laut.de-Kritik
Ausgelassenheit und Schwermut: ungleiche Saufbrüder.
Review von Dani FrommIrgendwie seltsam: Seit Jahren rocken die Delinquent Habits die Bühnen der unterschiedlichsten Clubs und garantieren dort unvorsichtigen Besuchern in den ersten beiden Reihen einen Tag danach, der in einem Meer entsetzlicher Kopfschmerzen ertrinken wird.
Eben so lange veröffentlichen die Herren Latino-Hip Hopper - in größeren Abständen zwar, aber doch recht konstant - Alben, die sich sämtlich hören lassen können. Trotzdem wollen einem zum Thema partout allerhöchstens drei Nummern einfallen: "Tres Delinquentes", "Here Come The Horns" und "Feel Good".
Im Grunde umreißt das den Habits-Kosmos auch dann noch umfassend, wenn mittlerweile nur mehr ein einziger Delinquent den "Return Of The Tres" bestreitet: Nachdem nach Kemo auch O. G. Style seinen Ausstieg erklärte, sorgt inzwischen Ives S. Martin alleine für "Horns", "Feel Good" und nahtloses Anknüpfen an den vertrauten Sound.
Am markantesten dabei - "Here Come The Horns", eben - wohl nach wie vor die quäkenden Mariachi-Trompeten. Daneben verdienen reizvolle Basslinien, Gitarren (egal, ob akustisch oder brachial elektrisch), fröhliche Orgelklänge, satte Drums und geschickt gewählte soulige Samples Aufmerksamkeit und bereiten dem Latin-Fieber fruchtbaren Nährboden.
"Party That Way" tönt dumpf, als habe man es direkt in einem vollgestopften Club aufgenommen. An anderen Stellen gerät der Sound dagegen reduziert wie selten. Was bleibt: repetitive Strukturen, die sich geradezu unbarmherzig ins Bewusstsein schrauben.
Der Umstand, dass die Straßen in Southern California nicht gerade mit Gold gepflastert, dafür aber "packed with danger" sind, liefert Erzählstoff genug. Schade nur, dass Ives all diesen im Alleingang bewältigen muss. Ein neuer Partner am Mic kann der Dynamik eigentlich nur förderlich sein - vorausgesetzt, er ist dem Oberdelinquenten präsenz-technisch gewachsen.
"Raise the cups! A toast to the common man, please stand up!" Eine Aufforderung, der man trotzdem gerne nachkommt: Ives berichtet - "Spanglish freestyle" - aus dem Leben im "concrete jungle, die Zielgruppe stets im Visier: "fun lovin' people just like me".
In der gut gelaunten Grundstimmung des ebenso kopfnick- wie partytauglichen "Fiesta"-Soundtracks schwingt jedoch die Kehrseite der Medaille bereits mit. Der melancholische Unterton tritt mal mehr, mal weniger offensichtlich zutage.
Ausgelassenheit und Schwermut kippen sich am Tresen in trauter Eintracht den Mescal hinter die Binde: ungleiche Saufbrüder, und doch untrennbar aneinander gekettet - "smoke some weed and have a good time." Salud.
1 Kommentar
Yo, bei denen ist immer was gutes dabei. Die Review trifft es.