laut.de-Kritik
Mittig zwischen Indie und Mainstream.
Review von Alexander CordasFallulah? Falbala? Abdullah? El Hamdullelah? Esoterische Sufi-Gesänge? Soundtracks für drehkreiselnde Derwische? Nichts von alldem. Fallulah ist das Pseudonym einer Dame namens Maria Apetri. Sie stammt aus Dänemark, wo dieses Album schon zur Pop-Sensation schlechthin erklärt wurde. Da läutet der heilige Hype-Bimbam schon heftig dingdongelnd durch den Äther. Womit? Mit Recht! Und zwar vollkommen.
Was uns hier unter dem Banner Fallulah serviert wird? Das mit Abstand beste Debüt einer Pop-Sängerin der letzten Jahre. 13 Songs, 13 Knaller. All killer no filler, so einfach.
Für die 25-Jährige wird es in Zukunft sehr schwer sein, dieses Album zu toppen, derart beängstigend gut macht sie ihre Sache auf "Black Cat Neighbourhood". Dabei reitet sie nicht stupide auf einem Stil herum, sondern setzt auf Abwechslung.
Mid- und Uptempo-Nummern stehen neben sehr reduziert klingenden Songs, die emotional mitreißen. Fallulah nimmt den Hörer auf eine Achterbahnfahrt von Euphorie über Adrenalin-Ausschüttung bis hin zu tiefster Depression mit.
Apetri bedient sich oft sehr perkussiver Elemente, die sie gekonnt und songdienlich in ihre Kompositionen integriert. Handclaps begleiten stakkatoartige Toms im Opener "Only Human", ehe die Dame selbst mit verführerischem Gesang einsetzt. Streicher im Hintergrund konterkarieren die Vehemenz des Instrumentals ein wenig. Ebenso nach vorne drängt "Hey You".
Marias stimmlicher Einsatz ist hier zum ersten Mal etwas exaltierter zu hören, was das Album ebenfalls auszeichnet. Ihre Erfahrungen mit Gesang und Tanz vom Balkan schlägt durch, wenn sie ihr Organ wie bei bulgarischen Frauenchören nutzt und den Gesangsmelodien eine etwas buntere Färbung verleiht. Fallulah bleibt jedoch weit entfernt, eine Symbiose aus Folklore und Pop einzugehen.
Ganz großes Kino geht mit "Bridges" an den Start. Eine kitschig-fröhlich gepfiffene Melodie leitet ein wahres Song-Monster ein. Die Schlagzeug-Patterns erinnern zwar etwas an Kate Bushs "Running Up That Hill", aber es ist eben Marias Klasse, daraus etwas absolut Eigenständiges und Neues zu machen. Schön hier - neben den erneut großartigen Background-Chören - sind die Taktverschiebungen im Refrain. Das Lied hat das Zeug zum Ohrwurm des Jahres.
Die Choreografie des Albums ist ebenfalls gut austariert, denn als ob sie wüsste, dass nach diesem Höhepunkt eine Verschnaufpause fällig ist, kommt sie mit dem rumpelnden "Use It For Good" um die Ecke, das auch einem Tom Waits gut zu Gesicht stünde.
Eine satte Bassdrum, Handclaps und ein schön huschendes Glockenspiel läutet ein weiteres Highlight ein. "Give Us A Little Love" schöpft mit vollen Händen aus dem Pathos-Brunnen und schickt dem Hörer eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken. Ohne große Effekthascherei erschafft Maria eine wunderbare Ballade, die leider schon zu früh nach nicht einmal vier Minuten zu Ende ist. Repeat!
Mit ihren Liedern setzt sich Fallulah bewusst oder unbewusst genau mittig zwischen Indie und Mainstream, klaubt sich aus beiden Welten aber das Beste. Wer sich auch noch einen astreinen 50er-Rock'n'Roller wie "New York, You're My Concrete Lover" so zu eigen macht, als wäre das das einfachste der Welt, verdient ohnehin die Coolness-Medaille.
"Black Cat Neighbourhood" eifert nicht dem Girlpop einer Lily Allen oder Katy Perry nach, der Gestus des Album ist um Einiges reifer und erwachsener. Eingängigkeit nicht um der Eingängigkeit Willen kennzeichnen Fallulahs Songs, die eine Prise Naivität atmen, die uns hoffentlich noch lange erhalten bleibt. Großartig.
3 Kommentare
Falbala ist wunderbar!
Ein klasse Album! Ein paar richtig gute, schöne Lieder dabei!
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.