laut.de-Kritik

Harte Riffs und knurrende Vocals. Mehr, bitte!

Review von

Hurra! Helmet sind zurück!
Sieben Jahre nach "Aftertaste" geht Page Hamiltons Suche nach dem perfekten Riff weiter. Zwar fehlt in der aktuellen Besetzung mit Stanier/Bogden die druckvollste und gründlichste Rhythmussektion im Rockbiz der Neunziger, aber Frank Bello (ex-Anthrax) und John Tempesta (ex-Testament) - so viel sei vorab verraten - machen ihre Sache gut.

"Smart" zeigt gleich, wo der Riff-Hammer hängt. Der nette Anfangseffekt, die Gitarren nur auf einem Kanal laufen zu lassen, um dann mit der neu geformten Rhythmussektion in beiden Kanälen zu explodieren, macht Lust auf mehr. Der Klappentext gibt die Richtung vor: "Aim low, just let yourself go!" Machen wir.

Hamilton-typischen Einfallsreichtum am Saiteninstrument gibt es beim Intro zu "Enemies" auf die Ohren. Die Gitarre blökt ein sonores Alarmsignal-Intro, bevor der Song ganz leise wird, Hamilton uns zu gezupftem Bass die Vorgeschichte einer Hassliebe einflüstert, und der Song dann in einem episch klingelnden Dauerrefrain zerfließt. Hach, so macht das Spass.

Schräges Gitarrenspiel, harte Riffs, knurrende Vocals und verzerrte Melodien - klar: Helmet. Aber da ist doch jemand schlecht drauf?! Es muss ein Rosenkrieg tief unter der Gürtellinie gewesen sein. Fast jeder Song der neuen Platte trieft vor Schmähungen gegenüber einer (fiktiven?) Ex-Geliebten. Nicht nur, dass Hamilton ihr den Tod wünscht ("See You Dead"). Nein, er scheint sogar von kleinlicher Missgunst zerfressen ("Everybody Loves You"). Man bekommt fast schon Mitleid mit der Frau. Doch Hamiltons Seelenverfassung beiseite: Der Musik tut diese Vergangenheitsbewältigung gut.

Der militärisch-zackige Hass-Song "See You Dead" beweist auf's Neue Hamiltons uralte Ökonomie-These: Ein Riff, zwei Noten und trotzdem unglaublich viel Drive. Der Kopf nickt automatisch, die Hände greifen zur Luftgitarre. Der überdeutlich emotionsgeladene Text unterstreicht die musikalische Ergriffenheit eines Moments voller Zorn: "I could miss you more right now, or I could slit your throat. Sometimes I get so down you're not around, I'd rather see you dead". Gefühle auf den Punkt bringen, war schon immer Helmets Stärke.

Neben solchen March Or Die-Tracks, gibt es aber auch melodische Ansätze wie "Surgery" oder "Speak And Spell", auf die wir in Zukunft lieber verzichten würden. Schließlich unken bereits die Fans in den Foren, dass man folgende Gleichung für Hamiltons jüngste Schaffensphase aufstellen kann: "Solo-Flop mit Ghandi" + "Winona Ryder als neue Freundin" + "frischer Ruhm" + "alter Bandname" = "Size Matters" und "jede Menge frische Kohle". So lange weiterhin so viele Songperlen dabei herausspringen, kann er sich meinetwegen durch ganz Hollywood poppen.

Trackliste

  1. 1. Smart
  2. 2. Crashing Foreign Cars
  3. 3. See You Dead
  4. 4. Drug Lord
  5. 5. Enemies
  6. 6. Unwound
  7. 7. Everybody Loves You
  8. 8. Surgery
  9. 9. Speak And Spell
  10. 10. Throwing Punches
  11. 11. Last Breath

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5 Kommentare

  • Vor 20 Jahren

    Eins vorweg: Ich find's geil! :D

    Hat aber eine Weile gedauert. Smart kannte ich schon, das gab's ja bereits auf der Homepage zum anhören und das waren Helmet wie man sie kennt. Aber Lieder wie Unwound haben bei mir ewig gebraucht. Die Bridge gefällt mir auch heute noch nicht, obwohl ich den Refrain ewig hören könnte. Und See You Dead oder Enemies sind absolute Überknaller. Hach, schön dass sie zurück sind.

  • Vor 20 Jahren

    stimmt wohl, sehr nette scheibe.

    leider bleibts bei sehr nett, weiss nich fehlt das bissl wos mal aus dem schema ausbricht

  • Vor 20 Jahren

    Mir haben die alten Sachen von Helmet bis zur "Aftertaste" am besten gefallen ("Meantime" und "Betty" vor allem).

    Die klingen doch jetzt wie eine etwas härtere Emo-Core-Band und nicht mehr wie "it's no bad mood, it's a look!"-kickass-Helmet!
    Nee nee, nix für mich.

  • Vor 20 Jahren

    Nuja, für manche Songs stimmt das tatsächlich. Aber irgendwie freu ich mich so unglaublich, endlich mal wieder neues Material von alten Helden zu hören, da drückt man auch schon mal ein Auge zu ;)

    Und wie gesagt: Die Platte hat bei mir echt ein paar Hörgänge gebraucht. Eine Autofahrt nach Köln (vier Stunden) war da sehr hilfreich, da lief sie nämlich auf Rotation :D

  • Vor 20 Jahren

    Mir kicken sie immer noch so arsch wie immer. Klar, teilweise ists etwas melodisch, vor allem Speak and Spell überzeugt nicht, aber sonst ist die Melodie immer so eingesetzt, dass es die Härte und Energie nicht mindert.
    Das Emo-Gefühl hatte ich einmal, beim ersten hören; ging wieder weg, jetzt find ich es nicht mehr.
    Schlicht geniales Album also, nach der Pause. Lieblingstracks: See you Dead und Throwing Punches