Howard Carpendale - " Happy Christmas… Again!"

"Happy Christmas" hat offenbar nur für die Geschenke unter Carpendales Weihnachtsbaum der letzten vier Jahre gereicht. Denn Obacht! Hier kommt "Happy Christmas... Again!". Und nein, Carpendale präsentiert nicht nur wieder denselben Insider-Gag, sondern auch – Überraschung – wieder dieselben Songs. Immerhin gibt's fünf neue Weihnachts-Hits obendrauf. Und vier Interludes mit persönlichen Botschaften, die man nicht unbedingt bestellt hat. Falls sich jemand fragt: Kann man den ersten Advent besser feiern als mit diesem Album? Kurze Antwort: Ja. Lange Antwort: Ja, sehr. Aber dieses Album ist Sinnbild für "schlimmer geht immer". Und diesmal sogar im positiven Sinne.

Los geht's mit einem der Neuzugänge: "Merry Christmas (Der Schönste Weihnachtssong)", begleitet vom City Of Prague Philharmonic Orchestra. Wer auf Weihnachts-Overload steht, wird hier wenig Anlass zur Beschwerde finden. Carpendale ist auch 2025 kein stimmliches Wunder, aber sein Charme schimmert durchs Arrangement, das Prager Orchester gibt sich Mühe – und siehe da: Der Track funktioniert.

Nach diesem soliden Auftakt macht Carpendale dann aber einen astreinen Satz in den Christbaumständer. 43 Sekunden Sprachmemo. Für Carpendale gehört zu Weihnachten vor allem eins, und nein, es ist weder Besinnlichkeit noch Liebe. Es ist: das Lachen. Howard erzählt von Momenten, die länger bleiben als jedes Geschenk. Fehlt nur noch eine kleine Werbeunterbrechung für das 2CD Deluxe Edition & Tassen-Bundle, doch die bleibt überraschenderweise aus.

Weiter geht's mit den 2021er Versionen samt Royal Philharmonic Orchestra, die damals im Weihnachtsbusiness sogar respektable Charts-Luft schnupperten. Nostalgie kommt auf, bis "Interlude Gemeinsamkeit" wieder alles niederwalzt. Wir sind stark, wenn wir zusammen sind. Ja, schon klar. Gut, dass es die Tasse dazu gibt, das Poesiealbum ist ja schon gratis integriert.

"Christmas (Baby Please Come Home)" bringt frischen Wind – zum Glück auf Englisch, das klingt automatisch eine Spur glaubwürdiger. Dann wieder zurück ins Deutsche mit "Lass Es Schneien", das auch gut funktioniert. Irgendwie. "Interlude Momentum" versucht große Worte mit kleinem Inhalt und unterbietet selbst diese Erwartung noch.

Dafür überrascht "Merry Christmas Everyone" mit einem fast schon entschlossenen Groove. Ein kurzer Schreck: keine Glöckchen! Die kommen dann aber mit "Jingle Bells" zurück – Kitsch trifft Orchester trifft mittelmäßigen Schlager. Doch da Weihnachtsalben traditionell gern ins Unerträgliche abdriften, zählt das hier trotzdem (immer noch) zu den Big Playern.

Unterm Strich: Ein solides Weihnachtsalbum. Für Weihnachten eben. Das Problem: das war es auch 2021 schon. Diese "erweiterte ReEdition" will vor allem eines. Weihnachtsgeld. Und dafür bietet es einfach viel zu wenig Neues. Ob man sich ein vier Jahre altes Album mit fünf neuen Songs und vier Interludes, die eher in Richtung festlich aufdringlich gehen, wirklich ins Haus holen muss? Eher nicht. Ziemlich sicher nicht. Einzig valider Kaufgrund: die Tasse.