laut.de-Kritik
Ernste Reime und Partytracks statt Gangsta-Rap.
Review von Philipp GässleinIn für Deutschland ziemlich einzigartiger Weise verstand es die Firma von Anfang an, die verschiedensten Stilrichtungen des Raps abzudecken. Kuriose Verschwörungstheorien gehen Hand in Hand mit harscher Gesellschaftskritik und bouncenden Partytracks. Sogar inpuncto Lovesong konnten die Kölner schon auf ihrem Debut mit "Die Eine" einen Erfolg verbuchen, der noch heute seinesgleichen sucht. Lediglich von schwülstigen Pornostyles ließen Def Benski und Tatwaffe bislang glücklicherweise die Finger. Und auch auf "Krieg Und Frieden" bleiben sie ihrem Stil zu 100 Prozent treu.
Fader Gladiator steuert seine Beats ebenfalls in gewohnter Manier bei: tragend, interessant und ohne platte Versuche, unheimlich spektakulär zu wirken. Die klassische Schiene scheint er zwar weitgehend verlassen zu haben, seine Instrumentals bleiben aber stets auf einem hervorragenden Level, was er gleich zu Beginn bei dem pumpenden "Rollt Mit Uns" unter Beweis stellt. "Tränen", "So Läuft Das" oder "Endzeit" - mit solchen Produktionen sichert sich Daniel Sluga auf jeden Fall erneut einen Platz unter den Top 5 der deutschen Beatbastler.
Man kann die Firma in vielerlei Hinsicht mit den Fantastischen Vier vergleichen. Beide Gruppen existieren schon ewig und beide interessiert es nicht sonderlich, was im Rest der Szene so abgeht. So spricht Tatwaffe auf "Ehrlich" explizit alle an, die ihn wegen der Tomekk-Collabo "Ganxtaville Pt III" kritisierten. Beide Crews liefern zudem konsequent gute Arbeit ab und gehören mit zu den besten Acts in Deutschland, obwohl beide nie auf irgendwelchen Toplisten diverser Rap-Magazine erscheinen. Ein Grund: Die meisten Tracks sind schlicht zu schwere Kost für Breithosen-Mägen.
"Krieg Und Frieden" entpuppt sich, trotz des gesunden Gleichgewichts aus ernsten und Partytracks, nicht als Album, das man nebenbei in der Halfpipe hören kann. Kritische Tracks wie "Tränen", "Kalt" oder "Zeitgeist" fordern dem Hörer ein zu hohes Maß an Konzentration ab. Dennoch wollen die drei Kölner auch im Jahr 2005 Ärsche kicken: "Rollt Mit Uns", "So Läuft Das", "Comprende" mit einem hervorragenden Part von Olli Banjo oder das apokalyptische "Die Durch Die Hölle Gehen" setzen die Tradition der Vorgängeralben fort. "Yo, mach's wie Hemingway, ich fürchte, wenn ich texte, werden Worte zum Wald und meine Stifte Äxte" - solche Reime machen jedenfalls Spaß.
Dick dabei im Rennen um den besten Track der Scheibe ist "Die Eine 2005". In beinahe unheimlicher Art und Weise gelingt es Def Benski und Tatwaffe erneut, Liebeslyrik vom feinsten inklusive Gänsehautgarantie zu präsentieren, ohne dabei auch nur ansatzweise peinlich oder schnulzig zu wirken. Wieso schafft das außer Torch, Thomas D und Curse sonst keiner in Deutschland?
Es wäre müßig, zu diskutieren, ob "Krieg und Frieden" nun als das gelungenste Firma-Album bezeichnet werden kann. Fest steht aber, dass es sich hervorragend in den musikalischen Plan der drei Verschwörungstheoretiker einfügt. Wo der letztendlich hinführen wird, weiß wohl niemand, am wenigsten die Firma selbst. So lange sich die Einzelschritte aber so gelungen präsentieren, ist das auch gar nicht so wichtig.
8 Kommentare
Moin zusammen.
Tja, da bin ich grad neu hier (obwohl ich schon lange die Rezis und auch im Forum hier lese) und hab doch direkt mal einen Thread zu eröffnen.
Die Firma mit ihrem neuen Album Krieg und Frieden. Ich selbst halte es erst seit eben in meinen Händen und werde es mir gleich mal direkt anhören.
Hat schon jemand reingehört (abgesehen vom Snippet) und eine Meinung? Das Snippet hat mir schon jede Menge Vorfreude bereitet.
Und danke Amazon das meine Bestellung des Firma und Helden Albums erst heute ankam.
Yeah, der absolute Burner ist meiner Meinung nach Der Plan Teil 1, das nenn' ich mal intelligenten HipHop !
Moin,
Firma-Album sollte man sich kaufen, absolut genial. Und dann noch eine Review vom wieder mal herrlich schlecht informierten Philipp Gässlein... Aber bis auf unten stehenden Satz passt die Review doch sehr gut.
"Lediglich von schwülstigen Pornostyles ließen Def Benski und Tatwaffe bislang glücklicherweise die Finger."
--> Äi-Tiem (ehemalige Crew von Def Benski) "Wenn hier einer schießt dann bin ich das"-Album besorgen!
@LL Pop J (« Tatwaffe und Def Benski bouncen jeden um die Ecke!! Das wäre eigtl schon genug Definition für die latest record der FIRMA, doch ich will näher drauf eingehen: Klar, "Die Eine 2005" brachte auch mich auf das Album, doch das ist BEI WEITEM NICHT mein Favorit!!! Das sind eigtl ALLE Titel hier drauf, weil JEDER für sich mit individueller Genialität strotzt, nur der genannte Titel (auch weil völlig frei von Politik und allem drum und dran, was ich an der band gerade schätze) NICHT. Merci bien und auf Wiedersehen »):
kein grund ersichtlich diesen fred zu reanimieren! auf nimmerwiedersehen.
auf jeden eines miener lieblingsalben nur die eine 2005 hätten se sich schenken können.....
Schon aber ich schätz einfach ma die ham das Album gemacht un dann die Single Ausgekoppelt...
Da hätten se schon merken können watn Scheiß der Track is.
Die Massen ham keinen Geschmack