laut.de-Kritik
Der klägliche Griff nach den Sternen von Ufo361' Schützling.
Review von Dominik LippeUfo361' Herz schlägt für den Nachwuchs. Jüngst verkündete er, eine "Anlaufstelle für Kreative aus den Bereichen Musik, Mode und Visuals" zu schaffen. Mit Stay High Changed My Life wolle er "mehr für kreative und engagierte Fans" machen und jedem die Chance ermöglichen, "mit seiner Arbeit zu punkten". Das klingt erstmal aller Ehren wert, bis die Erinnerung zurückkehrt, wie erfolglos er bislang Talente erspürte. Vor zwei Jahren trat Data Luv auf den Plan, um sein unterwältigendes Debütalbum "Goat" vorzulegen. Mit "Stars" erscheint nun das dritte Werk des minderjährigen Rappers.
"Wir sind Stars. Wir wurden Stars aus dem Nichts." Data Luv übt sich vor allem darin, sich selbst zu vergewissern, den künstlerischen und kommerziellen Durchbruch mit Bravour bestanden zu haben. Als stiege die Glaubwürdigkeit mit der Anzahl an Wiederholungen: "Ich wusste immer, ich werde ein Star, Shawty. Und Mama, ich hab' dir gesagt, ich werde irgendwann Star. Ich werde irgendwann Star. Und ich wurd' ein Star." Falls es ihm misslingt, sich damit selbst zu überzeugen, steht immer noch Ufo361 für verbale Schulterklopfer bereit: "Data Luv, nächster Trap-King, er wird ein Star!"
"Das, was ihr macht, ist für mich keine Challenge", behauptet er frecherweise in "Ich Hör Nicht Zu", obwohl selbst Ufo361 mit seinem geistesabwesenden Nuschel-Flow über ihn hinweggleitet. Schamlos führt er sich auch in "Fukk The System" auf, wenn er der Anhängerschaft vor die Ohren klatscht: "Fünf Minuten, Dicka, brauch' ich für den Verse." Die Angeberei geht völlig ins Leere, wenn die meisten Menschen für den vermeintlich ausgefuchsten Part nur zwei Minuten gebraucht hätten. Zumal er selbst mit Anglizismen nur einen minimal größeren Wortschatz als Donald Trump aufweist.
Es mag arg altbacken wirken, sich an Anglizismen zu stoßen. Dennoch verärgert es beinahe, wenn Data Luv in "Sommernächte" über Jimmy Torrios geradlinige Trap-Produktion mit melancholischer Note verbale Exkremente verteilt: "Droppe zwanzig Songs nur in einer Week. Sag' keine Lies, erzähl' mir die Wahrheit, ja, talk to me nice. Lass' mich allein im Rain, stichst in mein Herz wie ein Knife." In "Konzentriert" legt der rappende Sprachpanscher seinem Vater folgende Worte in den Mund: "Zu viel' Diamonds auf mir, zu viel Karat. Papa sagt: 'Geh Home, es ist zu dark'."
Im selben Song erklärt er abwinkend: "Und über Schule, Dicka, muss ich nicht mehr reden." Das wirft wiederum die Frage auf, weshalb er dies unaufhörlich tut. "Keine Schule, Dicka, nein!", quäkt er schon über das sphärische Instrumental von "Stars". Und auch in "We Don't Play" führt er sich trotzig auf: "Fuck school, fuck teachers, von euch hab' ich nichts gelernt." In "Fukk The System" überhöht er sich in seiner Ablehnung gegenüber den Bildungsanstalten gar zu einer Art Widerstandskämpfer: "Schule nicht gemacht, fuck the system! Geh' mein' Weg alleine, fuck the system!"
So fällt das dritte Album des Rappers ähnlich peinlich aus wie in Teilen "Eya" von Kasimir1441. In den günstigsten Fällen klingt "Stars" nach einem entkoffeinierten LGoony, im schlimmsten posiert er uninspiriert zu überdurchschnittlichen Produktionen. Und trotz der überschaubaren Themen-Palette strotz es vor Widersprüchen. Statt weiter darauf zu spekulieren, dass sich Data Luvs kläglicher Griff nach den Sternen irgendwann künstlerisch auszahlt, sollte Ufo361 seinem Schützling lieber ein Ticket spendieren, um ihn von Richard Branson auf den Mond schießen zu lassen.
2 Kommentare
Das Album scheint die Tape gewordene Szene aus South Park zu sein, wo Cartman die Kuscheltiere Dinge sagen lässt wie "du bist voll toll", kann das?
Ich verstehe dann schon, was zb Hayiti besonders macht, wenn ich so einen grundbeschissenen Dreck höre. Ist halt nur nicht meins. Das hier ist Prügelstrafenkandidat.