laut.de-Kritik
Da klingt Unheilig fast wie Amon Amarth.
Review von Michael EdeleZehn Jahre Hämatom, das bedeutet in diesem Fall tatsächlich: zehn Jahre Erfolgsgeschichte. Die Band hat sich kontinuierlich nach oben gearbeitet und ihre Mischung aus NDH und Modern Metal mit deutschen Texten konsequent unters Volk gebracht.
Mit "X" gibt es jetzt ein feines Schmankerl für die Fans: Die Doppel-CD erscheint auch in einer auf 1.500 Stück limitierten Metallbox, die zusätzlich zu den beiden Silberlingen ein Fotobuch zur Bandgeschichte und eine DVD mit sämtlichen Videoclips der Truppe enthält. Aber auch die normale Version der Scheibe erwies sich bereits als gefragt genug, um die Band auf Platz 16 der Verkaufscharts zu heben.
Nicht zu unrecht: "X" ist sein Geld auf jeden Fall wert. Den Einstieg auf CD I zelebriert die neue Nummer "Teufelsweib", die richtig schön Dampf macht. Wer mit Nords Gesang noch nie etwas anfangen konnte, wird auch mit "X" bestimmt kein Fan mehr. Der Mittelteil bewegt sich außerdem fast ein wenig in die Unheilig-Ecke, aber alles in allem geht der Song absolut klar.
Dann kommt der für mich richtig interessante Teil: die Coverversionen aus den letzten zehn Jahren. Den Anfang macht Marterias "Kids", das von Hämatom einen richtig derben Drive und einen hymnischen Refrain bekommt. Das Ding peitscht echt wie Sau! Exakt das gleiche trifft auch auf Sidos "Bilder Im Kopf" und Maxims "Blinde Fäuste" zu. Scheiße, dazu würde sogar ich auf dem Dancefloor steil gehen!
Es ist wirklich stark, was die Jungs aus den Fremdkompositionen teilweise rausholen. Sogar "Geboren Um Zu Leben" von Unheilig wird in ihrer Form zum Kracher. Die Strophe könnte in der Art fast von Amon Amarth stammen, und auf einmal kommt einem auch der Text nicht mehr so schmalzig vor. Da denkt man plötzlich noch einmal über Vorurteile nach.
Jan Delays "Oh Johnny" ist okay, und auch "Vom Selben Stern" von Ich & Ich wird dennoch kein Favorit von mir. Genau wie bei "Guten Tag von Wir Sind Helden gehen mir die Originalversionen einfach zu sehr auf den Sack. "Schwarz Zu Blau" von Peter Fox geht dafür wieder klar. "Emanuela" von Fettes Brot bleibt 'ne Partynummer, und auch Deichkinds "Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)" kommt in der Hämatom-Version ziemlich brachial rüber.
Auch die zweite CD eröffnet ein eigener Song namens "Leichen Pflastern Unseren Weg". Nicht schlecht, aber auch nicht zwingend. Dass Hämatom da ein paar besser Tracks am Start haben, zeigen die restlichen Neueinspielungen ihrer alten Hits. Diese haben zum Teil deutlich mehr Dampf, im Falle von "Totgesagt Doch Neugeboren (Teil 3)" in der Pianoversion natürlich das genaue Gegenteil.
Wer Hämatom bis jetzt nicht kennt oder vielleicht sogar bewusst gemieden hat, weil die Jungs auf dem Label der ungeliebten Frei.Wild zu Hause sind, sollte "X" einfach mal anchecken. Fans wissen eh, dass sie hier blind zuschlagen können und echten Gegenwert fürs Geld bekommen.
2 Kommentare
"kids" ist killer - und "bilder im kopf" um welten besser als die lummelige vorlage.
Habs mir eben gekauft, gefällt mir sehr gut. Mein erstes Album von Hämatom. Kids ist mal richtig geil. Und Remmidemmi passt so richtig zum neuen Sound