laut.de-Kritik
Wo Pharrell ist, wird gefeiert, als gäbe es kein Morgen.
Review von Maxi Wüstenberg"Es geht ums Heranwachsen, um Beziehungen, das Verliebtsein, Herzschmerz und das Wiederaufstehen", so die stolztriefenden Worte des Debütanten. Hinter dem 21-jährigen Cris Cab, einem noch unverbrauchten Goldkehlchen, stehen große Zahlen, Taten und Leute. Von der Verbindung aus karibischem Feeling mit Vorbildern wie Bob Marley oder Jimmy Cliff und dem zuckersüßem Pop aus den besten Studios erhofft man sich bei seinem Label einiges.
Dank der kubanischen Abstammung des US-Amerikaners, seiner Kenntnis der karibischen Musikszene und dem Händchen für aktuelle Sounds stehen die Devisen nicht schlecht. Zumal Cris Cab seit frühester Jugend unter dem größten Hutschatten der Produzentenwelt Geleitschutz gefunden hat: bei Pharrell Williams.
Sind die in ein studiolastiges Reggae-Popkostüm gehüllten Lebensweisheiten eines Jungspunds nun das, wonach sich die Welt gesehnt hat? Nicht unbedingt. Gleich der Opener "The Sun Is Gonna Rise Again" katapultiert den Hörer auf eine Zielgerade, von der aus man leider sofort das Ende erkennt. Der junge Cris wirft mit Imperativen auf dicken Klangteppichen um sich ("You know there is one life, so live it!"), während die Gitarren im Off-Beat springen.
Nach der von Pharrell mitgeschriebenen, mitproduzierten und mitgesungenen Leadsingle "Liar Liar", die mich auf einer sechsstündigen Autofahrt mindestens zwölf Mal heimsuchte, folgt ein echter Anwärter auf den Sommerhit 2014, zugleich ein kleines Höhepünktchen der Scheibe: "Long Weekend". Nach dem Startschuss-Sample macht Cris Cabs Soulstimme die ausgefeilten Beats strandtauglich. Es wird gefeiert, als gäbe es kein Morgen, "cause your drink's not getting colder but we're still getting older."
Kein Song übersteigt die 4-Minuten-Marke, ein gefundenes Fressen für all die überflüssigen Hitradios. Das aus nackigen Vocals und Synthesizer- sowie Beatschmiere bestehende "Paradise On Earth" durfte sich auf dem Videospiel NBA 2K 2014 schon mit Jay-Z und Eminem messen.
Aufhorchen lässt erst wieder der Bonustrack "Good Girls (Don't Grow On Trees)" von seiner letztjährigen "Foreword"-EP: Feingeschliffen und neu poliert, mit Big Sean auf Papier und Band, erstrahlt er in neuem Glanz mit locker-lässigen Mackerbeats.
1 Kommentar
Locker flockiger Sommerpop mit Karibik-Touch. Die Songtexte sind sicher keine Offenbarung aber zur Hintergrundbeschallung sind die Songs mehr als tauglich.