laut.de-Kritik
Ein Prosit auf die Hosen: Die vertonte Jubiläumsfeier.
Review von Alexander CordasDie Hosen feiern 40-jähriges Bandjubiläum und werfen eine Best Of auf den Markt. Was oberflächlich nach einer ziemlich schalen Nummer aussieht, peppen die Düsseldorfer mit sieben (eigentlich nur sechs, wenn man vom Intro absieht) neuen Nummern auf, gönnen drei Stücken eine Neuaufnahme und legen noch drei Remixes dazu.
Zu den restlichen altbekannten Heulern wäre jedes Wort nur Eulen nach Athen tragen. Wie oft man "Hier Kommt Alex" in diversen Verpackungen auf Tonträger serviert bekommen hat? Wäre eine Recherche-Aufgabe, sparen wir uns aber an dieser Stelle. Ohnehin ein Wunder, dass die Band vier Jahrzehnte lang ihr Publikum unterhält und offenbar neben den alten Säcken auch immer wieder neue Fans im Publikum begrüßen kann. Das ist durchaus ein Phänomen, und da kann man auch mal klatschen. Dass vielen die Dauerbeschallung vom Rhein auf den Senkel geht: Geschenkt. So ernst nimmt sich das Quintett ohnehin nicht, als dass sie das irgendwie jucken würde.
Sieht man sich die Latte an Hits an, die sie hier auf Doppel-CD servieren, nötigt schon alleine die Masse Respekt ab. Hinzu kommt noch so mancher Klassiker, der hier gar nicht auftaucht, aber wer die Qual hat, hat die Wahl. Ein regelrechter "Wa(h)lkampf" sozusagen.
"Teufel" und "Scheiss Wessis" kennt man von den Neulingen bereits. Kann man durchaus mitnehmen, auch wenn die Perlen des Hosen-Backkataloges ganz sicher woanders zu finden sind. Anders sieht das bei "Alle Sagen Das" aus, das vom pathetischen Intro "3 Akkorde Für Ein Halleluja!" eingeleitet wird und die Melodie im Riff übernimmt. In nicht einmal zweieinhalb Minuten rumpeln und skandieren sich Campino und Co. (auch) durchs Querficker-Milieu. Das hat Schmackes, macht Laune und dürfte live mit Sicherheit ein Gewinn für die Setlist sein.
Auch "Amore Felice" kann sich hören lassen, das ist typischer, aber dennoch engagierter Arschtritt-Rock der Veteranen. "112" reiht sich bei den Songs ein, in denen die Hosen auf ihre Karriere zurück blicken und selbstreferenziell daher kommen. Die Hommage für ihre Anhängerschaft klingt sympathisch, aber auch hier: Kann man haben, muss man nicht.
"Chaot (In Mir)" huldigt einmal mehr der Hosen-Liebe für hardrockige Klänge. Im Text nimmt sich Campino selbst auf die Schippe und verflucht und feiert den Kindskopf in sich selbst. Wer erinnert sich nicht an den Tritt gegen die Tonne, als Liverpool das Champions League-Finale verlor und der Sänger der Hosen deshalb eine Zeit lang mit Beinschiene live performen musste. Dämlich, ja!
Die Auswahl der Songs kann man kritisieren und nach dem 'warum?' fragen. "Zehn Kleine Jägermeister"? Braucht eigentlich kein Mensch, war aber tatsächlich die erste Nummer eins der Altbierfreaks. "Bayern"? Ich bitt' euch! Aber wenn sich Uli Hoeneß davon auf die Palme bringen lässt und einen Pseudo-Diskurs über gesellschaftliche Verrohung vom Zaun bricht, kann man ihm das auch noch fünfmal unter die Nase reiben. Insofern: Abfahrt.
Mit der "70 Ist Die Neue 60, Ihr Lutscher!"-Version von "Wort Zum Sonntag" haben Die Toten Hosen dann auch die altersmäßig angepasste Abwandlung ihres Alltime-Klassikers aufs Album gepackt. Und man ist versucht, den Herrschaften Glauben zu schenken, dass sie den Gedanken an die Rente immer noch von sich weg schieben. Ein Prosit auf die Toten Hosen.
5 Kommentare mit 5 Antworten
mukke für hotte71 und unseren para
Und Ragism
Ich will einfach nur noch, dass sie aufhören.
Man kann schon Respekt vor ihrer Lebensleistung haben.
Auch zu sagen „Mir fällt nichts mehr ein ich brauche Hilfe von dritten“ ist doch ein starker charakterlicher Zug!
Manch anderer holt sich einfach einen Ghostwriter.
Wenn man mal bedenkt dass die Hosen seit 30 Jahren Millionäre sind, ist es ziemlich erstaunlich wie nahbar die immer noch sind.
Außerdem reißen die Live nach wie vor jede Hütte ab.
War selbst nie ein „Die Hard“ Hosen Fan, aber spurlos an mir vorübergegangen sind sie auch nicht.
Schön dass sie noch da sind!
Dem ist nix hinzuzufügen. Man muss auch mal Respekt vor einer (Lebens-)leistung haben.
Aber in einer Neidgesellchaft ist es nicht eben so einfach. Beispiele gibt es ja genug.
Ich mag die nicht aber ne Menge andere deutsche Bands schon. Bin ich jetzt Neider?
Schlimmer als die Leute, die von vorneherein sagen, dass sie sie nicht mögen sind idR die, die ständig betonen müssen, dass sie die ja "früher" total stark fanden, aber dass sie ja jetzt den Punk verraten hätten und überhaupt...
Also ich finde das Lied mal echt gut.
Die Toten Hosen sind die wegweisendste Band Deutschlands, ohne die Hosen hätte es Weltklasse-Acts wie Silbermond oder Jürgen Klopp wohl nicht gegeben!
Jürgen Klopp hör ich heute noch gern.