat, weil er mit Talent geboren wurde.. »):
Ach ja, und andere, die eben mit wesentlich schlechteren Voraussetzungen (Größe der Stimme, Tonumfang) geboren wurden, haben das nicht getan? »):
Doch schon, aber im Endeffekt zählt für mich das Hörerlebnis, auch wenn es ungerecht den weniger taltenierten gegenüber ist. So ist es eben. Ich könnte mir auch mein Leben lang Mühe geben ein derber Rapper zu werden und dennoch würde mich keiner hören wollen und schlecht beurteilen, weil ich einfach keine Veranlagung habe... Dafür machen alle drei ihre Mankos mit Entertainment-Qualität wieder gut (was für mich jedoch zweitrangig ist.)
Dieses Album sollte jeder haben! "Keeps Gettin' Better: A Decade Of Hits" beinhaltet Christina's grössten Hits von 1999-2008! Genie In A Bottle, Lady Marmalade, Dirrty, Fighter, Beautiful, Ain't No Other Man, Candyman, Hurt etc. sind alle auf diesem Album enthalten. Dazu gibt's noch zwei tolle neue Songs "Keeps Gettin' Better" und "Dynamite" die echt gut sind und den Sound von "Bionic" schon ankündigten. Außerdem gibt's noch zwei Neuinterpretationen von "Genie In A Bottle" und "Beautiful". "Genie 2.0" ist ziemlich cool während "You Are What You Are (Beautiful)" ziemlich langweilig ist.