laut.de-Kritik
Da klappert das Eis im Whisky-Glas.
Review von Sven KabelitzWer schon mal den Film "Cars" gesehen hat, erinnert sich auch an Mack, den roten Transport-Truck. Seine Aufgabe besteht darin, den arroganten Schnösel Lightning McQueen sicher von einem Rennen zum nächsten zu bringen. Dies gelingt ihm auch vorbildlich, bis eines Nachts drei Rowdys seinen Weg kreuzen. Mit kuscheligen Jazz-Tönen wiegen sie ihn in den Schlaf, und seine selbstverliebte Fracht landet in Radiator Springs. Nicht selten fühle ich mich bei "Metronom" von FloFilz genau an diese Szene erinnert.
Das ist nicht einmal despektierlich gemeint. Viel mehr umgibt das Album, das nur auf Vinyl und als Download erscheint, eine kuschelige und einnehmende Spannung. Die Nacht, der Jazz und Hip Hop lassen sich auf eine zärtliche Ménage à trois ein. Schnell fühlt man sich als altgewordener Hase in FloFilz' instrumentalen Boom Bap wohl und heimelig.
Wer bei den Tracks des in Belgien aufgewachsenen Wahlaacheners, der sein Output selbst "Jazz sample based old school shit" nennt, nicht an A Tribe Called Quest, Stetsasonic oder Gang Starr denkt, hat die 1990er schlichtweg nicht miterlebt. Ihr Sound zeigt sich tief in dem zurzeit so verpönten Jahrzehnt angesiedelt.
Plötzlich ist es wieder da, das altbackene Vokabular. Es bleibt einem nichts anderes übrig, als von smoothen Beats zu sprechen, zu denen eine relaxte Bassline wummert. Die Klaviernoten tröpfeln herab, die Gitarre spielt verträumte Loops, bis in "Vigal" das anschmiegsame Tenorsaxophon von Anthony Drawn hinzu stößt.
Melting Pot Music hat sich nun FloFilz, den Bewahrer des "The Low End Theory"-Erbes, angenommen und veröffentlicht "Metronom" als schicke Schallplatte mit einer Fotoserie von Robert Winter. Hier und da wünscht man dem Solo-Debüt etwas mehr Mut, etwas mehr Abwechslung und mehr eigenen Charakter. Aber das würde Mack nur aus seinen lieblichen Träumen rütteln. So bleibt ein ehrenhafter Longplayer für muckelige Herbstabende, zu dem sich vortrefflich mit dem Eis im Whisky-Glas klappern lässt.
1 Kommentar
Nur Banausen trinken ihren Whisky mit Eis...