laut.de-Kritik
Flashbacks zum Schulsport: Rap wie Reckturnen.
Review von Yannik GölzMan werfe die Frage in den Raum, was das jetzt schon wieder soll. Man werfe die Frage hinterher, wer das witzig findet. Man werfe bitte irgendeine Frage in den Raum. Ich habe keine Antworten. Data Luv, das neue Signing von Stay High, ist irgendwie ein halb-witzig gemeintes Trap-Projekt eines fünfzehnjährigen Jungen, über den niemand so richtig spricht, für den sich die meisten einigermaßen schämen und der trotzdem viel zu stark geklickt wird, um ihn zu ignorieren.
Die Geschichte des Kerls ist schnell nacherzählt: Er war ein Fötus, jetzt ist er ein Rapper. In den acht Minuten, die zwischen diesen beiden Ereignissen liegen, muss er einen Amirap-Song gehört haben (das dauerte etwa zwei Minuten), der Anwendung aller Vocal-Mixing-Effekte auf seiner Stimme beigewohnt (etwa fünf) und mit seinem neuen Label-Boss Ufo361 sämtliche musikalischen Visionen diskutiert haben (15 bis 30 Sekunden, höchstens). Das Ergebnis ist so offenkundig ein Wrack, dass man sich schon schlecht fühlt, wenn man darüber diskutieren will. Man möchte den Jungen knuddeln und sagen, dass er ja nichts dafür kann.
Fangen wir mit dem Offensichtlichen an: Data Luv rappt mit der Präzision und dem Geschick eines verschüchterten RBA-Train-Ligisten an einem schlechten Tag. Seine Art zu rappen beschert mir ungewollte Flashbacks in die Schulsport-Zeit. Da hatte nämlich ein mitleidiger Lehrer beschlossen, mir mein katastrophales Reckturnen zumindest soweit zu korrigieren, dass er mir gerade so eine Vier geben könne. Siehe an: Nach zwanzig Anläufen Rücken-Begradigen, hundert Anläufen Gegen-die-Stange-Rennen und ganz viel gutem Zureden habe ich es irgendwie geschafft, dass man mein Nicht-Durchfallen gerade so rechtfertigen konnte.
Data Luv rappt, wie ich am Reck turne. Nur dass sein mitleidiger Sportlehrer eben zwanzig Studio-Produzenten sind. Die heben seine desaströsen Vocals mit allem Autotune, allem Reverb, allem Chopping und jedem erdenklichen Trick auf ein Level, das man als professionelles Studio gerade noch in die Welt entlassen kann. Sprich: Gerade so im Takt, dank gutem Mixing stellenweise nicht ganz unhörbar und zumindest sehr sauber gemischt.
Der Opener "Intro" gibt zehn Sekunden Zeit, um sich von einem wirklich schönen, von Pi'erre Bourne inspirierten Beat einlullen zu lassen. Dann stößt man auf die Vocals, als beiße man in einem Cremetortenstück auf einen Center Shock. Unweigerlich stellt sich die Frage: Wenn der Junge schon nicht gut klingt, warum ist er dann hier?
Die beste Antwort, die einem dazu einfällt: aus missverstandenem rebellischen Geist. Er sucht den Lil Pump-Effekt der grobschlächtigsten Geschmacklosigkeit, der schmissigen Songs noch einmal Meme-Auftrieb und skandalöse Debatte beschert. Das würde auch all die dämlichen Songs darüber erklären, wie sehr Data Luv in der Schule versagt habe und dass das jetzt ja eh egal sei (immer mit einem "Hehe, hab' ich Recht, Jungs, ja?" im Subtext), zum Beispiel auf "School School" oder "Schlecht".
Thing ist nur, dass Lil Pump, Lil Xan oder Lil Tecca trotz ihrer handwerklichen Schwächen gute Songs machen können. Nicht wegen. Dass Data Luv nicht rappen kann, macht ihn nicht zu Trap. Man müsste das Manko mit besonders gutem Songwriting kompensieren, mit besonders griffigen Melodien. Die Beats taugen zwar durch die Bank, aber der Rest wirkt genauso lieblos, wie dieses Projekt es erwarten lässt.
Data Luv versucht, witzig zu sein wie Lil Pump. Aber er ist kein Stück witzig. Er versucht, aus seinem jungen Alter Image zu machen, ein bisschen wie Matt Ox oder Lil Tecca. Bloß hat er wirklich kein Talent. Und er versucht, Sound zu machen, der funktioniert. Doch dieses Album klingt von vorne bis hinten grauenhaft. Es schwelt über weite Strecken an den Grenzen der Unhörbarkeit. Selbst zu seiner "Baby"-Ära hätte Justin Bieber mit seiner Art, "Shawty" zu sagen, mehr Street Cred als Data Luv. Wie sagt der Junge? "Keiner hat an mich geglaubt"? Zu Recht.
5 Kommentare mit 5 Antworten
Review 5/5
Trap kommt mir immer so vor wie eine Musikrichtung, in der es allgemein vollkommen egal ist, ob jemand etwas kann oder nicht, teilweise Nichtkönnen den Erfolg sogar verstärkt.
So siehts aus. Stimmbruch-FR hätte den ausgelacht.
Cover und Titel sind tatsächlich sehr passend gewählt. Data Luv klingt wirklich wie eine Ziege, nur eben auf Speed. Auf Albumlänge ist das absolut ungenießbar, ein oder zwei Lieder, v.a. "Now", gehen in Häppchen konsumiert dafür klar. Rein raptechnisch trotzdem ein sehr respektables Debüt für einen 15(?)-Jährigen. Mit Sympathie-Bonus für so eine Leistung, deshalb 2/5.
Muss das sein? Muss das wirklich sein? Ist das einzige das mir dazu einfällt. Aber danke für die Kritik habe sehr gelacht.
Alles nur dreckige Haider hier.
https://youtu.be/oBhfv7wMSXA
rip
eine von vordenker von neue gattug von politicker in ganz avropa fast so gut wie bastie kurz
Center shock! So viele Erinnerungen.