laut.de-Kritik
Raus aus dem Soultrain, rein ins Starship.
Review von Sven KabelitzWer Fitz And The Tantrums vom Vorgänger "Pickin' Up The Pieces" kennt, schaut bei "More Then Just A Dream" erst mal blöd aus der Wäsche. Nur wenig ist vom Sound der goldenen Motown-Ära geblieben, den die Band 2011 fröhnte. Das Saxofon haben Michael Fitzpatrick und sein Gefolge verscherbelt - und für den Erlös einen günstigen Synthesizer erstanden. Nun feiern sie im großen Stil die Achtziger. Raus aus dem Soultrain, rein ins Starship. "Marconi plays the mamba / Listen to the radio."
Ihren ersten Longplayer im Hause Elektra Records füllen die Amerikaner mit zwölf ordentlich geschmalzten Pop-Hymnen. Unterstützt werden sie bei Produzent Tony Hoffer, dessen Einfluss man an jeder der sauber abgehobelten Ecken hören kann. Vorher arbeitete dieser mit Depeche Mode, Phoenix und Goldfrapp, doch vor allem sein Beitrag zu M83s "Hurry Up, We're Dreaming" hinterlässt deutliche Spuren auf "More Then Just A Dream". Leider verlieren Fitz And The Tantrums auf diesem Wege zwischen Elektronik und New Wave-Einflüssen einen Teil ihres Wiedererkennungswertes.
Das dieses Album meist trotzdem gut funktioniert, liegt neben den übersprudelnden Refrains auch an der Chemie zwischen Michael Fitzpatricks und Noelle Scaggs Stimmen. Gerade das Organ des Leadsangers, das für die frühere Soul-Ausrichtung über weite Strecken zu glatt und sauber klang, findet im neuen Achtziger-Gewand eine perfekte Umgebung. Unglücklicherweise verlieren seine Texte deutlich an Schärfe, suhlen sich stattdessen oft in abgestandenen Klischees. "Kick and scream / Fight for the unseen / Fight for harmony / Fight for you and me" ("Break The Walls").
Der Opener "Out Of My League", aus dem der Albumtitel "More Than Just A Dream" stammt, verströmt als frühes Highlight umgehend gute Stimmung. "The Walker", mehr oder weniger aus der Serie "Suits" und der Filmkomödie "Voll abgezockt" bekannt, verdeutlicht die Veränderungen im Banduniversum mit putzmunterem Klatschen, beschwingtem Pfeifen und feschen Synthesizern. In "6am" mutiert Michael Fitzpatrick zum Klang eines Roland TR-808 und manch seltsam anmutenden elektronischen Fieps und Blops zu einem jungen Daryl Hall.
Ab Scaggs' Solopart in "Last Raindrops" kämpft sich der alte Freund Soul für das letzte Drittel der Platte noch mal unter dem allgegenwärtigen Technopolymer hervor. Das in den Strophen dunkel groovende "The End" steht im deutlichen Kontrast zur Ausgelassenheit der ersten Tracks, bis sich letzten Endes doch der nächste ausufernde Refrain an seinen vorschriftsgemäßen Platz einordnet.
Neueinsteiger dürften sich in "More Than A Dream" schnell zurecht finden. Manch ein alter Fan mag sich hingegen am synthetischen Yuppietum, den der Longplayer über weite Strecken ungeniert zur Schau trägt, übel stoßen. Wer es aber schafft, sich von vergangenen Eindrücken zu befreien, erlebt ein gut produziertes und kurzweiliges Pop-Album.
1 Kommentar
wow, das ist mal fröhlicher "Soul" - und davon ein ganzes Album