laut.de-Kritik
Anfang gut, Ende gut. Dazwischen? Endlose Weiten.
Review von Kai ButterweckFredrik Nordström und Andreas Marschall: Ihre Namen zaubern Kennern der Hammerfall-Geschichte ein breites Lächeln ins Gesicht. Während der eine (Nordström) vor knapp zwei Dekaden für das Soundgerüst der beiden Band-Meilensteine "Glory To The Brave" und "Legacy Of Kings" verantwortlich zeichnete, erweckte der andere (Marschall) zur selben Zeit das Hammerfall-Maskottchen Hector zum Leben.
Beide hatten in der jüngeren Vergangenheit allerdings nur noch wenig mit den Herren Cans, Dronjak, Norgren, Larsson und Johansson zu tun. Nun sind sie aber wieder mit an Bord. Eine Tatsache, die jeden Insider sofort Folgendes vermuten lässt: Die Schweden gehen auf ihrem neuen Album wieder back to the roots. Klingt erstmal nicht schlecht, schließlich heben sich die beiden ersten Platten doch ziemlich vom Rest des bisherigen Power-meets-True-Metal ab. Hören wir doch mal rein.
"Hector's Hymn" macht den Anfang. Nach einem kurzen Zupf-Intro geht es auch schon in die Vollen. Das Schlagzeug prescht wie wild nach vorne, gefolgt von nicht minder flotten Power-Akkorden. Oha, das knallt ja richtig! Auch Sänger Joacim Cans hüpft wie ein wildgewordener High-End-Barde im Helloween-Shirt vor dem Mikro auf und ab. Im Refrain nehmen sich dann alle Verantwortlichen in die Arme und schmettern einen der wohl harmonischsten Refrains der letzten fünfzehn Jahre. Wow, was für ein Auftakt!
Ähnlich fesselnd präsentiert sich die Warriors-Hymne "Origins", die fast identisch strukturiert, mit der richtigen Mixtur aus Tempo, Härte und Melodie beeindruckt. Das Problem an der ganzen Sache ist nur, dass zwischen "Origins" und "Hector's Hymn" eine knappe halbe Stunde liegt, in der nur wenig bis gar nichts rund läuft. Äh, wie jetzt?
Ja, richtig gelesen: Kaum, dass die Band ihrem Maskottchen den letzten Akkord zu Füßen legt, verabschiedet sich das Kollektiv in harmoniefeindliche Midtempo-Welten, deren Weiten endlos scheinen. Kein Druck, kein Feuer, keine Ideen: Stumpf und träge schlürfen Songs wie "Bushido", "Ex Inferis" oder die narkotisierende Frost-Ballade "Winter Is Coming" an den Gehörgängen vorbei, ohne auch nur den geringsten Eindruck zu hinterlassen.
Erst mit dem bereits erwähnten "Origins" finden Hammerfall zurück in die Spur. Da ist der Drops aber eigentlich schon gelutscht. Zwar lässt die Band mit "Tainted Metal" und dem abschließenden "Wildfire" kurz vor Torschluss nochmal zwei überdurchschnittliche Flitzer vom Stapel, doch ändert das nur noch wenig an der Schieflage des Gesamtbilds. Nach einem Knaller, drei Thumbs-up-Nummern und sieben Durchhänger klatscht nun wirklich keiner mehr begeistert in die Hände.
2 Kommentare
Hector’s Hymn und Wildfire sind wirklich eine Offenbarung. Da sind endlich mal wieder Speed Metal Anleihen drin. Insgesamt macht das Albumen einen sehr abwechslungsreichen Eindruck. Wir haben Back to the Roots, wir haben modern HF Sound und wir haben den ganz neuen „Infected“ Sound, im Grunde ein gelungenes Best of der Band. Kurz gesagt: Mir gefällt das Album und „Ex Inferis“ ist ein geiles Lied.
Nach der "Infected" bin ich schon etwas enttäuscht von der neue Scheibe. "Hector's Hymn" geht gleich in die Vollen und reißt sofort mit. Der Rest besteht eher aus "nur" guten Material mit der Ausnahme von "We Won't Back Down" und dem Bonus Track "Demonized". Die Single "Bushido" finde ich nicht so gut. Alles in allem eine gute, durchschnittliche Platte, die aber hörbar ist.