laut.de-Kritik

Dafür würden andere Musiker töten.

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Ich lauf' in letzter Zeit so komisch. Ob das wohl daran liegt, dass ich die ganze Zeit meinen Unterkiefer hinter mir herziehe? Der ist mir beim ersten Durchlauf von "Conspiracy In Mind" nämlich mal ganz schnell runter geklappt und hakt seitdem nicht mehr richtig ein.

Was die drei Norweger auf ihrem Debütalbum bieten, ist schon außergewöhnlich. Vor allem, da sich Sänger Oddleif Stensland nicht nur auf seine nicht ganz alltäglichen Gesangslinien konzentrieren muss, sondern zusätzlich noch auf sein Gitarrenspiel. Diesen Job verrichtet der Gute nämlich auch noch, und was er dabei ablässt, sorgt bei manchem anderen Klampfer auch ohne zusätzliche Gesangsbelastung schon für wachsende Verzweiflung.

Stimmlich ist der Kerl wirklich nur zu beneiden. Nicht nur, dass er in den mittleren und höheren Tonlagen eine unverkennbare Nähe zu Nevermores Warrel Dane aufweist (vor allem, was die Backgroundchöre angeht). So ganz nebenbei setzt er auch das Pathos und die Melancholie eines Messiah Marcolin an entsprechenden Stellen um. Schon allein dafür würden andere Musiker töten.

Damit nicht genug, schüttelt Stensland noch dazu Riffs, Leads und Melodien aus dem Ärmel, die eines Jeff Loomis mehr als nur würdig wären. Da man eine Band wie Nevermore aber eh nicht kopieren kann, sind auch Communic kein Klon, sondern viel mehr ein würdiger Gegner oder Partner, wie immer man das sehen will.

Dass dabei die anderen Bandmembers beinahe zu Randfiguren verkommen, lässt sich kaum vermeiden. Doch die Jungs schmücken die Kompositionen von Stensland nicht nur aus, sondern glänzen auf ihre Art ebenso. Basser Mortensen versteht es, genauso songdienlich wie auch melodiegebend zu spielen, was nicht unbedingt alle Bassisten können. Drummer Andersen hält das Gerüst problemlos zusammen, auch wenn man das Gefühl hat, dass er sich etwas zu sehr zurückhält.

Wenn man dem Debüt von Communic überhaupt was vorwerfen kann, dann das Problem der Benennung irgendwelcher Anspieltipps. Jeder einzelne der Songs beinhaltet so viele unterschiedliche Elemente und ist ein Kunstwerk in sich, dass es wirklich keine Rolle spielt, welchem ihr euer Gehör zuerst schenkt. Man entdeckt nach jedem Durchlauf was Neues und wechselt seinen Favoriten.

Ich halte mich mit der Bewertung extra noch zurück, weil ich befürchte, dass die Jungs diese Leistung mit ihrer nächsten Scheibe noch toppen können. Auf der Limited Edition finden sich übrigens mit "Another Distance" zusätzlich eine Piano-Version von "The Distance" und das Video zum Titeltrack.

Trackliste

  1. 1. Conspiracy In Mind
  2. 2. History Reversed
  3. 3. They Feed On Our Fear
  4. 4. Communication Sublime
  5. 5. The Distance
  6. 6. Ocean Bed
  7. 7. Silent Surrounds

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2 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 13 Jahren

    Absolutes Top-Album in allen Facetten. Im Gegensatz zu späteren Alben mit deutlich weniger Thrash-Anteilen und mehr im Power-Metal verwurzelt. Jeder Song für sich weiß zu fesseln. 5/5

  • Vor 3 Monaten

    Was ein Debüt, es berührt mich nach all den Jahren immer noch. Sehr schön auch das Video mit Oddleif im Studio ("Ocean Bed"). Die Band zeigt, dass auch Norwegen auch wirklich gute Musik und nicht nur zweifelhafte und dämliche Black Metal Bands kommen können. Hier kann es nur die Höchstnote geben, wer das nicht tut, hat wenig verstanden von der Musik der Norweger.

    • Vor 3 Monaten

      Immer diese imaginären Streitpunkte. :rolleyes: Als ob irgendjemand ernsthaft glauben würde, aus Norwegen käme nur Black Metal.

      Communic ist natürlich trotzdem ne feine Band.