laut.de-Kritik
Ghost Bastards.
Review von Yan TemminghoffDas schwedische Erfolgs-Rock-Projekt Ghost ruft die Geister der Vergangenheit an und bringt als Übergangsalbum und Nachfolger von "Impera" die EP "Phantomime" mit fünf Coverversionen an den Start. Dabei bewegt sich Mastermind Tobias Forge, was die textliche Ausrichtung angeht, im düsteren Dunstkreis seines Okkult-Konzeptes.
Musikalisch huldigt "Jesus He Knows Me" von Genesis der Ohren-schmeichelnden Machart der neueren Stücke, während Iron Maidens Epos "Phantom Of The Opera" der verzückt-verrückten Anfangszeit von Ghost Rechnung trägt. Forge legt Wert auf Werktreue und legt eine große Liebe für Details an den Tag wie den prominent im Stereo-Panorama platzierten Steve Harris-Signature-Klacker Bass in "Phantom Of The Opera".
Ein paar atmosphärische Ergänzungen pflegt er ebenfalls ein mit Blick auf Backings, Synths und Gitarren-Ergänzungen auf harmonischer, solistischer und melodischer Ebene. Dass Forge respektive Papa Emeritus Nr. 1024 keine Tina Turner ist, merkt man dem abschließenden "We Don't Need Another Hero" allerdings direkt an. Die Chöre sowie die mit reichlich Gitarren angedickten Strophen vermeiden eine allzu offensichtliche Fokussierung auf die Stimme, die zwar kratzig-brüchig wie Tina klingt, aber dem Volumen der Original-Vorturnerin nicht annähernd gerecht wird.
Das von Televisions bahnbrechenden Debüt "Marquee Moon" stammende "See No Evil" passt schon besser zu Forges Timbre. Der leider jüngst verblichene Tom Verlaine kommt so posthum zu einer schönen Ehrerbietung. "Hanging Around" von den Stranglers nahm 1977 Alice Coopers Schockrocker "Poison" vorweg, es passt mit seiner punkig-schnoddrigen Machart perfekt zum Ghost-Kosmos.
Berechtigung erfährt "Phantomime" als flankierende Veröffentlichung der anstehenden Tour. Die Ghost Bastards sorgen für einen schnellen Spaß, dürften jedoch ebenso schnell in Schall und Rauch übergehen wie ein flüchtiger Flatterfurz.
3 Kommentare
Bis auf das Television-Cover macht das schon ordentlich Spaß. "Phantom of..." und "Hanging around" sind meine Favoriten. Was auffällt ist die extrem druckvolle Produktion. Meine Güte, der Bass!
Da bin ich dabei! Die EP macht Laune und zeigt die Vielseitigkeit von Tobias Forge. Mehr ist sicherlich auch nicht beabsichtigt gewesen. „Hanging Around“ darf anstelle von „Enter Sandman“ gerne ins Live-Programm aufgenommen werden! See you in Hamburg, 19 June 2023!!!
Ganz ok. Finde die Eigenkreationen besser.