Porträt

laut.de-Biographie

Darkthrone

Mitte der 80er Jahre ist in der norwegischen Metal-Szene nicht wirklich viel los. Der angesagt Sound ist der vor allem in Schweden kräftig boomende Death Metal. Deswegen lümmeln sich auch Drummer Gylve 'Fenris' Nagell, die beiden Gitarristen Ivar 'Zephyrous' Enger und Anders Risberget, sowie Basser Dag Nilsen im Proberaum rum und vertreiben sich gemeinsam die Zeit. In dieser Besetzung veröffentlichen sie unter dem Namen Black Death drei Demos, ehe das britische Kultlabel Peaceville auf sie aufmerksam wird und ihnen einen Vertrag anbietet.

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Inzwischen nennen sich die Jungs Darkthrone, und Ted hat den Gesang übernommen, da Gylve hinter seinen Drums doch recht ausgelastet ist. Ihr Debüt "Soulside Journey" erscheint 1991 und zeigt die Band nach wie vor von einer sehr Death Metal-lastigen Seite. Vergleiche zu Death oder Entombed sind in den Reviews des Albums nicht selten zu lesen.

Davon kann auf "A Blaze In The Northern Sky" absolut keine Rede mehr sein. Auf einmal haben alle, bis auf Dag, lustige Pseudonyme und Corpsepaint gehört zur Standard-Garderobe. Gylve heißt jetzt Fenriz, Ivar ist zu Zephyrous geworden und der für Anders eingestiegene Gitarrist Ted Skjellum hört am liebsten den Namen Nocturno Culto. Obwohl sie zu dieser Zeit schon das Album "Goatlord" aufnehmen, landen die Songs erst einmal in der Schublade, da sich unter dem Einfluss eines Herrn namens Euronymous (Mayhem) der Musikgeschmack komplett Richtung Black Metal gewandelt hat.

So erscheint "A Blaze In The Northern Sky", auf dem Dag zwar noch die Bassspuren spielt, sich daraufhin aber aus der Band verabschiedet. Das Album entwickelt sich schnell zu einem Referenzwerk in Sachen norwegischer Black Metal. Das Tempo ist teils im Highspeed-Bereich, teils sehr doomig. Der Sound ist eher bescheiden, aber für beinharte Fans dieser Richtung war das noch nie ein Manko. All jene, die an den frühen Bathory-Werken ihre Freude haben, sehen einen neuen Stern am Himmel.

Das '93er Album "Under A Funeral Moon" polarisiert dank seiner durchgehend hohen Geschwindigkeit noch mehr als der Vorgänger, macht die Fans der Band aber fast wunschlos glücklich. Einen Ersatz für Basser Dag haben sie sich erst gar nicht gesucht, denn Nocturno übernimmt dessen ehemaligen Job im Studio. Mit dem ein Jahr später erscheinenden "Transylvanian Hunger" ist der Vertrag mit Peaceville erfüllt und die Band sieht sich nach einem anderen Label um.

Dieses finden sie in Moonfog Records. Ein kleines Label, das Satyr (Satyricon, bei denen Nocturno Culto auch schon unter dem Namen Kveldulv aushilft) gegründet hat. Die erste Veröffentlichung auf dem neuen Label bezeichnen Darkthrone selbst als die ultimative Huldigung an Celtic Frost, womit der Sound der Scheibe auch grob beschrieben ist. Für Zephyrous ist es das letzte Album mit der Band. Die Legende besagt, dass er nach den Aufnahmen auf mysteriöse Weise verschwunden sei.

Damit sind Fenriz und Nocturno Culto nur noch zu zweit, was sie aber nicht davon abhält, weiter Musik zu machen und dämliche Interviews zu geben, in denen menschenverachtende und zum Teil auch rassistische Äusserungen fallen. Schon im darauf folgenden Jahr erscheint "Total Death", auf dem sich die beiden die Vocals teilen.

Mit diesem Album machen sie sich nicht nur Freunde, denn die Geschwindigkeit ist etwas gedrosselt und der Sound unterirdisch, was vielen Szeneaposteln übel aufstößt. Auch die Tatsache, dass das spielerische Niveau höher ist, findet bei den Fans keinen großen Anklang.

Im selben Jahr erscheint "Goatlord" in überarbeiteter Form, da Satyr ein paar Vocals beiträgt. Da musikalisch zwischen diesem und den letzten Alben beinahe Welten liegen, hält sich die Begeisterung auch hier in Grenzen. Nach "Goatlord" kehrt für drei Jahre Ruhe im Darkthrone Camp ein, was zu einigen Auflösungsgerüchten führt.

Diese erweisen sich 1999 allesamt als falsch, denn mit "Ravishing Grimness" melden sich die beiden Norweger zurück und legen eine Produktion vor, die die wenigsten in dieser Art erwartet hätten. Das Label Peaceville ist der Meinung, dass es noch etwas vom Darkthrone Kuchen abhaben könnte und bringt mit "Preparing For War" eine überflüssige Best-Of auf den Markt.

Ungeteilte Freude verbreitet auch "Plaguewielder" nicht, denn das einstige Aushängeschild des sogenannten Inner Circle der Black Metal-Szene freundet sich immer mehr mit Melodien und einem differenzierteren Sound an. Zwar ist auch das neunte Album der Norweger eindeutig im Black Metal anzusiedeln, doch so langsam aber sicher könnten sich auch Death Metal Fans für deren Alben erwärmen.

Das scheint jedoch das Höchste der Gefühle gewesen zu sein, denn zwei Jahre später ist Schluss mit lustig und das Duo rumpelt mit "Hate Them" wieder kräftig vor sich hin. Schneller, stumpfer und soundtechnisch wieder deutlich schlechter tönt das Album durch die Boxen, und für den Waldflitzer unter den Black Metal-Anhängern ist die Welt wieder in Ordnung.

Alles wieder ins Lot bringen die beiden Dunkelfürsten 2004 mit "Sardonic Wrath", denn sowohl Cover und Sound, als auch die Songs sind wieder genau so, wie man es von der Band kennt, erwartet und gegebenenfalls auch schätzt. Zwar ist die Spielzeit von nicht einmal einer halben Stunde äußerst knapp, aber darüber sieht der Die Hard-Fan gerne weg.

Mit ihrem 2006er-Werk "The Cult Is Alive" veröffentlichen Darkthrone im März ein sehr rohes Stück Metall. Zum ersten Mal in der Bandgeschichte gibt es mit "Too Old To Cold" eine Single-Veröffentlichung. Die neue Scheibe mischt Achtziger Black Metal mit Anleihen aus Thrash, Crust Punk und einer guten Portion Groove.

So könnte man das Endprodukt Black'n'Roll nennen, neben Vergleichen mit Celtic Frost oder Venom tauchen mitunter sogar Querverweise zu Motörhead auf. Den auf "The Cult Is Alive" enthaltenen Song "Atomic Coming" widmen sie dem zuvor verstorbenen Voivod-Gitarristen.

Stilistisch zeigen sie sich auf den folgenden Veröffentlichungen ähnlich variabel und auch in Sachen Sound halten sie mittlerweile an einer Mindestqualität fest. Mit Black Metal hat die Band kaum mehr etwas zu tun, sondern nähert sich mit "Circle The Wagons" 2010 eher dem traditionellen Metal.

So unberechnebar und kauzig bleiben sie auch auf den folgenden Veröffentlichungen, können sich dabei aber stets auf ihren Kultfaktor verlassen. Und zumindest mit dem 2016 erscheinenden "Arctic Thunder" werden sie dem doch gerecht und mischen auch wieder mehr Black Metal-Gewürze unter.

Unterdessen macht Fenriz unmusikalisch auf sich aufmerksam: Sein Heimatörtchen Kolbotn wählt ihn "aus Versehen" in den Stadtrat. Das Katzenfoto auf dem Wahlplakat hat sich anscheinend bezahlt gemacht.

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