laut.de-Kritik
Ein Blinder bewirbt sich doch auch nicht als Scharfschütze.
Review von Max BrandlEins gleich vorweg: Der Marroko-Düsseldorfer hat sich seit seiner Schlagringattacke "Asphalt Massaka 2" nicht wirklich eines Besseren besonnen. Er stellt also nach wie vor den radikalen Gegenentwurf zu Feingeist, Bildungsbürgertum und Katalog-Schwiegersohn - sprich: zu Max Herre dar. Die Quadratur des Kreises wird in Farid Bangs Freundeskreis auch weiterhin in Augenringen bemessen.
Wem deftige Vollkontaktlyrik nicht mundet, dem sei von der weiteren Lektüre an dieser Stelle getrost abgeraten, denn: "Merk' Dir eins: Es ist nur der gefickt wird schwul." (sic) Mir hingegen wird mit "Der Letzte Tag Deines Lebens" bereits zum zweiten Mal die Ehre zuteil, das Bang'sche Schaffen vor den Kadi zu zerren. Statt erneut ähnlich kurzen Prozess zu machen, wie es der Delinquent selbst gerne in – oft reichlich bemühten – Wortspielen tut, sei diesmal ein anderer, bewusst nicht vergleichender Maßstab angelegt.
Die Tage, in denen die deutsche Rap-Landschaft von Banditen dominiert wurde, sind angesichts einer "neuen Reimgeneration" und gutgelaunter Debütanten wie Casper, Cro und Kaas ohnehin gezählt. Da muss man es den verbleibenden Straßenjungs nicht unnötig schwer machen.
An der musikalischen Ausgestaltung seines vierten Solo-Albums lässt sich nur wenig beanstanden: Dramatische Chöre, satte Gunsounds, knallharte Drums und martialische Synthie-Berserker liefern dem Banger eine auf den Stiernacken geschneiderte Soundkulisse. Innovativ ist das nicht, aber wenigstens ordentlich gemacht. Wenn dann auch noch G-Unit-Dropout Young Buck in "Converse Musik" astreinen Ostküsten-Grant auf einen der besten Beats des Albums spuckt: grundgeile Sache.
Auch die verspulte Chauvi-Chaplinade "Ich Bin Drauf", in Anlehnung an die Lützenkirchen'schen Schlafentzugs-Experimente und mit Autotune am Anschlag entbehrt spätestens nach dem dritten Durchgang nicht einer gewissen Komik. Ob die in der Form allerdings geplant war – man weiß es nicht. Egal, denn: "Das ist real, wie zwei Tierbezeichnungen."
Letztlich widmet sich die Kämpfernatur erneut verstärkt Herzenangelegenheiten, was zum Beispiel in "Meer" dank einer hypnotisch-sirenenhaften Hookline, einer flirrenden Hammond-Orgel und einem vergleichsweise nachvollziehbaren Storytelling auch funktioniert. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. So richtig berühren wollen einen die schmachtenden Tagebuch-Einträge eines Haudraufs aber letztlich allesamt nicht – auch, wenn die obligatorische Klavier- und Gitarrenbegleitung ihren Job gut macht.
"Keine Träne" sollte man indes für den männlichen Hauptdarsteller aus dem gleichnamigen Song vergießen. Ein derart abstoßendes Bild einer Mann-Frau-Beziehung zu zeichnen und sich dabei selbst in der Opferrolle zu gefallen ist nicht nur "ausgesprochen hart, wie auf englisch 'Herz'", sondern zeugt von tiefen Abgründen in der eigenen Menschwerdung. Es dürfte nicht lange dauern, bis "Der Letzte Tag Deines Lebens", wie schon der Vorgänger, den Gang auf den Index antritt: In den Augen des Betroffenen natürlich ein Ritterschlag.
Ein subjektives, dafür dauerhaftes Problem habe ich mit Farid Bangs, wenn man so will, Flow. Das, was der Volksmund gemeinhin mit "Yo yo, Gangsterrap, ey ich schwör'" und entsprechend alberner Gestik abtut, betreibt Farid Bang allen Ernstes und Kraft seines Organs in Reinform. Kool Savas lernte sein Bordinstrument laut "Aura" erst über die Jahre hinweg zu lieben, bei Farid Bang erscheint mir das ein Ding der Unmöglichkeit. Unfair, weil er dafür wenig bis nix kann, nur: Ein Blinder bewirbt sich doch auch nicht als Scharfschütze.
Negativ zu Buche schlägt darüber hinaus der Umstand, dass der Künstler seine raison d'être weiterhin daraus zieht, die Standeskollegen – allen voran Etablierte – reichlich plump und ohne vorangegangene Provokation vor laufendem Band zu denunzieren. "Ich Will Beef" sagt er. Doch wozu? Der Hoffnung auf eine gereizte Replik wegen? Es fällt schwer, einen anderen Grund auszumachen hinter all den neuerlichen Verbalinjurien gegen Sido, seinen Sekten-Schützling Alpa Gun oder den Sellout-Maestro Bushido. Einschränkend sei angemerkt, dass er letzteren zumindest nicht direkt beim Namen nennt: "Du machst auf Samurai, doch bleibst eine Geisha, Bitch.". Eine Form der Unterhaltung à la Kollegah wird da so jedenfalls auch in Zukunft nicht draus.
Würde der Mann seine Seitenhiebe etwas sparsamer austeilen oder zumindest eleganter verpacken, im Umgang mit Frauen nur Herzen, aber keine Gesetze brechen und den Eindruck ausmerzen, dass die paar besseren Punchlines nicht der eigenen Feder entstammen – ich würde ihm postwendend eine spürbare Entwicklung bescheinigen. So allerdings kommt es einem Auf-der-Stelle-Treten gleich. Nur eben mit etwas besserem Schuhwerk als zuvor. Macht aber nix, "denn Bitches stehn auf Arschlöcher / ich bin drauf und schmeiß' mit Barhöckern".
314 Kommentare
Haha, netter Verriss!
Finde seine Punchlines/Wortspiele größtenteils auch sehr bemüht, aber ein paar gute sind schon dabei.
Cooles Cover aber...und ein Young Buck-Feature ist für nen dt. Rapper auch nicht so schlecht.
"Merk' Dir eins: Es ist nur der gefickt wird schwul." ... was solln das überhaupt bedeuten ?
"denn Bitches stehn auf Arschlöcher/ ich bin drauf und schmeiß mit Barhöckern"
Mehr als dieses Zitat hätte die Rezension kaum benötigt.
@akademiker (« sodi
Du kennst doch Spargel höchstens aus dem Glas, Du Lemming. »):
ja, und natürlich auch von deinen beinchen die ich auf den fotos sah *lol*
sodi
gott, Spargel aus dem Glas ist so unfassbar geschmacklos - was ein fades Leben..
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Ich bitte jeden zu vermerken, dass ab Samstag 00.00 Uhr die User Baudi und Sodi laut.de-weit ignoriert werden. 7 Tage lang, ich hebe den Ignore anschließend auf und informiere dann alle User wieder hier im Thread.
Grund: Hochnäsigkeit, Arroganz, Dummheit, Unverantwortlichkeit gegenüber Tieren (sodi), Unwissen, störendes Verhalten, Mangel an Benimm, etc pp, unendlich, yo.
DANKE FÜR EURE AUFMERKSAMKEIT!