laut.de-Kritik
Kein Ton, der nicht dem Rhythmus dient: Flüsterfunk aus Brighton.
Review von Theresa LockerKeinen Bock mehr auf vorhersehbare Indie-Klone namens The Irgendwas mit ewiggleichen Texten im Spannungsfeld zwischen "Mädchen verlässt mich" und "Ich hau auf die Kacke"? Wie wäre es dann mit einem krautigen Quartett aus Brighton, das so tut, als sei es ein japanisches Duo?
Deren drittes Album schleicht, lauert und klingt nach reduziertem Funk mit Rücksicht auf die schlafende Oma nebenan. Über einen tickenden, ruhelosen Neu!-Groove legt Sänger David Best flüsternd Satzstücke, die sich gut anhören und spielt mit ihnen: Schon die ersten mantraartigen Worte im Opener "Vanilla, Strawberry, Knickerbocker Glory" sind nicht nur rhythmisch clever von den Beach Boys und deren "Kokomo" gemopst ("Aruba, Jamaica, ooh I wanna take ya...") sondern stimmen auch auf den weiteren Gebrauch von Gesang bei Fujiya & Miyagi ein – kein Geräusch auf dem Album, was nicht im Dienst des Rhythmischen steht.
Die erste Single "Uh" und das ansteckende "Pussyfooting" halten ihre Spannung gerade wegen der synkopischen Pausen in den Takten. Gerollte Rs erzählen von Ideenklau (Pickpocket), afrikanisch eingefärbter Elektro-Funk trifft den einzigen mir bekannten Songtext über Synchronschwimmer, und wenn David Best keine Worte mehr einfallen, zischt er einfach so lasziv wie effektiv perkussive Lautmalereien wie "takataka-uh!" oder gleich das bewährte "Sock it to me!"
Das schmeichelt auch dem Bass, der so in die Mitte rückt und scheinbar mitsingt. Ein gelegentliches Synthesizer-Gurgeln schubst subtil Richtung Dancefloor, ohne sich aufzudrängen; nur bei "Pteradactyls" drehen alle nochmal kurz durch und verfügbare Filter und Regler gleich mit.
Während sich "Lightbulbs" selten weit von den Grundmustern ihres Vorgängers "Transparent Things" von 2006 weg bewegt, zündet die ohne Schnickschnack produzierte Platte trotzdem fix und ohne zu langweilen.
Der charismarische Spaß endet mit einem filmischen Instrumental, das zusammenfasst, um was es bei Fujiya & Miyagi geht: Freude an Abseitigkeiten und popkulturellen Referenzen, verschlagener Beinahe-Dance, ansteckender Groove und, logo, Rhythmus! Und natürlich fehlen bei einem solchen Abspann auch die Credits nicht, die man trotz ureigener Pop-Heranghensweise aus dem Album leicht heraushört: Wir grüßen LCD Soundsystem, !!!, Hot Chip, den Krautrock und alle, die das kennen.
4 Kommentare
Jajaja!
Zusammen mit Mr Oizo gerade Hot Rotation bei mir. Fujiya...Miyagi...Fujiya...Miyagi...
*träller*
superplatte. bin sehr entzückt.
waren live schon janz jut.
Hui, gefällt, mal was anderes.