laut.de-Kritik

In einer Linie mit Matthias Reim und Wolfgang Petry.

Review von

Down Below sind ein Phänomen. Fast kometenartig gelang ihnen der Aufstieg in knapp zwei Jahren vom unbekannten Szenetipp zur angesagten Chartsband. Bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest belegten sie einen respektablen dritten Platz. Ihr Erfolgsalbum "Sinfony 23" lief längere Zeit als Hintergrund-Soundtrack bei GZSZ. Jetzt singen sie komplett in deutscher Sprache und setzen zum totalen Überflug an.

"Wildes Herz" heißt das neue Opus. Doch leider wirkt die Musik auf der Platte weder wild, noch leidenschaftlich oder gar herzergreifend. Vielmehr erliegt das Quartett aus dem beschaulichen Dessau-Roßlau komplett den Verlockungen der dunklen Seite der Macht namens Formatradio und Privatsender-TV.

Die Sachsen-Anhaltiner ernennen sich selbst mit breiter Brust zu Dark Rockern. Sänger Neo gibt als literarisches Vorbild seiner Texte gern Hermann Hesse an. Beides entpuppt sich bei näherer Betrachtung jedoch als künstlerische Mogelpackung.

Dunkel oder darkwavig ist hier gar nichts. Im Gegenteil: Tracks wie "Unter Eis", "Ein Letztes Mal" oder "Während Du Schläfst" sind nicht mehr als gängige Rockschlager vom Kaliber Matthias Reim und Wolfgang Petry. Die Produktion biedert sich trendy Teenage Rock mit total in den Hintergrund gemischten Stromgitarren an.

Letztere sollen wohl die Credibility erhöhen, unterstreichen das leblose Karaoke-Feeling jedoch unfreiwillig deutlich. Der Vergleich zur ähnlich abgeschmackten Produktion der H&M-Gothen à la Eisblume drängt sich geradezu auf.

Das einzig wieder erkennbar Interessante in der Produktion wäre der 80er Synthie Pop-Einsatz, der nicht mal vor Italo Disco zurück schreckt. Dieses herrlich trashige Element etwaiger Eigenständigkeit konterkarieren Down Below leider konsequent durch das Imitieren von Bronski Beats "Smalltown Boy" im Titelstück und den Alan Parsons-artigen Schreibmaschinenynthies anno "Lucifer" in "Während Du Schläfst".

Diese geliehenen Versatzstücke bleiben leider das einzig Spannende an den Songs. Dennoch geben Down Below ihre Zitate nicht in den Credits der CD an. Möchte sich hier jemand mit fremden Federn schmücken?

Die Lyrics verbessern den Eindruck leider nicht. Wer bewusst hin hört, findet viele altbekannte Klischees der Goth-Szene. "Durch den Nebel in die Nacht. Bleib doch noch ein bisschen wach (…) Heute Nacht können wir fliegen und sie jagen hinterher (….) sie fallen zurück ins Tränenmeer."

Da drängt es sich dem Hörer ja nicht gerade auf, dass es nötig war, vom Englischen ins Deutsche zu wechseln. Wer erzählt diesen ganzen Schwarze Szene-Combos eigentlich immer, dass die stetige Erwähnung der Begriffe Nacht, Eis, Engel, Nebel, Tränen und Meer dichterisches Talent bezeugen?

Ecken und Kanten? Fehlanzeige! Stattdessen: Austauschbare Texte, eine mutlose Produktion und simple, hundertfach gehörte 08/15-Melodien; das totale Kreativitäts-Waterloo. Da hilft es auch nicht, dass Neo wenigstens handwerklich sauber singt, was beileibe keine Selbstverständlichkeit innerhalb der Dark Wave-Szene darstellt.

Trackliste

  1. 1. Euphorie
  2. 2. Alle Deine Wege
  3. 3. Frei
  4. 4. Wildes Herz
  5. 5. Die Letzten Worte
  6. 6. Keine Einzige Träne
  7. 7. Das Ende
  8. 8. Unter Eis
  9. 9. Dein Wille
  10. 10. Während Du Schläfst
  11. 11. Ein Letztes Mal
  12. 12. Bei Dir

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LAUT.DE-PORTRÄT Down Below

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8 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Ein schmierig- romantisch zusammengekleistertes Image, billige Beats, schlechtes Handwerk und ganz miese Texte hat diese Band. Für den H&M- Klischeewochenendgrufti aber sicherlich genau das Richtige.
    Wolfgang Petry und Matthias Reim sind im Gegensatz zu Down Below unter Alkoholeinfluss wenigstens noch halbwegs zu ertragen.

  • Vor 15 Jahren

    Bei Down Below ist es kein Wunder, dass das neue Album kitschig und schnulzig wird. Das Niveau des Vorgängeralbums konnten sie anscheinend nicht halten. Obwohl ich sagen muss dass ich 2 Lieder von "Sinfony 23" ganz ok fand: "Soul Security" und "From The Highest Point". Whatever. Doch lieber wieder zu Sentenced greifen, was das die Thematik und Musik betrifft. Die können wenigstens was.^^

  • Vor 15 Jahren

    Sentenced überhaupt im Zusammenhang mit diesen Nasen zu nennen...weia.

    Und ich finde Petry und Reim auch angetrunken noch unerträglich. Mein Gehör lässt sich durch Alkohol irgendwie nicht ausschalten, auch wenn ichs mir manchmal wünschen würde.

  • Vor 15 Jahren

    Das erste Album war gegen diesen Nachfolger wirklich ein Meisterwerk =)
    Meine Ohren werden mir das wohl nie verzeihen...
    Diese Band hatte mal Potential, aber das blieb irgendwo liegen.

  • Vor 14 Jahren

    Meckern könnt ihr alle aber macht es doch erstmal besser. Und wer die jungs von anfang an kennt freut sich über ihren erfolg.

  • Vor 14 Jahren

    Leute .. es ist einfach nur billig was ihr hier macht ...
    1. Down Below ist eine super Band
    2. Machen sie gute Texte (ja muss zugeben manche sind schon extrem schnulzig, aber es gehört dazu)
    3. könnt ihr vielleicht mal aufhören die Bands auseinander zu reisen ..

    Und außerdem können Down Below gar nicht so schlecht sein, wenn so viele Leute immer auf die Konzerte gehen.

    Es ist einfach nur peinlich was ihr von euch gebt .. merkt ihr das nicht?!