laut.de-Kritik
Motorpsycho im Studio von Rondo Veneziano.
Review von Martin MengeleEine Band mit derartig obskurem Namen, die sich dann auch noch einigermaßen unkonventioneller Formen bedient, muss zwangsläufig irgendwem auffallen. Da wird eine Doppel-CD (bzw. LP) unter's Volk geworfen, die jeweils nur 2 herkömmliche "Tracks" beinhaltet, die als deren "Kapitel" gelten mögen. Diese sind wiederum unterteilt in kryptisch anmutende "Abschnitte", die eigentlichen Songs. Der Cover-Gestalter ist offensichtlich Kafka-Fan und hält viel von Verschwörungstheorien. Eigentlich nichts Neues. Kennen wir doch schon aus der Space- und Krautrock-Ära. Soviel zur formalen Seite der Doppel-CD. Die akustische ist nicht minder kurios.
Die melancholisch entrückte Instrumentierung gleicht auf den ersten Blick einer Classic-Rock Compilation, die man bei QVZ bestellen könnte. Verzweifelte Pianos werben um umherschwirrende und -kriechende Violinen und werden von asthmatischen Nebenbuhlern in Gitarren-Gestalt in die Flucht geschlagen. Dabei verlieren sie sich in ellenlangen Hin und Hin und Hers und zähen Auf und Abs.
Wäre da noch mehr technisches Gefrickel am Verzerrer und weniger Streicher, könnte man an Spacemen 3 ohne Heroin denken. Derartiges klingt aber nach Motorpsycho im Studio von Rondo Veneziano.
Eine seltsam undurchdringliche Klangcollage, die sich im entrückten Wechselbad melodielos-menschlicher Stimmensamples und sphärischem Gitarrenjammern entwickelt. Das Werk zieht sich dadurch wie ein dialogarmer Monumentalfilm in die Länge.
Geduld muss man eben mitbringen, weil ein Fazit der fragmenthaften Songs zunächst nicht erkennbar scheint. Doch überraschender Weise entwirren sich die unendlichen Klangknäuel in schemenhafte Strukturen. Sie bringen sprungweise komplizierte Melodien zum Vorschein, verlieren sich aber wieder in verzerrten Fragmenten. Improvisation oder Sinnestäuschung? Es fehlt jedenfalls an der Auflösung. Am Happy-End.
8 Kommentare mit 3 Antworten
Diese Review war mal ein Schuss in den Ofen
Wie man's nimmt. Bei den ersten zwei, drei Durchläufen hat sich das Album bei mir auch ziemlich gesperrt; eigentlich hat's noch den Umweg über F#A# gebraucht, bis es sich richtig erschlossen hat. Wenn jemand ein wenig harsch darüber urteilt, kann ich das schon nachvollziehen.
Gruß
Skywise
Vom selben Typen kommt die 4-Sterne-Rezi zum deutschsprachigen Morrissey Coveralbum.
Ich kann mir das Album auch eher selten geben, aber 2/5 ist schon ziemlich derb.
2 Sterne für ein Album, das eigentlich einen Meilenstein verdient hätte...
Mittlerweile schon ein Running Gag auf laut.de
Ich glaube, das ist die schlechteste Plattenkritik, die ich jemals gelesen habe. Aber vielleicht kann ich auch nicht lesen, wer weiß.
Dann les mal die Review zu Bedlam in Goliath von the Mars Volta
Godspeed You M.M.! Wir beten für dich...