laut.de-Kritik

Auf ein Tänzchen in die bayerische Puszta!

Review von

Lang ists her, dass uns die sympathischen Polkaburschen von Django 3000 mit ihrer "Heidi" den Kopf verdrehten. Nach dem selbstbetitelten Erstling feiern sie mit dem dritten Langspieler nun ihre eigene "Bonaparty".

An sich haben sämtliche Gypsy-Balkan-Formationen meiner Meinung nach eine schmal ausgeprägte Halbwertszeit. Doch das hier getriebene Spiel mit munteren Rhythmen und Bildern der Vergänglichkeit verspielt nur an mancher Stelle seinen Reiz. Vielleicht liegt es auch an der musikalisch äußert fruchtbaren Gegend des Chiemgaus, aus dem beispielsweise LaBrassBanda nicht mehr wegzudenken sind.

"Nomoi Von Vorn" markiert geigenlastig den Auftakt für den Ritt durch die eigens erschaffene bayerische Puszta. Auch "Hey Romale" trabt weiter in Richtung sepiafarbenen Western und offenbart die spendable Seite der Band. "I scher' ma nix ums Gred' da Leid, für so an Schmarrn hob i koa Zeit [...] I kauf ma d'Leid, wia is brauch."

Die eigentliche Party steigt anschließend mit dem Maximum an Verschwendungssucht: "Wodka, Tabak, Kaviar - a Disko mach ma aus ganz Minga und d'Isar voi mit Champagner. [...] Unser Beat bringt ois zum beb'n."

Etwas düsterer wird es in "Heast'n Blean" (Kurzer Übersetzungseinschub: "Hörst du ihn weinen?") und bei "Gruaß Ans Oide Lem". Letzteres zählt, wie "Host As Scho G'heart", dabei zu den schwächeren Nummern auf "Bonaparty".

Dass die bärtigen Djangos aber auch mal gemütlich können, beweist das darauf folgende "Sau Koid". Das fast schon in Richtung Fado und Blues gleitende Stück nimmt sich auch rhythmisch etwas zurück und wiegt sich sanft im Viervierteltakt.

Richtig "bled laufts" dann nochmal bei "Boom Boom Boom": der Text irgendwie zu platt, die Story nicht so spannend, das Setting weit weg vom Saloon. Dann doch lieber das zackige "Letzte Nocht", dass kleinste Ansätze des Rock'n'Roll vorzuweisen hat.

Wunderschön und dabei vor allem melodisch ein weiteres Highlight ist das orientalisch anmutende "Rest Da Welt". Dieser Linie bleiben Django 3000 auch noch in "The Shaman" treu. Bedauerlicherweise steht die englische Sprache wilden Polkarythmen nur im Zusammenhang mit Gogol Bordello und Weird Al Yankovic.

Bevor Django 3000 eine neue "Heidi"-Version und ein herrliches deutsch-finnisches Bläser-Duett zu "Bonaparty" ans Albumende hängen, gibt es noch das obligatorische Liebeslied: "I glaub', unsre Zeit is no ned reif."

"Bonaparty" hinterlässt uns mit ein paar Highlights, aber auch ein paar unausgereiften Nummern, die möglicherweise live oder nur aufgrund ihrer Story zur idealen Geltung kommen. Vielleicht kann den Spagat von Polka zur Popmusik aber auch einfach niemand zwölf Songs lang durchhalten. Nicht einmal eine Band aus dem Chiemgau.

Trackliste

  1. 1. Nomoi Von Vorn
  2. 2. Hey Romale
  3. 3. Bonaparty
  4. 4. Heast'n Blean
  5. 5. Gruaß Ans Oide Lem
  6. 6. Sau Koid
  7. 7. Host As Scho G'heat
  8. 8. Boom Boom Boom
  9. 9. Letzte Nocht
  10. 10. Rest Da Welt
  11. 11. The Shaman
  12. 12. Wenn I Schlof
  13. 13. Heidi
  14. 14. Bonaparty feat. Jaakko Laitinen & Väära

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3 Kommentare

  • Vor 9 Jahren

    Das erwartete Highlight ist es nicht geworden, muss ich der Rezensentin leider recht geben. Laut einem Interview haben Django 3000 jetzt endlich ihren Stil gefunden und wissen, wo sie hinwollen. Wenn das Album das repräsentiert, dann sind sie leider auch bald aufgrund von Stillstand in der Versenkung verschwunden. Echt schade!

  • Vor 9 Jahren

    Ich finde die neue CD von den Django`s super - ich brauch keine Musik mit todernsten, hintersinnigen Texten - Musik muss mich in gute Laune versetzen können, mich zum Tanzen bringen, pure Lebensfreude vermitteln - das Leben ist manchmal ernst genug und viel zu kurz - ich war bereits auf 5 Liveauftritten von den Jung`s und glaubt mir, sie sind live nicht nur unglaublich gut, sie machen auch aus jedem Auftritt eine Party und da schwappt so viel Lust und Lebensfreude von der Bühne, dass man sich wünscht, es möge nie aufhören!