laut.de-Kritik
Sturm-und-Drang-Pop, ausgefeilter und klarer als bisher.
Review von Connor EndtDie Gitarren klagen wieder und Weltschmerz hallt durch den Raum! Mit "Cry" melden sich Cigarettes After Sex mit einem Album voller bittersüßem Sturm-und-Drang Pop zurück.
Für ihre zweite Platte haben sich Greg Gonzales und Band in einer malerischen Villa irgendwo auf Mallorca niedergelassen. In Sessions "jede Nacht zwischen 21 und 2 Uhr morgens" sind neun kompakte neue Songs entstanden. Letztendlich sollte es aber zwei weitere Jahre dauern, bis die Arbeiten an "Cry" abgeschlossen werden konnten. Nach dem durchschlagenden Erfolg des Debüts "Cigarettes After Sex" war die Band die folgenden Monate auf Tour und Gonzales kam nicht zum Schreiben neuer Texte. Erst Ende 2018, als er vom ausgedehnten Touren wieder zuhause in New York aufschlug, setzte er sich an die Lyrics.
Bereits der Opener "Don't Let Me Go" geht direkt unter die Haut: wehmütige Synthesizer füllen den Raum und eingängige Gitarren-Riffs kombinieren sich mit Gonzales flüsternd-schmeichelnder Stimme. Das Ergebnis erinnert ein wenig an The War On Drugs.
"Kiss It Off Me" trägt diese Vibes perfekt weiter. "Kiss it off me, if you’re gonna break my heart, this is a good start", singt Gonzales Das klingt ziemlich nach den Bekenntnissen aus einem Coming-Of-Age-Roman, aber es funktioniert natürlich trotzdem. In seinen besten Momenten schafft Gonzales schöne lyrische Beobachtungen und allerlei kuriose Songzeilen. Der Frontmann lässt sich bei seinen Lyrics immer wieder von Filmen inspirieren. Ein gutes Beispiel dafür ist "You're The Only Good Thing In My Life". Anstatt konkrete Geschichten zu erzählen, setzt der Sänger eher auf Bilder, die man so direkt auf die Leinwand bringen könnte. "I watched you do a line that you spread out on the table, I don't need to see you wired, I just want to see you upside down" heißt es da etwa. Zusammen mit der Instrumentierung kann man sich direkt ein Motel mit schummriger Beleuchtung vorstellen, die dunkelroten Vorhänge sind zugezogen, im Aschenbecher qualmt noch eine Zigarette.
Eine Sache fällt auf: im Gegensatz zum Vorgänger bietet das Album ausgefeiltere, eingängigere Melodien. Während sich das Debüt an vielen Stellen noch in einem Schleier aus Reverb und Klangteppichen verlor, stechen die Melodien hier viel mehr heraus. Besondere Highlights der Platte sind "Heavenly" und "Cry", deren wehmütige Tonfolgen einem noch lange im Kopf herum schwirren. Dabei ist es oft Gonzales Stimme, die die musikalischen Fragmente seiner Bandkollegen komplementiert und den Songs erst ihren Charakter verleiht.
"Pure" bildet mit behutsamen Besenspiel und träumerischer Gitarre den schönen Abschluss einer Platte, die sowieso klingt, als wäre sie aus einem Stück gegossen. Einen großen Anteil daran hat sicher auch Craig Silvey, der vorher für Arcade Fire oder die Yeah Yeah Yeahs hinter dem Mischpult stand. Im Vergleich zum Vorgänger sind die einzelnen Instrumente diesmal viel präsenter, ohne aber den ganz eigenen Bandsound zu zerstören. Keine Sorge also: es bleibt schön verraucht, verträumt und insgesamt ziemlich schummrig.
9 Kommentare mit 7 Antworten
Die Sängerin hat eine Stimme zu dahinschmelzen.
Sänger.... ist n Mann Klar kann man denken.... will bloß die Bilder in Deinem Kopf richten
Ich weiß schon, konnt es mir nicht verkneifen. Aber ganz ernsthaft, ich dachte bei der letzten Scheibe wochenlang, dass da eine Frau am Mikro steht.
Dachte ich damals bei der EP auch erst.
gumbubbles Uterus fängt an zu leuchten.
Damit signalisiere ich Paarungsbreitschaft, Bock auf PM?
Seggsschreibne?
Bis jetzt nur ne weitere Dreampop Band für mich, mal gucken ob hier mehr funkt.
Jup, ist ne arge "Kennste einen, kennste alle" Band. Album klingt exakt wie das vorherige. Weiß net
Stürmen und Drängen tut da aber herzlich wenig, zumindest was die Musik angeht. Ob es in den Texten stürmt und drängt konnte ich nicht rausfinden, da mir nach dem 3. oder 4. Song die Füße eingeschlafen waren. Klingt echt alles gleich.
Dreampops very own No-Trick-Pony.