laut.de-Kritik
Leider nur ein zweitklassiges Konzept für erstklassige MCs.
Review von David MaurerSkits können ein wahrer Segen sein. Sie können verbinden, erzählen, erklären, unterhalten - und somit gerade auf Konzept-Alben, wie Masta Ace sie gerne aufnimmt, den wichtigen roten Faden spinnen. Das zeigten nicht nur die Meilensteine "Disposable Arts" und "A Long Hot Summer", die mit ihrer perfekt konzipierten Mischung aus Gesprächen, Momentaufnahmen und echten Tracks eine wirklich gute Geschichte zu bieten hatten.
Wenig überraschend also, dass MA auf der zweiten Platte seiner Supergroup eMC, die nach dem Abgang von Punchline nur noch drei Mitglieder zählt, erneut auf eine solche Struktur setzt. Im Fall von "The Tonite Show" stören die zehn Skits aber nicht nur den Hörfluss eines ansonsten ordentlichen Albums - sie langweilen mitunter sogar.
Das liegt gar nicht unbedingt an dem Szenario an sich: Da Chief Keef gesundheitsbedingt ausfällt, sollen eMC seinen Platz bei "Jimmy Falcon" einnehmen. Die große Chance, sich endlich den Traum vom Auftritt in der "Tonite Show" zu erfüllen, rückt wider Erwarten erstaunlich nahe.
Den langen Weg ins Studio samt Flug, Taxifahrt, merkwürdigen Begegnungen, kuriosen Nebengeräuschen und ganz alltäglichen Problemen beschreiben die insgesamt 22 Stücke durchaus authentisch. Kein Material für großes Kopfkino, aber grundsätzlich eine nette, weil auch realitätsnahe Idee.
Die Umsetzung allerdings scheitert an den meist völlig austauschbaren Dialogen und Figuren. "The album was the shit, even the skits had 'em LOLin'", erinnert sich Stricklin in "Triple Threat" noch an den eMC-Erstling "The Show". Das sieht auf dem Nachfolger anders aus: Ob Gespräch zwischen Showmaster Jimmy Falcon und Schauspielerin Rosie Perez über lahme Anmachsprüche in "The Couch", Aces Begegnung mit einem betrunkenen "Male Groupie" oder die abschließenden "Outtakes" - die vielen Skits gestalten sich weder besonders lustig noch interessant oder gar spannend, sondern ziehen die Wartezeit bis zum nachfolgenden Track lediglich in die Länge.
Und auch die lohnt sich nur bedingt. "Fly Thoughts" sorgt mit dem zurückgelehnten Boom Bap aus dem Repertoire von Kic Beats durchaus für einen stimmigen Einstieg, den die drei Ausnahme-MCs Ace, Wordsworth und Stricklin natürlich dankend verarbeiten. Während sich "Signtology" mit ähnlich gemütlichem Sound einreiht, wecken die Chöre und die eingängige Piano-Loop von "Scream" fast "Disposable Arts"-Erinnerungen.
Auf diesem grundsoliden, wenn auch nie außergewöhnlichen Niveau bewegen sich die meisten Beats der Platte, die aus den Federn zahlreicher verschiedener Produzenten stammen. Ausgerechnet Diamond D bastelt für "The Monologue" allerdings eine recht monotone und uninspirierte Grundlage, die lediglich von Mananz' Radio-Pop-Bombast in "It Ain't Easy" unterboten wird.
Auf Dauer nervige Skits, die wirklich nur beim ersten Durchgang hörenswert erscheinen und Beats, die über "ganz in Ordnung" nicht so recht hinauskommen wollen - das ist selbstverständlich viel zu wenig für das rappende Trio, dem man trotz der mauen Story nach wie vor gerne zuhört. Zum stets nachdenklichen, fast poetisch anmutenden Vortrag des Mastas und dem ebenfalls ruhigen Wordsworth bilden die etwas aggressiveren Parts von Stricklin auch auf "The Tonite Show" einen angenehmen Kontrast, der schon vorherige Kollaborationen ausmachte.
Wirklich große Beobachtungen oder Erzählungen bieten die zwölf rein musikalischen Stücke aber auch nicht. Flirt-Tracks wie "Signtology" oder "I Like You Like" bringen lyrisch noch die interessantesten Ansätze mit. Das wahre Problem der MCs spiegelt aber am besten "Moopies" wider, das mit männlichen Groupies und deren Besessenheit von Stars abrechnet, ohne gegen Fans allgemein zu schießen: "Don't get me wrong: I love the fans and affection / Just wish it came from someone who don't get an erection"
Auf eben einen solchen "Male Groupie" sind die drei im vorangegangenen Skit getroffen. Daraus nun unbedingt einen Track basteln zu müssen, steht geradezu stellvertretend für das aufgezwängte Konzept der Platte: Sich stets an den strikten Ablauf der Geschichte haltend, gelingt es Wordsworth, Stricklin und Ace einfach nicht, dem Szenario eine wirklich interessante Note, einen erzählerischen Mehrwert zu verpassen.
So verkommt "The Tonite Show" letztendlich zum wilden Skit-Geskippe, bei dem aber auch die eigentlichen Tracks kaum länger im Gedächtnis bleiben. Ganz im Gegensatz zur frohen Kunde, dass Masta Ace dieses Jahr noch ein Solo-Album veröffentlichen wird. Hoffentlich mit ähnlich stimmungsvollen Hoodtales, wie sie schon "A Long Hot Summer" zu bieten hatte.
2 Kommentare mit 3 Antworten
für mich waren und sind skits skips
stört den hörfluss ungemein und braucht kein mensch
Auf jeden Fall.
Hat mir schon oft den Hörgenuss von sonst genialen Alben geschmälert (obfcl, moment of truth...)
Richtig ärgerlich wird es wenn der skit nicht als eigener track sondern als intro/outro eines tracks geführt wird.
Masta Ace! Lautis Mette = Angelrute!
Ne, die Mette reagiert ausschließlich auf Helenen und neuerdings auf Lenas - sicher nicht auf männliche Rapper, bei aller Pannie-Liebe!
Album hier habe ich nur durchgeskippt, eMC ist immer für ein paar gute Tracks gut, wirklich wichtig ist aber das Masta Ace solo das noch in diesem Jahr kommen soll.
Skits stören oft, können aber, wie in der Review richtig beschrieben, ein Album zu einer Art Hörbuch machen und das KANN richtig Bock machen, z.B. wie bei Disposable Arts oder ALHS.
Da steigt dem lautuser die Mette empor, wie eine V2 Rakete.