laut.de-Kritik

Hochklassiger Modern Metal aus Kanada.

Review von

Divinity sind im kanadischen Underground schon seit Jahren ein absoluter Geheimtipp und arbeiten schon seit längerem daran, über diesen Status hinauszuwachsen. Die Chancen stehen nicht schlecht, haben sie mit "Allegory" doch ein verdammt starkes Album vorgelegt, das in ihrer Heimat schon im letztem Jahr erschien.

Das ist ja eigentlich kein Beinbruch, schließlich kommen in Europa mehrere Scheiben erst mit einer gewissen Verzögerung an, doch wenn man bedenkt, dass sechs der insgesamt zehn Tracks schon auf den 2003 und 2004 erschienen Demos enthalten sind, dann fragt man sich schon, wann man bei dieser Songwriting-Geschwindigkeit mit dem nächsten Output rechnen kann. 2012? Egal, ist ja eh Zukunftsmusik, was man von der Mucke der Jungs zwar nicht behaupten kann, aber dafür ist sie absolut auf dem heutigen Stand der Zeit, sprich im Modern Metal anzusiedeln.

Spontan gehen einem Namen wie Biomechanical, Into Eternity oder Soilwork durch den Kopf, denn auch Divinity mischen alle erdenklichen Metalstile mit zielsicher eingesetzten Grooves und prägnanten Melodien. Der Vergleich zu Soilwork bezieht sich dabei weitgehend auf ein paar klare Gesangslinien von Frontförster Sean Jenkins, der zwar auch ein paar tolle Melodielinien beisteuert, dabei aber bei weitem nicht so süßlich und mainstreamtauglich wie die Schweden zu Werke geht. Stattdessen verlässt er sich viel lieber auf derbe Shouts, extremen Gesang und gelegentliche Growls.

Die Gitarrenfraktion (die gleichzeitig auch noch in diversen anderen Projekten aktiv ist) lässt keine Wünsche offen und gibt von heftigen Death Metal-Riffs über technisches Breakgewitter bis hin zu elegischen Melodien wirklich alles. Das Aberwitzige daran ist aber: In einem Song wie "Power Control" passiert alles zeitgleich, ohne zerfahren oder überladen zu wirken. Wenn man sich die Scheibe ein paar Mal angehört hat, wird klar, dass die Kanadier ihre Zeit nicht mit Holzfällen und Grizzlys nageln verbracht, sondern ihre Songs bis ins kleinste Detail ausgetüftelt haben.

Wenn dann noch die ein oder andere Festplatte abraucht, kann das schon mal länger dauern, aber solange dabei solche Nummern wie "Plasma" und "Strain" heraus springen, ist es das lange Warten allemal wert. Auf einzelne Songs dieser Scheibe einzugehen, ist müßig, fällt doch kein einziges Stück aus dem absolut hochklassigen Material ab. Wer auf die Sachen mit höherem melodischen Anteil schielt, der ist bei "Methodic" oder dem mit zahlreichen klaren Gesangslinien ausgestatteten "Chasm" gut aufgehoben. Letztgenanntes hat sogar ein wenig was von der ersten Confessor-Scheibe.

Fette Midtempo-Grooves der Marke In Flames regieren in "Modern Prophecy", und "The Unending" wiegt einen mit einem Klavierintro zunächst tatsächlich in Sicherheit. Doch schon nach wenigen Sekunden ist auch hier wieder deutlich, dass es um technisch anspruchsvollen Metal geht. Als müssten die Jungs bei "The Diarist" noch klar machen, dass sie ausgezeichnete Musiker sind, drehen die beiden Klampfer Sacha Laskow und James Duncan vollkommen am Rad und geben einen mit "Neuro Tyrant" den Gnadenschuss.

Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Jungs für ihre nächste Scheibe nicht genauso lange Zeit lassen wie für ihr Debüt. Aber ich bin mir sicher, dass Nuclear Blast den Kanadiern ein wenig Feuer unterm Arsch machen werden.

Trackliste

  1. 1. Induce
  2. 2. Power Control
  3. 3. Plasma
  4. 4. Methodic
  5. 5. Modern Prophecy
  6. 6. Strain
  7. 7. Unending
  8. 8. Chasm
  9. 9. Diarist
  10. 10. Neurotyrant

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