laut.de-Kritik
Was das soll, weiß der lustige Glückshase allein.
Review von Dani Fromm"Ich lasse mir das Singen nicht verbieten, das Singen nicht und auch die Fröhlichkeit." Recht so. Wer wollte das auch? Wo man singt, da lass' dich ruhig nieder. Hape Kerkeling stand bei mir jedenfalls noch nie unter Verdacht, zu den bösen Menschen ohne Lieder zu gehören. Entsprechend begrüßenswert erscheint mir seine Mission: "Die gute Laune muss der Mensch behüten. Ein Schlager heißt doch nur ein bisschen Freud'."
Ich kaufe dem Mann seine Liebe zum deutschen Schlager uneingeschränkt ab. Mit diesem Album hat er dem Genre trotzdem einen Bärendienst erwiesen. "Ich Lasse Mir Das Singen Nicht Verbieten" entpuppt sich nämlich als so ärgerlich schlecht, dass es den Schlagerhassern nur weiteres Wasser auf die ohnehin schon munter klappernden Mühlen liefert.
Hape Kerkeling covert Schlagerklassiker. So weit, so okay. Die Auswahl der Stücke verrät Kennerschaft: Die Zahl der ausgelullerten Evergreens hält sich in Grenzen. Statt zum zweihundertsten Mal "Eine Neue Liebe Ist Wie Ein Neues Leben" oder "Fiesta Mexicana" zu bemühen, stöbert diese Zusammenstellung größtenteils deutlich weniger abgenutzte Stücke auf. Den herrlichen "Schmidtchen Schleicher" ("mit den elastischen Beinen") etwa, oder Elfi Grafs "Herzen Haben Keine Fenster". Diggin' the crates: Das lob' ich mir, auch und besonders im Schlager-Kontext.
Man könnte glatt meinen, hier möchte wirklich jemand seinem favorisierten Musikstil huldigen. Was dann allerdings Herpes Ferkelings Comedy-Nummer "Das Ganze Leben Ist Ein Quiz" in der Trackliste verloren hat, weiß allerhöchstens der lustige Glückshase. Der nimmt aber spätestens bei der schauderhaften Disco-Version, die der an sich grandiosen Satire "Hurz" einen Kopfschuss verpasst, ebenfalls Reißaus.
Unter Marketing-Aspekten - die Leute erwarten das "Quiz" und "Hurz" vielleicht einfach, wenn irgendwo Hape Kerkeling draufsteht - mag das Sinn ergeben. Den Charme, den diese Platte eventuell hätte entwickeln können, meuchelt ein solches Vorgehen aber gnadenlos nieder.
Spätestens jetzt steht überlebensgroß die Frage im Raum: Was, bitte, will dieses Album darstellen? Will es ironisch sein? Witzischkeit kennt keine Grenzen? Dafür ist der ganze Rest zu pathetisch und zu dröge. Für eine ernst gemeinte (und entsprechend ernst zu nehmende) Liebeserklärung an den Schlager, hätte man sich die eigenen Schenkelklopper einfach verkneifen müssen.
Die seltsame Unentschlossenheit fällt auf musikalischer Seite vielleicht sogar noch stärker ins Auge. Wer das Babelsberger Filmorchester engagiert und einen Produzenten mit der Erfahrung eines Peter Wagner ans Ruder holt, der bereits für den großen Udo Jürgens oder für Roland Kaiser arbeitete, und als Duettpartnerin nicht nur Michelle Hunziker und Kim Fisher, sondern für "How Do You Do" auch Mary Roos (!!) gewinnt, der muss die Sache doch ernst meinen. Wie kann so jemand dann zulassen, dass der Sound seiner Platte in ganz und gar mittelmäßigem Brei versackt? Drehte man den Retortenbeat an der einen oder anderen Stelle noch stärker auf, passte er glatt in DJ Ötzis Après-Ski-Hütte.
Synthieklänge, wie sie sonst eher Dieter Bohlen verbricht, unterlegen "Herzen Haben Keine Fenster". In "Liebeskummer Lohnt Sich Nicht" ersäuft das Orchester im Plastik-Gitarren-Sumpf. Einzig "Quando, Quando, Quando" bewahrt ein wenig vom luftigen Bossa Nova-Vibe der Vorlage und verbreitet mit Chören und Streichern gediegene Tanztee-Stimmung.
Nein, ich möchte Hape Kerkeling das Singen keineswegs verbieten. Ich verstehe auch, dass er gerne Lieder singt, die ihm gefallen. Soll er! Aber wer soll sich das anhören wollen? Selbst Kerkeling dürfte zum Zwecke des akustischen Genusses doch eher zu den Originalen greifen, deren Interpreten allesamt deutlich besser bei Stimme waren.
Nicht umsonst ist Hape Kerkeling kein Sänger, sondern ein ziemlich guter Entertainer geworden. Was Ausdruck, Volumen und Stimmumfang angeht, erweist sich sein Gesang doch als mehr als limitiert. Im Verbund mit den lieblosen Arrangements ohne Esprit und Seele wirkt seine Darbietung vollends wie eine Karaokeshow. "Die gute Laune muss der Mensch behüten." Stimmt. Diese Platte macht einem das allerdings nicht gerade leicht.
7 Kommentare mit 4 Antworten
Hier wird von einem Schlageralbum von Hape Kerkeling gesprochen. Das kann doch in zweifacher Hinsicht nur reinster Müll sein, den absolut niemand braucht.
Hape früher früher mal richtig gut. Das ist aber auch schon lange her. Ich denke da an "Hurz" oder den "iranischen Schachmeister".
Legende. Geht nix über "Kein Pardon". Seit dem Film bin ich auf der ewig währenden Suche nach dem Automaten, der mir meine persönliche Glücksmelodie offenbart.
bitte werfen sie eine münze ein!
Warum singen wenn man viel besser rappen kann? R.I.P.uli foreva!!!
Helsinki is Hell.
Für mich sein bester Streich. "Hey du siehst aus wie der eine..."
Das war grandios!!!
Hab' gerade eben in die Videos da oben reingehört, und das ist echt schlecht.
Schade, ich hab' irgendwie schon gedacht, der könnte ein paar Schlagersongs einigermaßen erfolgreich verkaufen, wenn die Liebe zum Genre und ein bisschen der Hape-Charme dahinter durchschimmert.
Warum bloß diese eklige Produktion? So klingt das wirklich nicht besser als Andrea Berg und Co.
Yep ,.. mag Harpe auch recht gerne,... aber das geht gar nicht ,.. weder schräg noch qualitativ irgendwie gut ,.. hat der Junge Geld Probleme ? ,.. macht mir auch bei Auftritten im TV einen unwitzigen unmotivierten eindruck ,..