laut.de-Kritik

Frischer Mix aus Indiepop, Folk und Rock.

Review von

An einem mangelt es den Jungs von Hot Club De Paris sicher nicht: an Enthusiasmus! Ihr Debütalbum "Drop It 'Til It Pops" sprüht nur so vor Begeisterung und Energie. Die Engländer spielen mit derart viel Leidenschaft und Hingabe, dass es eine wahre Freude ist, ihnen zu zuhören. Ihr musikalischer Mix zwischen Indiepop, Folk und Rock klingt ungeheuer frisch und abwechslungsreich.

Hot Club De Paris kommen zwar aus Liverpool, wie die Beatles hören sie sich aber dennoch nicht an, und auch nicht wie die Arctic Monkeys (böse Zungen behaupten ja, zur Zeit sei jede UK-Newcomer-Band ein Sheffield-Combo-Abklatsch – das wäre hiermit zweifelsfrei widerlegt)! Sound-Vergleiche fallen bei Hot Club De Paris zugegebenermaßen etwas schwer, was wohl an ihrem Faible für komplizierte Liedstrukturen, verquere Rhythmen und mehrstimmigen Kanon-Gesang liegt.

Derartiger Mix verwirrt zunächst ein wenig, überrascht jedoch zugleich mit ungeheurer Dynamik, viel Humor und vor allem Spielfreude. Letztere stellen die Liverpooler live besonders beeindruckend unter Beweis, ihre Entertainer-Qualitäten werden allseits gelobt. Laut eigener Aussage geben Paul Rafferty (Bass, Gesang), Matthew Cameron Smith (Gitarre, Gesang) und Alasdair Smith (Schlagzeug, Gesang) die Pop-Version von NOFX, Black Flag oder Shellac ab, Vergleiche mit Architecture in Helsinki oder den frühen Futureheads leuchten allerdings mehr ein.

An Witz mangelt es der Liverpool-Combo auch nicht. Beleg hierfür: Überlängen-Songtitel wie "Sometimes its better not to stick bits of each other in each other for each other" (im Original zusammen geschrieben) lassen sich nur unter größter Anstrengung lesen oder gar schreiben, klingen dafür aber ziemlich lustig. Der Track ist, wie das Album als Ganzes, sehr kraftvoll und schnell. Die heiter-flippigen Gitarren überschlagen sich fast schon, und der genauso rasante Sprech-Gesang verleiht dem Song seinen ganz eigenen Charme.

Der Opener "Shipwreck" besticht ebenfalls mit flotten Gitarren-Parts und schwungvollem Gesang. Besonderes Highlight ist das Acapella-Intro, natürlich mehrstimmig in feinster Barbershop-Manier vorgetragen. Mit ihren harmonischen, melodisch-reinen Kanon-Vocals versetzen die Jungspunde jede Musiklehrerin oder Chorleiterin in höchste Verzückung – bestes Beispiel hierfür "Bonded By Blood (A Song For Two Brothers)". Hier verzichtet das Trio ganz auf Instrumentalbegleitung, trällert munter vor sich hin und legt das Augenmerk auf peppige Beatbox(!)-Geräusche.

"Clockwork Toy" eröffnet mit raffinierten Gitarrenriffs, die den Track dominant durchziehen. Melodie und Lyrics sind hier ernster gehalten ("A clockwork toy, a broken boy slumped through a flaming hoop. The trapeze artist is suspended in the air. They're going, they're leaving, they're getting up slowly like clockwork toys who fulfill their potential."). Fröhlicher und weniger melancholisch geht es in "Names And Names And Names" zu. Ein Track, der sich dem Thema "chronische Vergesslichkeit" widmet ("I forgot, that I forget. Names and names and names… When did you tell me what your name was?") – nicht unbedingt tiefgründig, aber sehr amüsant und vor allem eingängig. Cathy Refrain und Vocals laden zum munteren mitsingen ein.

"Yes / No / Goodbye!" kennzeichnet eine große Portion Sarkasmus, "Hello, I Wrote A Song For You Called 'Welcome To The Jungle'" viel Ironie. Offiziell verarbeitet "Hello, I Wrote A Song For You …" Pauls Umzug aus der heimischen small town nach Liverpool, inoffiziell ist der Track natürlich eine heimliche Hommage an Guns N' Roses-Frontmann Axl Rose! "Everyeveryeverything" beschließt das Debüt mit markanten Drums sowie rasantem Rhythmus und rundet die Platte damit perfekt ab.

Mein Resümee: "Drop It 'Til It Pops" verdient viel Lob, nicht nur, weil es anders, sondern vor allem, weil es raffiniert neu klingt. Im Mittelpunkt stehen die kanonartigen, sich staffelnde Vocals, sehr klangreich und charmant. Eine weitere Besonderheit sind die Songrhythmen. Jenseits von 4/4 variieren Takt und Tempo innerhalb der einzelnen Tracks mehrfach. Das mag kurios klingen, ist zugleich aber auch einfallsreich, extrem unterhaltsam und überaus witzig.

Trackliste

  1. 1. Shipwreck
  2. 2. Clockwork Toy
  3. 3. 3:55am: I Think We Should Go Home
  4. 4. Yes / No / Goodbye!
  5. 5. Names And Names And Names
  6. 6. Sometimes its better not to stick bits of each other in each other for each other
  7. 7. Snitches Get Stitches
  8. 8. Who Am I? (What's My Name?)
  9. 9. Welcome To The Hop
  10. 10. Bonded By Blood (a Song For Two Brothers)
  11. 11. Hello, I Wrote A Song For You Called "Welcome To The Jungle"
  12. 12. Your Face Looks All Wrong
  13. 13. Every every everything

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29 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    www.myspace.com/hotclubdeparis

    heißer scheiß :ill:

    album: drop it 'til it pops

    Tracklist:
    1. "Shipwreck"
    2. "Clockwork Toy"
    3. "3:55 AM: I Think We Should Go Home"
    4. "Yes/No/Goodbye"
    5. "Names And Names And Names"
    6. "Sometimesitsbetternottostickbitsofeachotherineachotherforeachother"
    7. "Snitches Get Stitches"
    8. "Who Am I? (What's My Name?)"
    9. "Welcome To The Hop"
    10. "Bonded By Blood (A Song For Two Brothers)"
    11. "Hello I Wrote A Song For You Called 'Welcome To The Jungle'"
    12. "Your Face Looks All Wrong"
    13. "Everyeveryeverything"

    Toll!
    ...und leider zu wenig beachtet! :cry:

  • Vor 17 Jahren

    Finds gut, live wars auch ein Spaß :)
    Besonders als "Who am I (whats my name?)" als Snoop Dogg Cover angekündigt wurde :D
    Und von wegen zu wenig beachtet, also habe das bis jetzt ziemlich vielen Leuten vorgespielt die alle davon begeistert waren, Mundpropadanga oldschool und so!

  • Vor 17 Jahren

    @himself (« findest du? die laut.bar ist ja nicht unbedingt repräsentativ :ill: »):

    momentan begegnen mir lediglich klaxons überall, aber die hier find ich noch relativ ungehypt.