laut.de-Kritik
Selbsttherapie statt Selbstdarstellung.
Review von Laura Sprenger"Mich wundert es, dass ich überhaupt noch mit dem VBT in Verbindung gebracht werde", so DLG im Interview mit hiphop.de. Vergangenes Jahr nahm der Dortmunder am Rap-Turnier teil, und konnte die eine oder andere Runde für sich entscheiden. Mit Battlerap hat der in Eigenregie veröffentlichte Longplayer "Geist" allerdings nicht das Geringste am Hut: DLG praktiziert Selbsttherapie statt Selbstdarstellung und bietet die passende Untermalung für triste Novembertage.
David Losch, so der bürgerliche Name des Rappers, befindet sich auf Sinnsuche, stets geplagt von Versagensängsten, Geldmangel und familiären Problemen. Das schön eingebaute Florence And The Machine-Sample von "Cosmic Love" rettet die etwas halbgar geratene Hook des Openers "Weiter Umher". Trotz seiner klaren, kräftigen Stimme zieht sich DLGs leicht lethargischer Vortrag durch das gesamte Album: Hin und wieder wirkt das ermüdend, passt dabei aber bestens zur Thematik.
"Tischtennisplatte" erzählt von einer Jugend zwischen Basketball und GTA, als die Welt noch in Ordnung war, und während des Unterrichts erste Texte entstanden. Die minimalistischen Lyrics zeichnen sich durch eine Authentizität aus, die schon fast an "Seelen-Striptease" erinnert. Schonungslos wettert David gegen falsche Freunde und Arschkriecher ("Nie Mehr") und thematisiert auf "Du Wie Ich" eine problematische Beziehung: "Bonnie und Clyde, Kim und Marshall Mathers, Romeo und Julia sind wie du und ich."
Sehr enthusiastisch ertönt dagegen "AreDo", eine Hymne auf echte, bedingungslose Freundschaft sowie seine Heimatstadt, und stellt sich damit als gelungene Abwechslung heraus, bevor es wieder ruhig und gefasst zugeht. DLG präsentiert sich als introvertierter, nachdenklicher Zeitgenosse, der sich einzig über seine Musik auszudrücken weiß. Sowohl das "Paradox" zwischen Privatperson und Rapper als auch ständige "Zweifel" nagen am Selbstwertgefühl: "Du kannst alles, doch du scheiterst an dir."
Sample-Spielereien und der von Grebush gesungene Refrain in der Kopfhoch-Hymne "Gewinner" werten die relativ eintönigen Beats auf, die Experimentierfreude vermissen lassen. Spannender präsentiert sich das zweischneidige "Geduld/Eile" mit Tempoanstieg und straightem Vortrag, der vor allem in den Hooks verstärkt eingesetzt werden könnte. "Ich bin ich wenn ich rap', doch für viele nicht gut genug" – An seiner Ehrlichkeit besteht kein Zweifel, und böte DLG technisch variationsreichere Parts, dürften sich seine Hoffnungen auf ein Happy End als berechtigt erweisen.
2 Kommentare
Vielleicht sollte die Überschrift eher "Selbstmitleid als Selbstdarstellung" heißen.
Hier ist doch unser Schweizer der Mann vom Fach, Meinung dazu, Toriyamafan?