laut.de-Kritik
Wohlfühlpropaganda und gelebte Harmlosigkeit.
Review von Dominik LippeFettes Brot verfügen dank ihrer gelebten Harmlosigkeit und ihrer Angstfreiheit vor möglichen Blamagen über ein unerschöpfliches Sympathie-Reservoir. Mit dieser Zuneigung im Gepäck laufen sie nun mit großen Schritten ihrem 30-jährigen Bandjubiläum entgegen. Auf ihrem neunten Studioalben widmen sie sich nun der Liebe. Gesangsaffin und poppig wie eh und je, verkaufen sie auf "Lovestory" Optimismus in der bedenklichen Familienpackung. Mitunter riechen ihre Songs nach übler Wohlfühlpropaganda im Stil eines Mark Forster. "Egal, was kommt, es wird gut, sowieso."
"Ausgerechnet mir muss das passieren. Wir haben 2019 und ich altes Trottelgesicht hab' mich verliebt. Ich sitz' hier vor meinem dummen Foto und bemerk' immer wieder wie hübsch ich eigentlich bin." König Boris findet im von Clowns & Helden inspirierten Sprachintro die ersten irritierenden Worte zum lobenswerten Anliegen, Selfiewahn und Social Media als Treibstoff einer ohnehin ichbezogenen Gesellschaft anzuprangern. Doch Larifari-Attitüde und Ulk-Video nähren früh den Verdacht, dass es dem Trio mit seiner Kritik vielleicht gar nicht so ernst ist.
Natürlich erwarten die wenigsten Hörer von einem Fettes-Brot-Album tiefergehende Analysen zu gesellschaftlichen Fragestellungen. Dafür stecken ihnen die augenzwinkernden 90er-Jahre zu tief in den Knochen. Aber die Art, wie sie spannenden, kontroversen Themen mit Blödeleien begegnen, macht regelrecht betroffen. "Robot Girl" entpuppt sich etwa als Hymne an alle humanoiden Liebesroboter: "Du und ich, wir haben beide eine Schraube locker." Solange die Maschine nicht nervt und Interna an Freundinnen durchsickern lässt, bleibt bei den Broten alles in bester Butter.
Im Gegensatz zu femininen Androiden neigen echte Frauen ja bekanntermaßen zum Wahnsinn. Wenn das Unvermeidliche eintritt und die Liebste in die "Klapse" einfährt, ist das für das gutgelaunte Dreiergespann auch nur halb so wild. Immerhin bietet die Klinik leckeren Butterkuchen und sie sitzt ja "schließlich nicht im Knast". Den hier erwähnten, einschränkungsfrei zu empfehlenden Film "Einer flog über das Kuckucksnest" haben die Rapper offensichtlich nur mit einem Auge verfolgt. Vielleicht wollen sie dem "Girl" aber auch nur eine erfrischende Lobotomie schmackhaft machen.
Mit einer charmant auf die alternde Zielgruppe zugeschnittenen Idee warten sie in "Deine Mama" auf, in dem die Hamburger ihr Herz an eine geerdete Dame verlieren. Leider trübt die Vorgeschichte den Eindruck. Die rüstigen Herren lernten die titelgebende Mutter nämlich über deren Tochter kennen, die König Boris beim Diskobesuch unumwunden erklärt: "Ich finde dich ziemlich sexy. Sorry, dass ich so direkt bin, doch ich finde, wir sollten mal zusammen ins Bett gehen." Das wohl minderjährige Fangirl überreicht ihm noch schnell ihre Nummer, bevor Mama vorfährt, um sie abzuholen.
"Du Driftest Nach Rechts" formuliert sehr treffend und frei von Spaß-Lines das kontinuierliche Abdriften, das den politischen Diskurs seit Jahren prägt. Fettes Brot schildern dieses Phänomen aus dem persönlichen Kontext heraus, wo es nachvollziehbarerweise eine besondere Tragik entfaltet: "Ich guck' mir alte Fotos an, wie verliebt wir war'n: Ich im Beastie-Boys-Shirt, du mit lila Haar'n. Heute ist deine Welt nur noch schwarz und weiß, in deiner Facebook-Timeline Nazischeiß. Du wünschst dir, wir hätten einen starken Führer. Ich wünsch' mir, es wäre zwischen uns wie früher."
Einen positiven Ansatz verfolgen sie auch mit "Opa + Opa", das von einer homosexuellen Liebesgeschichte erzählt, die sich trotz der widrigen Gesetzeslage im Schatten der Illegalität entfalten konnte. Jetzt weht die Regenbogenflagge im Vorgarten und die beiden "lachen darüber, was früher alles los war". Ja, Verfolgung und Verhaftung erscheint rückblickend oft als Mordsgaudi. Und was der heutige Sultan Bruneis für ein probates Mittel gegen derlei Umtriebe hält, ist vielleicht nicht die feine englische Art, aber wo liegt schon Brunei?
In der Welt von Fettes Brot löst sich alles in Wohlgefallen auf. Die angehimmelte "Wetterfrau" macht es vor, wenn sie darauf beharrt: "Da hinten wirds schon wieder hell. Da vorne reißt es schon wieder auf." Vorbei die Zeiten, in denen sie im Angesicht weltweiter Tragödien "An Tagen Wie Diesen" das eigene privilegierte Leben reflektierten. Heute gilt für die Hamburger der Aphorismus, der in den unendlichen Weiten des Netzes wahlweise John Lennon oder Oscar Wilde zugeschrieben wird: "Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende."
13 Kommentare mit 35 Antworten
Schön war es mit den Broten, viele Jahre lang. Auch inklusive Stilwechsel zum Pop. Aber mit "Strom und Drang" hatte es sich dann, mehr sollte leider nicht sein. Die Konzerte werden trotzdem gut besucht sein, alle auf der Suche nach der guten alten Zeit und dem einst mal von der Band verweigerten "Nordisch by Nature".
Frechheit dieser eine Stern!
Das ist doch nur der Neid des Rezensenten darüber selber nichts erreicht zu haben! 5/5
Daran wirds liegen lel
ja klar..egal wie schlecht die neue Platte ist..es werden 5/5 rausgehauen..und wer das nicht macht .hat oder ist
1. neidisch
2. keine Ahnung
3. neidisch
4. - 100. neidisch
so kann man jegliche Kritik ignorieren..die sind ja alle nur neidisch !
Gibts du dir selber 5 Punkte Baron?
Was bist du nur für ein DummSpast?
@AirBaeron volle Zustimmung, die Brote sind Untergrundlegenden des dt. HipHops - Rezensionen sollten nur von zufriedenen Leuten geschrieben werden, die nicht Frust abbauen müssen
Kommentar, dass der Rezensent das Album doch nur so nebenbei gehört hat und sich nur dadurch die Wertung erklärt, in drei, zwei, eins...
useless. Lass ich mal so stehen.
Getroffene Hunde bellen. Lass ich mal so stehen.
Das macht zwar keinen wirklichen Sinn (abgesehen davon, dass ich die Band & Musikrichtung eh nicht mag), aber kannste gern so stehen lassen.
"Die meiner Feinde sehen aus wie Doktor Renz"
Ein klassisches Brote Album, null Relevanz! 1/5 weil weniger nicht geht.
Dein Name ist wohl Programm
Was mich an der Rezension irritiert - ohne das Album gehört zu haben und mir selbst eine Meinung bilden zu können - fehlt mir jedoch jeglicher Kommentar zur Musik. Es scheint eher, als sei ein Gedichtband besprochen worden. Insofern kann ich mit diesem Kommentar nur wenig anfangen.
Die Texte der Brote sind aber lyrisch eben auch hochwertig und befinden sich zwischen den Größen Bob Dylan, Baudelaire, Aligatoha und Hertha Müller! Ich hab mir eine Zeile tätowieren lassen, aber ich verrat nicht welche