laut.de-Kritik

Fernab vom Chauvi-Müll: Emo-Rap mit Tiefgang.

Review von

Dank Grieves hält "Emo" nun auch im Hip Hop Einzug. Bleich wie ein Sonnenallergiker und mit Lippenpiercing und Skater-Outfit ausgestattet, spiegelt sich in seinem Erscheinungsbild alles andere als das gängige Klischee-Bild eines aufstrebenden Meisters der Beats & Rhymes wider.

Genau wie die äußere Fassade Grieves bieten auch die insgesamt sechzehn Songs auf "Together/Apart" ein Kontrastprogramm zum gängigen Schaffen innerhalb seines Genres. Grieves prahlt nicht mit dicken Schlitten, lässt keine halbnackten Chicks über die dunklen Gassen Chicagos oder New Yorks hüpfen und entblößt auch textlich keine chauvinistische Ader. Im Gegenteil: Er ist eher ein nachdenklicher Typ voller angestauter Emotionen.

Doch auch Grieves durchlebte wie viele seiner Branchen-Kollegen eine eher raue Kindheit; und so wird auch er stets von Selbstzweifeln und Bemitleidung begleitet. Die geballten Fäuste bleiben dennoch in den Hosentaschen.

Schwermütige Klavierpassagen bilden den musikalischen roten Faden auf "Together/Apart". Die Beats stampfen nicht; sie wirken eher begleitend und festigend, damit das fragile Klang-Gerüst im Hintergrund nicht einstürzt. Seine Stimme ist tief und passt sich perfekt der musikalischen Melancholie auf "Together/Apart" an. Vergleiche mit Geologic oder Slug liegen auf der Hand, aber manchmal fragt man sich, ob nicht auch der große Eminem so klingen könnte, wenn er nicht ganz so viele Hummeln im Hintern hätte.

Mit dem Song "Lightspeed" stellt sich Grieves erst einmal dem Hörer vor und gewährt ihm intensive Einblicke in seinen Werdegang. Tiefgang und Themenvielfalt genießen höchste Priorität bei dem jungen Amerikaner, und so setzt sich Grieves sowohl mit klassischem Liebeskummer ("Falling From You") und Durchhalteparolen ("Against The Bottom", "No Matter What"), als auch mit der Bekämpfung eigener Dämonen ("Vice Grip") auseinander.

Punktuell verziert er seine Songs immer wieder mit intensiven Gesangspassagen, die auf "Against The Bottom" ihren Höhepunkt finden. Viele Hardcore-Rap-Veteranen dürften sich schwer tun mit der ruhigen Intensität des Wahl-New Yorkers und der vermeintlich verweichlichten Oberfläche.

Für alle anderen Freunde des gesprochenen Wortes hingegen bietet "Together/Apart" eine mehr als willkommene Abwechslung innerhalb der festgefahrenen Szene. Hier steckt jedenfalls mehr "Emo" drin als in so manch kajalgetränkter Rock-Combo, und gleichzeitig aber auch mehr Hip Hop als bei vielen alteingesessenen Baggy-Trägern.

Trackliste

  1. 1. Light Speed
  2. 2. Bloody Poetry
  3. 3. Falling From You
  4. 4. On The Rocks
  5. 5. Sunny Side Of Hell
  6. 6. Tragic
  7. 7. Boogie Man
  8. 8. Pressure Cracks
  9. 9. No Matter What
  10. 10. Vice Grip
  11. 11. Heartbreak Hotel
  12. 12. Speak Easy
  13. 13. Prize Fighter
  14. 14. Wild Thing
  15. 15. Growing Pains
  16. 16. Against The Bottom

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