laut.de-Kritik
Nix zu verlieren, eine Menge gewonnen.
Review von Dani Fromm"Nothing To Lose" - wie wahr. Durch die Casting-Mühlen gedreht hat man Daniel Schuhmacher, ihn mit einem lieblos von der Stange zusammen gerotzten Debütalbum in die Charts katapultiert, und dann fallen gelassen. Die Kuh war gemolken. So einer, der hat wirklich und wahrhaftig nix zu verlieren.
Statt dessen hat das Blondchen aus Pfullendorf diesmal eine Menge gewonnen und vieles richtig gemacht. Ob er sich Produzenten, die seine Fähigkeiten erkennen und auf diese eingehen ausgesucht oder sich von ihnen hat auflesen lassen - scheißegal. Tatsache ist: Es haben sich die richtigen Leute gefunden.
Wer spätestens nach "The Album" der festen Ansicht war, man bekäme es in Daniel Schuhmacher mit einem schlichten Balladenheini zu tun, wird seine Meinung von Grund auf revidieren müssen. Insbesondere die Nummern, die er seiner Stimme von den Beatgees auf den Leib schneidern lässt, drehen ordentlich auf: "Like A Song In Your Head" oder "She Loves Me" geraten mit solcher Unterstützung zu überaus tauglichem Tanzflächen-Pop.
Von den Berliner Reglerschiebern, die unter anderem schon für Kaliber wie Olli Banjo tätig waren, stammt der Löwenanteil der Produktionen. Im Hause Beatgees zeichnet man über die Einstiegstracks hinaus für "Lalala" verantwortlich, das sich wechselweise beim "Saft" der Fantastischen Vier und bei Tarantino-Soundtrack-tauglichen Gitarren bedient, um Schuhmachers sauberen Gesang zu flankieren.
Schwungvoll, dennoch auf das Wesentliche - den Gesang - reduziert: "All We Need Is Love". "Running Through The Fire" tönt mir mit all seinen Echos zwar etwas zu 90er-lastig, "If It's Love" und "A Million Miles Away", beide aus der Feder von Thomas Brötzmann, zu poppig für meinen Geschmack. Man muss derlei ja auch gar nicht mögen, wohl aber anerkennen, dass sich Daniel Schuhmacher souverän auf ganz unterschiedlichen Parketten bewegt.
Das Spiel mit den Erwartungen kann er nur gewinnen. Er zeigt, diesmal aber in angemessenem Rahmen, was ihm einst bei "Deutschland sucht den Superstar" einen verdienten Sieg eintrug: Daniel Schuhmachers Stimme verfügt über beachtliche Spannweite, klingt beinahe mädchenhaft in ihrer Klarheit, birgt aber so viel Gefühl, dass Sterilität keine Chance bekommt.
Die zuweilen darüber gekleisterten Effekte hat ein Sänger dieser Qualität nicht nötig, im Gegenteil: Die ärgerlichen Verzerrer sollte man schleunigst einmotten. Pur klingt Schuhmacher um Welten besser. Wie er sich mit "Here Comes The Rain Again" erneut mit dem allerersten gesungenen Ton eine Annie Lennox-Nummer zu eigen macht, als sei sie für ihn allein geschrieben worden: schon beinahe gruselig.
Musikalische Revolutionen stehen selbstredend nicht zu erwarten. Die dürfte ein Sänger, der nicht Urheber, sondern lediglich Interpret seiner Nummern ist, auch kaum lostreten. Ein gutes, über weite Strecken tanzbares, ganz und gar nicht peinliches Pop-Album, das gelingt ihm mit "Nothing To Lose" aber tatsächlich – und das, obwohl vermutlich kaum jemand mit einem Zweitschlag gerechnet hätte. Hut ab!
24 Kommentare
Oho, da muss man ja fast mal reinhören, Beatgees und Daniel Schuhmacher... hmm.
Aha, scheint doch seine Versprechungen, so von wegen Veränderung, wahr gemacht zu haben. Als ich mal in den Videoclip reingezappt hab', hab' ich gleich gedacht: "Oh nein, gibt's den auch noch?". Aber dann war ich doch positiv überrascht. Ganz klingt ja streckenweise schon recht soulig.
Dass der Schuhmacher jemals ein Album mit mehr als einem Punkt rausbringt, überrascht mich echt. Da werd ich mal reinhören.
Daniel wird bei seiner 2. Tour auch selbstgeschriebene Lieder singen: Tour: 11.Nov.? 20.00 Uhr? Ahaus NRW , 13.Nov. 21.00 Uhr Frannz Club, Berlin,? 28.Nov 20.00 Uhr Schacht I,? Oberhausen NRW, 29.Nov. 19.00 Uhr? Capitol, Mannheim? 19.12. 20.00? Uhr Fischbach FN. Lokschuppen.
Hörprobe von? seinem? Album Nothing to lose,bei yt oder hier? www.myspace.com/danielschuhmacherofficial?
Nun ja, die Comments sind ja nicht grad erbauend hier...
ja, gar nicht so übel - das Album