laut.de-Kritik

Eine halbstündige Talent-Verschwendung.

Review von

"Es gab keinen Spielplan. Wir haben nur gespielt was wir wollten. Alles hat sich von selbst entwickelt", beschreibt Dixie Witch-Sänger Trinidad Leal die Arbeiten am mittlerweile vierten Output des texanischen Motor Rock-Trios.

Die Dinge einfach laufen zu lassen und sich keinerlei Dogmas zu unterwerfen, verhalf schon vielen festgefahrenen Combos zu neuer Frische.
Im Falle von Dixie Witch geht der Schuss mit "Let It Roll" allerdings eher nach hinten los.

Das ist umso ärgerlicher, weil es der Dreier eigentlich drauf hat. Denn es geht hier nicht um mangelndes Rock'n'Roll-Einmaleins an den Instrumenten oder zweitklassiger Gesangsakrobatik. Ganz im Gegenteil. Die drei Texaner brillieren in punkto Fingerfertigkeiten und druckvollem Miteinander.
Die Schießbude scheppert, der Bass grollt und knarzt, und obendrauf peitscht Joshua "JT" Todd Smith wahlweise mit seiner Flying V oder Les Paul derbste Sabbath-Riffs in den Äther, dass jedem Stoner-Southern-Metal-Rocker warm ums Herz wird.

Wenn dann noch das tiefergelegte und schwer rauchige Wyndorf/Hagar-Organ von Sänger Curt "CC" Christenson um Einlass bittet, möchte man meinen, nicht besser bedient werden zu können.

Doch getrieben vom "let's-see-what-happens-Gedanken", stellt sich das Trio auf Songs wie "Boogie Man", "Automatic Lady" oder "December" nur selbst ein Bein. Vor allem der Gesang findet sich nur schwer in die Breitwand-Produktion ein und wirkt oftmals wie ein regelrechter Fremdkörper.

Christensons Einwürfe wirken bisweilen dermaßen uninspiriert und fern jeglicher Harmonie, dass man das Gefühl hat, der Gute stand während der Aufnahmen völlig verunsichert vor einem Teleprompter. Eingängige Melodien? Fehlanzeige. Und das, obwohl krachende Midtempo-Fundamente auf "Let It Roll" oder "Anthem" nur so um opulente Refrains betteln.

Mit dem groovenden "Seven" lässt der Dreier zumindest im Ansatz erahnen, was möglich gewesen wäre, wenn man sich vorher wenigstens für kurze Zeit zusammengesetzt hätte, um sich mit Strukturen und Abläufen auseinanderzusetzen. Das war es dann aber auch schon.

Zum Glück ärgert man sich nicht allzu lange, denn nach knapp 36 Minuten ist die Talentverschwendung auch schon wieder Geschichte. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass selbst auferlegte künstlerische Freiheit nicht jedem gut tut. In Texas sollte man sich in Zukunft lieber wieder vorher Gedanken machen, ehe man Hals über Kopf ins Studio stürmt.

Trackliste

  1. 1. Let It Roll
  2. 2. Boogie Man
  3. 3. The High Deal
  4. 4. Red Song
  5. 5. Saving Grace
  6. 6. Seven
  7. 7. Anthem
  8. 8. Automatic Lady
  9. 9. Second Chance
  10. 10. December

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1 Kommentar

  • Vor 12 Jahren

    Ja, was ist denn hier los? Nochmals eine Stoner Band in einer Rezi :D. Beim Gesang sehe ich das anders - finde das überhaupt nicht. Der Sänger erinnert sehr stark an Scott Weinrich. Die Songs sind erste Sahne, der Gesang ist ohne Zweifel der Musik angepasst. Hey, im Stoner gibt es zweifelhaft schlimmeres. Problem - die Songs gefallen durchwegs, aber das war schon alles so mal da. Mehr Southern Rock-Feeling wäre anzuraten, um sich etwas abzuheben. Übrigens Stoner muss man live hören, auf Platte so ohne Erfahrungen zündet das kaum. Stoner Bands existieren live und nicht auf Platte! Mehr als zwei Punkte dürfen es dennoch sein, dafür ist das Instrumental einfach zu gediegen.