laut.de-Kritik

Hungriger Jungspund auf Nas'schen Spuren.

Review von

Hip Hop lebt seit jeher von Referenzen. Das Sampling, das Mittel der Collage, gebar einst gar das Genre. Mittlerweile ist Hip Hop so groß, dass sich die Kulturform selbst samplen kann.

Das tut sie. Mehr denn je mit oftmals gähnend langweiligem Output. Doch ab und an entdeckt man Referenz-Werke (!), die die ganze Musikrichtung frisch und betörend nach vorne bringen. Inzest in gut, quasi.

Fashawns Debüt steckt voller Referenzen. Allen voran ist die Parallele zu einer musikalischen Großtat aus der jüngeren Vergangenheit unübersehbar. Genau wie bei Blu, der vor zwei Jahren mit "Below The Heavens" die Neo-Backpacker-Szene im Sturm nahm, hat der LA-Beatbastler Exile auch Fashawns Debütalbum komplett produziert. Die stimmliche Ähnlichkeit von Fashawn und Blu ist zudem nicht von der Hand zu weisen.

Inhaltlich kramt der 21-jährige in älteren Kisten. Die illmatische Ehrlichkeit schlägt dem Hörer nicht nur vom Kinderfoto des Covers entgegen. Die Selbstreflektion, die naive Realitätsbeschreibung des Erlebten, die Fashawn auf diesen 70 Minuten präsentiert, atmet immer wieder den Geist von Nas' "Illmatic".

Freilich sind seit dem Szene-Einstand des Gottessohnes mittlerweile 15 Jahre vergangen. Fashawn kommt auch nicht aus den Queensbridge Projects, sondern aus den Problemvierteln der kalifornischen Nicht-Stadt Fresno.

Aber der talentierte Rapper vermittelt über weite Strecken eben diese selbstzentristische Beobachtungsgabe eines Heranwachsenden, die "Illmatic" zu einem unangefochtenen Meilenstein des Genres machte. Dementsprechend liegt die Wu-Tang'sche Losung "Life As A Shorty Shouldn't Be So Rough" den 17 Tracks als roter Faden inne.

Besonders interessant gestaltet sich dieses Konzept, weil der gebeutelte Rapper seine Geschichten auf Exiles verspielten Instrumentals zum Besten gibt. Die Ästhetik brennender Tonnen weicht einem weitaus positiveren Spieluhr-Gefühl. Exiles simple, dennoch immer interessante Sample/Drums-Entwürfe gehen mit Fashawns "Aus dem Ghetto in die Welt"-Thematik Hand in Hand.

Weich gechoppte Streicher betten das sozialkritische "Why". Warme Bläser und dezente Rhodes-Klänge untermalen das nachdenkliche "Father". Eine im Twenties-Tempo holpernde Gitarre unterlegt das selbstmotivierende "Stars".

Glockenspiel und sich strikt repetierende BummTschacks brechen im Zusammenspiel mit Kopf Hoch-Lyrics auf "Hey Young World" jede Wolkendecke auf: "The sky's the limit. The world is yours." Dabei lässt Fashawn immer wieder die eigene Biografie in die Allgemeinaussagen einfließen und sorgt so für ein durch und durch kompaktes Gesamtergebnis.

Wenn Exile ein wenig härter in die Tasten seiner MPC haut und die Drums bei "Freedom" und "Ecology" dicker aus den Boxen scheppern, nimmt auch der sonst besonnene Fashawn Fahrt auf. Doch auch bei nach vorne preschenden Beats bleibt der Rapper der tonangebende Protagonist der Songs.

Besonders "Ecology" zeigt den Jungspund als energiegeladenen, hungrigen Spitter, der sein Reimbuch durchaus als Waffe einsetzt. Angesichts diesen grundsoliden Debüts bleibt zu hoffen, dass sich der junge Fashawn als ähnlich produktiv erweist wie seine Referenzkünstler Blu und Nas.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Freedom
  3. 3. Hey Young World feat. Aloe Blacc & Devoya
  4. 4. Stars
  5. 5. Life As A Shorty feat. J. Mitchell
  6. 6. The Ecology
  7. 7. Our Way feat. Evidence
  8. 8. Why
  9. 9. Samsonite Man
  10. 10. Father
  11. 11. Sunny CA. feat. Coss & Mistah Fab
  12. 12. Bo Jackson feat. Exile
  13. 13. Lupita
  14. 14. When She Calls
  15. 15. Boy Meets World
  16. 16. The Score feat. Planet Asia
  17. 17. Breathe feat. Bravo

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