laut.de-Kritik
Die Neuerfindung des "British Steel".
Review von Mathias MöllerOh. Mein. Gott. Was auch immer man Frank Carter und Konsorten ins Essen gemischt hat, ich will es auch! Gallows' Debütalbum "Orchestra Of Wolves" wäre mit "Orchestra of raging tanks of sonic doom" wohl treffender betitelt. Zwölf Titel, knapp 36 Minuten lang teilen die fünf Engländer aus, als gelte es, noch heute den guten alten Rock'n'Roll zu töten.
Mit einer wüsten Mischung aus Hardcore Punk, Screamo und Postcore fährt Gallows dem Hörer in die Parade. Drummer Lee Barratt verwämst dabei die Drums, als wären sie unartige Blagen. Stuart Gili reißt an den Trossen seines Basses und Steph Carter und Laurent Barnard sägen sich mit ihren Gitarren durch die Stücke. Über allem thront die überschlagende, hysterische Stimme Frank Carters, der schon allein wegen seines über und über tätowierten Körpers Aufsehen erregt.
Die Stücke auf "Orchestra Of Wolves" sind ein Produkt der Umgebung, in denen die fünf Galgenvögel aufgewachsen sind. Eine ganz schön abgefuckt harte Gegend muss dieses Watford nördlich von London sein. Und doch macht es ungemein Spaß, sich diese Kakophonie zu Gemüte zu führen. Wenn Carter in "Kill The Rhythm" verkündet: "We bring the party like no other band before", glaubt man ihm aufs Wort.
Trotz unbedingtem Willen zum größtmöglichen Lärm beschränken sich Gallows mitnichten auf stumpfes Rumkloppen auf ihren Instrumenten, sondern bauen immer wieder ein interessantes Lick oder ein hörenswertes Riff in ihre Stücke ein. Im treibenden "Abandon Ship" wendet sich Carter als Kapitän an die Passagiere. Oh Captain, mein Captain, mit Dir geh ich gerne unter!
Und so findet man sich selbst die Faust in die Luft gereckt schreiend wieder: "I drown myself in you tonight!" Überhaupt bietet die Crew um den Rotschopf massig Gelegenheit zum Posen. Wenn man sich nicht zum Pogotanzen animiert fühlt, kann man sein Haupthaar in schnellen Moshparts ausschütteln oder frenetisch Luftschlagzeug kloppen. Gallows reißen mit, soviel steht fest.
Und so findet sich der Hörer zuerst "In The Belly Of A Shark" wieder, bevor er, wie Jona wieder ausgespien, inmitten des "Last Fight For The Living Dead" gerät. Unablässig lassen Carter & Co. ihre Aggressionen an unschuldigen Gehörgängen aus. Man kann sich nicht helfen, nein, man muss es lieben. Alles gipfelt schließlich im großartigen Titeltrack, der schon nach der ersten Zeile gewonnen hat. Die Art und Weise, wie der Fronter "My name is Casanova" ausspricht, ist die letzten 30 Minuten Ohrentortur wert.
Gallows verschreiben sich der Aufgabe, den Punk in 2007 wieder hart zu machen. Straßentauglich. Brutal. So, wie er nur von der Insel kommen kann. Wir werden Zeugen der Neuerfindung des "British Steel".
4 Kommentare
Sehr geile CD. Zum Autofahren aber nur bedingt geeignet. Der Fuss wird schwerer und schwerer
Man das ist ja genial! GRad bei Myspace angehört, dat rockt!
yö! beim tretrollerfahren damit ist mir neulich der tretroller durchgebrochen, so schwer war der fuß!
Ich freu mich schon auf "grey britain".
Es soll sogar einer meiner Träume in Erfullung gehen:
Simon Neil(Biffy Clyro) und Gallows auf EINEM TRACK!!!!