laut.de-Kritik

Ohne Major-Firma zurück zu alten Stärken.

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Sie schaffen's immer wieder: Schon beim Anblick des De/Vision-Covers zur '98er Best Of-Scheibe "Zehn" war ich sprachlos, wie man nur so dermaßen dreist die Cover-Ästhetik von Depeche Mode abkupfern kann. Nun macht "6 Feet Underground" genau dort weiter. Holten sich die Bensheimer damals das Stelen-Motiv der DM-Platte "The Singles 86-98", dürfen es heute die rot leuchtenden Signallampen sein. Bei aller Liebe, aber gerade wenn einem das Depeche Mode-Image eh schon anhängt wie eine Seuche, könnte man hier doch etwas behutsamer vorgehen, nein?

Ob Absicht oder Zufall, "6 Feet Underground" wäre auch ohne Cover ein schönes Synthie Pop-Album geworden, das keinerlei aufmerksamkeitsheischende Verweise auf andere Bands benötigt. Zwar ruft das zum Duo geschrumpfte Songwriter-Team Keth/Adam keine Revolution aus, doch schon der melancholische Opener macht deutlich, dass hier eine alte Frische ins Soundkostüm Einzug gehalten hat, die an das ausgezeichnete De/Vision-Debüt "World Without End" erinnert.

Zehn Jahre ist das nun schon wieder her, diese schöne und unbefangene Zeit, in der sich die Fangemeinde nur aus wenigen Schwarzkitteln zusammen setzte und noch keine Major-Firma für die Bensheimer Promo-Etikette wie "Progressive Pop" kreierte. Worauf will ich hinaus? Auf "6 Feet Underground" besinnen sich De/Vision auf ihre Stärken, die sie meiner Meinung nach über die Jahre mit ihren Akustik-Experimenten nur partiell erreichten.

Songs wie "I'm Not Enough", "I'm Not Dreaming Of You" und die Single "Unputdownable" sind spannungsgeladene und mustergültig aufgebaute Synthie-Popsongs, wie sie uns letztes Jahr schon von den alten Camouflage-Recken aufgetischt wurden. Auch "Right On Time", ein unerwartet amtliches Techno-Brett mit Vocoder-Gesang, macht Laune und erinnert an die Pet Shop Boys-Experimente auf der "Disco 3"-Platte.

Ab und an gehen mir De/Vision aber doch ein wenig zu unpräzise zu Werke, so auf der Ballade "6 Feet Underground", in "Turn Me On", wo sie Breakbeats jucken lassen, oder im heftigen "Take Me Over", das schon bald die Szene-Discos weich klopfen dürfte. Keine Frage: De/Vision spielen auch im zehnten Jahr ihres Bestehens noch immer eine wuchtige Elektro-Geige. Höret nur hinein, ihr Mesh-, Camouflage- und ja: Depeche Mode-Fans.

Trackliste

  1. 1. I'm Not Enough
  2. 2. I'm Not Dreaming Of You
  3. 3. Unputdownable
  4. 4. Turn Me On
  5. 5. 6 Feet Underground
  6. 6. Aimee
  7. 7. Right On Time
  8. 8. Take Me Over
  9. 9. You Are The One
  10. 10. Beside You
  11. 11. Klangmonaut
  12. 12. Take Me To Heaven

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