laut.de-Kritik

Konzeptalbum zum Christentum im Mittelalter.

Review von

Hatten die Idee mit dem englischen Artikel im Titel jedes Songs nicht vor kurzem erst The Haunted? Läuft so was unter Ideen-Klau? Na ja, anderes Thema. Nachdem Shagrath vor nicht allzu langer Zeit mit seinem Nebenprojekt Chrome Division dem Rock'n'Roll frönte und ein Album unters Volk brachte, legen Dimmu nun ihr erstes Konzeptalbum vor.

Angenommen haben sich Dimmu Borgir dabei eines Themas, das nicht gerade jungfräulich ist – schon gar nicht in diesem Genre. Die Geschichte der Scheibe ist im finsteren Mittelalter angesiedelt, in dem sich das Christentum und – wie könnte es anders sein – auch das Anti-Christentum ausbreiten.

Erwartungsgemäß läuten sie den Kreuzgang bombastisch ein. Das Intro "The Serpentine Offering" ist eine Fusion aus Orchestralem und Metal, wobei Streicher und Hörner, Blasts und schwere Riffs, diabolisches Gekeife und Melodie ineinander übergreifen. Dimmu legen mit Siemens klarem Gesang einen starken und stimmungsvollen Opener vor, der Lust auf mehr macht.

Ein wenig schraubt "The Chosen Legacy" diese Erwartungen wieder hinunter. Auch "The Conspiracy Unfolds" legt mit etwas gedämpfter Geschwindigkeit die Latte nicht unbedingt höher. Es handelt sich keinesfalls um schlechte Songs, jedoch auch nicht um besonders saftige. Abermals arbeitet die Band viel mit Effekten, etwa über der Stimme, oder auch atmosphärischen Untermalungen von Seiten des Keyboards.

Mitreißend und rhythmisch setzt "The Sacrilegous Scorn" ein. Hier spielen eine klare, melodische Gesangslinie, ein (elektronisch erzeugter) Chor und eine düstere, erzählende Stimme die Hauptrolle. Ab der Mitte drehen sie wieder hoch, gehen mit Blitz und Hagel zur Sache und setzen noch ein Solo drauf. Als etwas störend empfinde ich den Drumsound der Scheibe, der mitunter recht hölzern klingt.

Darauf folgt mit "The Fallen Arises" ein Interlude, das (so weit ich es verstanden habe) einen Wendepunkt der Geschichte darstellen soll. Das Instrumentalstück klingt wie einem Film-Soundtrack entnommen und lässt tatsächlich Kopfkino entstehen, vor allem, wenn plötzlich wiehernde Pferde zu hören sind, die eine Straße entlang traben. Ob das tatsächlich notwendig war, sei dahin gestellt.

Jedoch lässt "Ther Sinister Awakening" sogleich die Gitarren-Saiten höllisch tanzen. Der Song setzt mit großer Wucht ein und treibt ebenso weiter. Mit der abwechslungsreichen Spielweise und der perfekten Balance zwischen Stimmung, Aggressivität sowie Melodie zählt die Nummer definitiv zu einem, wenn nicht dem, Höhepunkt der Scheibe.

Nach "The Fundamental Alienation" setzen sie mit "The Invaluable Darkness" noch einen drauf – die Drums treiben stellenweise in einem Wahnsinns-Tempo, und die Gitarren rattern, allerdings nicht auf Kosten eines Minimums an Melodie. Nervig ist für meinen Geschmack die Stelle mit dem klaren Gesang, die für mich einfach nicht zur Stimmung passen will. Der Rausschmeißer "The Foreshadowing Furnance" geht im Vergleich dazu beinahe wieder unter. Zwar handelt es sich an sich um keine schlechte Nummer, doch hält er dem Vergleich mit den vorigen nicht stand.

Insgesamt legen die Norweger ein im Grunde gutes Album mit Songs hin, die qualitativ klar über dem Durchschnitt liegen, aber doch an ein paar Kleinigkeiten laborieren. Meist bekommen Dimmu Borgir den Spagat zwischen orchestraler Untermalung und schwarzmetallischer Aggressivität tadellos hin, doch an manchen Stellen driften diese Ausflüge auch in Geplänkel ab. Die Black Metal-Atmosphäre will nicht überall aufkommen, was natürlich dazu führen kann (und womöglich auch wird), dass sie sich einmal mehr einem größeren Publikum erschließen werden.

Trackliste

  1. 1. The Serpentine Offering
  2. 2. The Chosen Legacy
  3. 3. The Conspiracy Unfolds
  4. 4. The Sacrilegious Scorn
  5. 5. The Fallen Arises
  6. 6. The Sinister Awakening
  7. 7. The Fundamental Alienation
  8. 8. The Foreshadowing Furnace
  9. 9. The Invaluable Darkness

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