laut.de-Kritik
Schmierige Grüße aus der hinterletzten Macho-Ecke.
Review von Toni HennigSeit rund achtzehn Jahren finden sich Culcha Candela regelmäßig in den deutschen Charts wieder. Nun erscheint mit "Besteste" ihre zweite Best-Of. Die enthält neben Hits wie "Hamma!", "Monsta" und "Wildes Ding" sechs exklusive Tracks, die man zum Teil in diesem Jahr schon als Single hören konnte.
Schade, dass es von den ersten beiden Alben aus den mittleren Nullerjahren nur "Partybus" auf die Best-Of geschafft hat. Der Song sorgt aufgrund beschwingter südamerikanischer Anklänge und dem lässigen Wechselspiel unterschiedlichster Sprachen für ausreichend Nostalgie und gute Laune.
Schon mit ihrer selbstbetitelten Platte hatte sich die Band im Anschluss weniger auf das authentische Aufeinanderprallen verschiedener Kulturen und diverser Stile wie Reggae, Dancehall, Salsa, Hip Hop und Ragga fokussiert, sondern mehr auf die Hit-Tauglichkeit ihres Materials. Seitdem griff sie im Großen und Ganzen nur noch regelmäßig auf Versatzstücke zurück, die zur jeweiligen Zeit gerade angesagt und charttauglich waren. Als 'originell' ließ sich das nicht mehr bezeichnen. Dementsprechend verflachte die Musik zunehmend, erst in Richtung Rap und R'n'B und später in Richtung Electro mit übermäßigem Autotune-Einsatz.
Die Grenze zur Kirmes- und Ballermann-Tauglichkeit überschritten die Berliner bereits mit dem Album "Schöne Neue Welt" von 2009, wofür "Eiskalt" mit seinem billigen Synthie-Gerüst als besonders gruseliges Beispiel dient. Dagegen muten Deichkind wie elektronische Visionäre à la Kraftwerk und Jean Michel Jarre an.
Als noch schlimmer erweist sich das beschränkte Weltbild, das Culcha Candela seit ungefähr zwölf Jahren ihren Hörern als das Maß aller Dinge vorgaukeln. Im Grunde geht es fast ausschließlich darum, Party bis zum Morgengrauen zu machen, das Leben in vollen Zügen zu genießen und sich selbst als die Krone der Schöpfung zu feiern.
Frauen haben da nur Platz, wenn sie einen tollen Körperbau und vor allem einen dicken "Booty" besitzen und wenn sie sich den Wünschen und Bedürfnissen der coolen Männerwelt gefügig unterordnen. "Ein klein bisschen Lady, ein klein bisschen gaga" wie in "Wildes Ding" sollten sie zwar schon sein, aber innere Werte zählen insgesamt nicht all zu viel, läuft es größtenteils ohnehin nur auf das Eine hinaus. Dieses schmierige Bild aus der hinterletzten Macho-Ecke besingt Mateo so beiläufig, als existiere nichts Selbstverständlicheres auf der Welt. "Nur keine Sorgen", ein anderes Credo scheinen Culcha Candela nicht zu kennen. Oberflächlichkeit, wohin das Auge reicht.
Selbst die wenigen gelungenen musikalischen Momente wie die tanzbaren Rumba-Elemente in "La Bomba" und der knackige Großstadt-Beat in "Chica" täuschen nicht darüber hinweg, dass Zeilen wie "wir feiern ohne Punkt und Komma" oder "dein Blick zieht mich an, mein Blick zieht dich aus" aus geistiger Sicht nicht unbedingt mehr zu bieten haben als die restlichen Songs auf dieser Best-Of.
Die exklusiven Tracks fügen sich nahtlos ins Gesamtbild ein. Nur bemühen sich die Berliner noch nicht einmal mehr, ihren Nummern noch einen gewissen Wumms zu verleihen, der zumindest einst volle Tanzflächen in den Nachtclubs garantierte. Dafür gibt es umso mehr Ziellosigkeit.
"Ballern" bringt mit seinem schwachbrüstigen Dancehall-Fundament wohl kaum eine Party zum Beben. Immerhin kehrt die Band mit "7 Days" zum Reggae-Vibe der Anfangsjahre zurück. Leider klingt der Sound zu sehr nach Konserve, so dass zu wenig Flair aufkommt, um den Charme von früher noch einmal heraufzubeschwören. "Mama Maria" stellt dann einen ziemlich missglückten Versuch dar, mit austauschbaren 80er-Jahre-Synthies auf dem momentanen Synthwave-Zug aufzuspringen.
So können sich Culcha Candela zwischen back to the roots und musikalischer Weiterentwicklung nicht entscheiden. Beide Möglichkeiten nützen ihnen aber auch in Zukunft aus künstlerischer Sicht nichts, wenn es ohnehin an eigenen Ideen mangelt. "Besteste" bildet da nur den hörbaren Beweis.
13 Kommentare mit 20 Antworten
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Mieses Fanmanagement
#isso
Das gibt wieder Social Media-Beef mit Mateo
Das wäre sehr schön!
Glaube ich nicht, denn diese Combo ist mittlerweile sowas von irrelevant dass er froh sein wird, dass es überhaupt noch rezensiert wird.
Wir haben den Buttersäure-Detektor schon installiert. Alles safe hier!
Warum wird bei laut eigentlich alles, das kommerziell erfolgreich ist, abgestraft?
Frage sollte sein, warum kommerziell erfolgreiche Musik so oft so scheiße ist.
@Fischi: deinen alten Avatar fand ich besser
War er auch
Ich vergaß zu erwähnen, dass insbesondere etliche deutsche Interpreten schlecht wegkommen. Woher die Aversion? Ist sie gar Bestandteil einer bestimmten politischen PC-Agenda? Bekenntnis zu deutschsprachiger Musik als Bekenntnis zur Rechten? Angst der Autoren vor linken Shitstorms?
Guter Beitrag!
Es gibt doch genügend hohle Gestalten, die dieses Weltbild teilen und die Mukke feiern.
Und warum wirft man den Jungs vor, dass sie Machos und Frauenverachter sind? Das gilt für Millionen Männer im Land, vor allem Moslems, im Islam haben Frauen nämlich nicht nur nichts zu sagen, sondern auch keinen Wert.
Äh, falsch. Bitte umgehend festliche Selbstlöschung einleiten!
Würde eine Religion präferieren, in der Menschen wie du, nicht nur nichts zu sagen, sondern auch keinen Wert haben
also die komplette bude samt einrichtung als brautgabe würde ich nicht "wertlos" nennen
Schlimmstesteste