laut.de-Kritik

Der Sturm vor dem Sturm.

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"Wir entwickelten uns erst weiter und entschieden uns dann, wieder primitive Musik zu spielen, wer sonst hat das gemacht?", lautet ein Zitat von Schlagzeuger Fenriz mit Blick auf den Werdegang der Band. Bevor Darkthrone als Speerspitze der zweiten Welle des Black Metals mit Alben wie "A Blaze In The Northern Sky" oder "Panzerfaust" die Szene aufmischten und mit eindeutig zweideutigen provokanten Statements verunsicherten, frönte die Truppe einem weitaus technischer orientierten Stil.

Grob in den Genres Death Metal, Doom und Thrash Metal beheimatet, schickte sich die Band um die beiden Szeneoriginale Nocturno Culto und Fenriz 1991 an, ihrem Debüt "Soulside Journey" einen würdigen Nachfolger an die Seite zu stellen. Doch dazu kam es bekanntlich nicht. "Goatlord" wurde zwar veröffentlicht, jedoch erst 1996 nach vier für die Schwarzwurzelszene wegweisenden Alben. Zudem versah das grimmige Kollektiv die Aufnahmen nachträglich mit Gesang.

Nun erscheinen die Demos in der Originalversion. Rein instrumental gehalten, spottet die Produktion jeglichen modernen Standards. Der Ausdruck Produktion ist übertrieben, handelt es sich um ein Rehearsal-Tape, in dem die Gespräche der Musiker zu hören sind, und jeder Song auf charmant schnoddrige Art angekündigt wird.

Spannend an den Aufnahmen ist einmal das technisch anspruchsvolle Niveau, das die vier Musiker - neben den beiden Bandköpfen sind das Ivar Enger an der Rhythmusklampfe und Dag Nilsen am Tieftöner - an den Tag legen. Das soundtechnische Getrümmer rangiert spielerisch auf Death-Niveau.

Nicht verwunderlich, dass einige Parts für die radikale Kurskorrektur umgewidmet worden sind. Es macht schon Laune in die rohen Ursprungsversionen einzutauchen und etwa den Riffs eines Tracks wie "A Blaze In The Northern Sky" zu lauschen, die so oder so ähnlich in den kommenden Jahren für Furore sorgen sollten.

Dabei ist "Goatlord: Original" ein Zeitzeugnis von musealem Wert. Der Klangcharakter dürfte Puristen verzücken, wobei die Lo-Fi-Atmosphäre bei den Norwegern zum guten Ton gehört. Dennoch sei davor auch gewarnt.

Trackliste

  1. 1. Phantasm
  2. 2. Hearses
  3. 3. Possessed
  4. 4. Below
  5. 5. Blasphemer
  6. 6. Rise
  7. 7. Eclipse
  8. 8. Wings
  9. 9. Wolf
  10. 10. A Blaze In The Northern Sky
  11. 11. Trident

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4 Kommentare mit 7 Antworten

  • Vor einem Jahr

    Das ist Musik die gefällt weil sie nicht gefallen will. Dieses Album ist ein rostiger Streitkolben in der Hand eines mordgierigen Orks der gerade ein Dorf in Mittelerde niederbrennt. Ein brennender Schweinetransporter auf der A1 oder ein mit 100 km/h in eine Autobahnkirche fliegender Schmiedehammer.

    Aber, Fremder, täusche dich nicht denn

    Die Platte zeigt auf dich!....JA, auf DICH!!!! Und fragt dich: Bist du schwächlicher Wurm hierfür bereit?
    Besitzt du den metallischen Bizeps um diesen harten Klumpen Stahl zu stemmen?
    Bist DU es wert durch all den Dreck und das Geschepper die Kunst zu erkennen?

    Die Frage íst nicht ob dir das hier gefällt sondern ob du überhaupt die würdigen Ohren hast und zum inneren Kreis der Gesegneten gehörst.

    Oh Hörer,lerne Demut!

    5/5

  • Vor einem Jahr

    Darkthrone natürlich schon immer über jeden Zweifel erhaben gewesen, so auch hier.

    Aber wer seinen klassischen BM dann doch lieber ein klein wenig moderner produziert bevorzugt, sollte sich mal die neue Scheibe von Arnaut Pavle reinziehen.
    https://www.youtube.com/watch?v=t1Si2g3TGg8

    • Vor einem Jahr

      Finde es beeindruckend, wie ich da in Abständen von 2 Minuten durch die gesamte Timeline des Albums skippen kann und jeder angespielte Part absolut gleich klingt.

      Aber soll keine Kritik sein, BM ist einfach ein Genre, dessen Anziehungskraft sich mir persönlich noch nie erschlossen hat. Aber wie ich immer mal wieder Spargel probiere um zu prüfen, ob ich ihm jetzt vielleicht was abgewinnen kann, höre auch da immer mal wieder gerne rein, von daher danke für den Tipp.

  • Vor einem Jahr

    Astral Fortess ist übrigens letztes Jahr erschienen....nur mal so.

  • Vor einem Jahr

    Was ein merkwürdiges Albumcover, dabei war das diabolische Gekritzel auf dem Original so passend. Obwohl das hier jetzt das Original sein soll? Ein Rehearsal vom Rehearsal?

    Egal, so eine Platte wie Goatlord findet man nicht wieder. Wird halt die meisten Leute abschrecken, da gelungene Anti-Musik. An Skill mangelte es denen aber auch nicht, heute scheint die Inspiration nur noch für etwas Candlemass-Worship zu reichen.